Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Botanik im Kriege 
571 
Abb. 8. Zichorienpflanze ' Abb. 9. Zichorienwurzel 
Wirkung verleihen, in der heimischen Pflanzenwelt nicht Vorkommen. Wohl aber 
können andere gute Eigenschaften des Kaffees wenigstens teilweise ersetzt werden, 
wie Geschmack, Aussehen, seine durststillende Eigenschaft usw. Zu scheiden ist 
zwischen Kaffee-Ersatz-Pflanzen, welche zu diesem Zwecke kultiviert werden, und 
anderen, deren Ertrag von wildwachsenden Pflanzen eingesammelt wird. Als 
wichtigste Ersatzpflanze aus der Kultur kommt die Zichorie in Frage. Die Zichorie 
ist heimisch im Mittelmeergebiet und Vorderasien. Dort ist die Wurzel schon 
längst als Arzneimittel, die Blätter als Gemüse im Gebrauch. Als Kaffee-Ersatz 
wird sie in Deutschland zuerst hauptsächlich durch Friedrich den Großen einge 
führt. Um 1770 beginnt ungefähr die Großkultur zu diesem Zwecke in Preußen, 
und gegen Ende des 18. Jahrhunderts vertreibt eine Berliner Fabrik schon Tausende 
von Pfunden von diesem Berliner Kaffee. Durch die Kontinentalsperre wurde die 
Zichorienkultur dann erheblich gesteigert, und 1907 produzierte Deutschland für 
ü,75 Millionen Mark Zichorie. Die Zichorie stellt nun auch heute das wichtigste Kaffee- 
Ersatzmittel dar (Abb. 8—10). Daneben kommt die Gerste in Frage, deren 
Europa. So lagen die Verhältnisse, als Napoleon I. England als den Haupt 
feind Frankreichs und des Kontinents überhaupt erkannte und bestrebt war, 
ihn nach Möglichkeit zu schädigen. Ein Mittel dazu bot sich ihm, wie allgemein 
bekannt, in der Kontinentalsperre, das ist das Verbot der Einfuhr sämtlicher 
überseeischer Produkte nach Europa. Hierdurch wurde die Kaffee-Einfuhr in ganz 
besonderem Maße betroffen. Naturgemäß wurde allenthalben nach Ersatz gesucht. 
Einen vollen Ersatz für Kaffee zu beschaffen, ist ja allerdings ebensowenig möglich 
als für Tee, da die Alkaloide Coffein und Thein, welche beiden ihre charakteristische
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.