Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Botanik im Kriege 
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zur Verwendung. Schlüsselblumen, Weidenröschen und Mädesüßblätter treten 
hie und da in noch etwas reichlicherem Maße dazu, und in Norddeutschland spielen 
manche Wildgemüse bei der Bereitung der berühmten Aalsuppe noch eine, wenn auch 
ziemlich untergeordnete Rolle. 
Im Kriege hat man sich nun auch wieder mehr darauf besonnen, daß unsere 
Vorfahren ihre Salate und Gemüse in erster Linie aus Waldpflanzen bereiteten, 
und lebhafte Bestrebungen haben zu gesteigerter Nutzung unserer Wildpflanzen 
geführt. Es ist hier nicht möglich, auf alle die Pflanzen einzugehen, welche zur 
Bereitung von Salaten und Gemüsen empfohlen und benützt werden. Als Beispiele 
führe ich eine Liste auf, welche in einer Mitteilung des Königlichen botanischen 
Gartens und Museums in Berlin enthalten ist. - Es werden empfohlen: 
1. Als Blattgemüse: Triglochin maritimum, Urtica dioeca (Brennessel), 
Rumex-Arten (Sauerampfer), Chenopodium- und Atriplex-Arten (Gänsefuß und 
Melde), Stellaria media (Vogelmiere), Brassica campestris (Feldkohl), Sedum 
reflexum (Tripmadam), Sanguisorba officinalis (Wiesenknopf), Potentilla Anserina 
(Gänsefingerkraut), Pimpinella saxifraga . (Bibernell), Symphytum officinale 
(Beinwell); 
2. als Salate: Nasturtium aquaticum (Brunnenkresse), Cardamine amara, 
Barbaraea vulgaris (Bartmannskraut), Valerianella olitoria (Ackersalat); 
3. als Wurzelgemüse: Sagittaria sagittaefolia (Pfeilkraut), Lathyrus tube- 
rosus (Erdeichel), Oenothera biennis (Nachtkerze, Rhapontica), Pastinaca sativa 
(Pastinake), Chaerophyllum sativum (Kerbel), Chaerophyllum bulbosum (Kerbel 
rübe). (Bei Umbelliferen Vorsicht wegen Verwechselung mit Schirling.) Campanula 
rapunculoides und Rapunculus (Rapunzel). 
In neuerer Zeit sind dann vielerlei Büchlein und Schriften diesen Wildgemüsen 
gewidmet worden. 
Pilze. 
Es war vor dem Kriege nicht gerade Usus, daß von Botanikern allzuviel 
zur Verbreitung der Kenntnis der Pilze des Waldes beigetragen wurde. Die Pilz- 
kenntnis wurde vielmehr, abgesehen von vereinzelten Lehrern, welche sich ihrer 
annahmen, fast ausschließlich durch die bekannten Pilzbüchlein erworben. Die 
Pilzkontrolle aber wurde zumeist vom Nahrungsmittelamt ausgeübt, an welchem 
Nahrungsmittelchemiker tätig waren. In vielen Städten war, den Verhältnissen 
Rechnung tragend, nur eine beschränkte Anzahl gut kenntlicher Pilze zum Markt 
verkauf zugelassen. 
Als nun die Beschränkung unserer Nahrungsmittel anhub, da wurde von den 
verschiedensten Seiten den Pilzen des Waldes wieder besondere Aufmerksamkeit 
gewidmet. Man veranstaltete an Hochschulen, an landwirtschaftlichen Versuchs 
anstalten verschiedener Art, durch Lehrer von höheren und Volksschulen usw. 
Pilzkurse, Pilzausstellungen, Pilzausflüge, Pilzessen, um die Schätze des Waldes 
möglichst weitgehend zu heben. Naturgemäß kam es einmal dara,uf an, möglichst' 
viele Pilze nutzbar zu verwenden, andererseits sich gegen Vergiftungen zu schützen. 
Man ging also allgemein von der im Frieden gemachten Beschränkung, nur eine 
bestimmte Menge von Pilzarten zu nützen, ab, und ging dazu über, zu nützen, was
	        
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