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Oefele
Fesselballon.
Der Fesselballon, dessen Tätigkeit immer nur eine beschränkte sein kann,
kommt hauptsächlich für die Gefechtsaufklärung in Betracht. Die Beobachtungs
fähigkeit erstreckt sich bloß auf geringe Entfernungen, bis auf etwa 7 Kilometer,
die aber bei schlechtem Wetter noch ganz erheblich abnehmen können. Innerhalb
dieser Grenzen kann er jedoch im Bewegungs-, Festungs- und Stellungskrieg er
folgreiche Verwendung finden. Sehr gute Dienste leistet er bei der Aufklärung im
Rücken des Feindes, bei der Feststellung feindlicher Verschanzungen, bei Erkundung
verdeckt stehender feindlicher Batterien. Am wertvollsten ist er zweifelsohne bei
der Beobachtung des Feuers der eigenen Artillerie.
Der Fesselballon, nach der Bauart Parseval-Sigsfeld, ist in 20 Minuten
meldungsbereit in der Luft und hat eine mittlere Steighöhe von 600 bis 1000 Metern.
Infolge seiner Konstruktion gewährt er großen Auftrieb und steht in der Luft ziem
lich ruhig; er hat aber den Nachteil, daß er dem Feinde ein recht gutes Ziel bietet
und schon mit einem einzigen Treffer heruntergeschossen werden kann. Um den
Bewegungen vorwärts wie rückwärts folgen zu können, ist es ermöglicht, daß man
mit ,,Ballon hoch“ sich den Bewegungen anschließen kann; allerdings ist dies nur
in beschränktem Maße möglich, sodaß eine dauernde Verwendung auf längeren
Märschen ausgeschlossen ist. Die Meldungen aus dem Ballon nach unten erfolgen
telephonisch.
V. Nachrichtenmittel.
Die Übermittlung von Nachrichten spielt eine außerordentlich wichtige Rolle.
Je größer die Heeresmassen geworden, je vielseitiger ihre Aufgaben und je schwieriger
ihre Tätigkeit, desto mehr mußte auch das Nachrichtenwesen ausgebaut werden.
Wie überall im Heerwesen, so hat der rastlose Fortschritt der Technik auch hier
eine gewaltige Umgestaltung hervorgerufen. In früherer Zeit war man ausschließ
lich auf die mündliche oder schriftliche Übermittlung der Nachrichten angewiesen,
die durch Boten übprbracht wurden. Jetzt werden die neuesten technischen Hilfs
mittel, soweit nur irgend möglich, der Nachrichtenübermittlung dienstbar gemacht
und in ausgedehntem Umfang angewendet; denn die Technik des heutigen Nach
richtenverkehres muß Ansprüchen gewachsen sein, die in der Tat bis zur äußersten
Grenze des Möglichen heranreichen. Man nützt diese technischen Nachrichten
mittel um so lieber aus, je unabhängiger sie von der menschlichen Unvollkommenheit
und vom Raum sind, je schneller sie arbeiten und je sicherer sie gegen Störungen
sind. Trotz der hoch gesteigerten Vervollkommnung jedes einzelnen dieser Hilfs
mittel bietet doch keines unbedingte Sicherheit des Verkehrs; denn jedes kann
zeit- und stellenweise unter dem Einfluß des Gegners, des Geländes, der Witterung
usw. versagen. Darum müssen sich die technischen Nachrichtenmittel gegenseitig
ergänzen und bei ihrer Anwendung ihre Leistungsmöglichkeiten eingehend berück
sichtigt werden. Darum ist die frühere Nachrichtenübermittlung durch Boten auch
heute keineswegs überflüssig geworden, sondern hat sich im Gegenteil neben den
technischen Hilfsmitteln als die oft einzig mögliche Art der Nachrichtenbeförderung
erhalten. : .