Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Krieg und Kultur 
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einende, organisierende Geist, der gesteigerte Nationalen, der alle Stände und 
Parteien verbindet, macht nicht unsere Größe, sondern erst die gereifte Selbständig 
keit der Persönlichkeit. Dieses große Erbe, das das 19. Jahrhundert aus den Händen 
Goethes empfangen hat, ist durch Paul de Lagarde, den prophetischen Vorboten 
der deutschen Zukunft, aufs tiefste mit der Idee des nationalen Lebens verknüpft. 
Und wenn wir heute in Fichte vor allem den Herold des deutschen Geistes sehen, 
wenn wir auch in Fr. Nietzsche, dem Denker europäischer Gesinnung, dem Ver 
künder heroischer Lebensbejahung und schenkender Tugend, den Unseren sehen, 
so fühlen wir in dem allen, daß der Sinn des Krieges tief im innersten Leben seine 
letzte Erfüllung findet. 
Max Sc he ler, Der Genius des Krieges und der deutsche Krieg. Leipzig 1915. 
, Der Genius des Krieges und das Gesamterlebnis unseres Krieges. (Der große Krieg. Bd. I 
276—287.) 
Otto Hintze, Der Sinn des Krieges. (Deutschland und der Weltkrieg. S. 677—686.) 
Heinrich Finke, Recht und Notwendigkeit des Weltkrieges. (Deutsche Kultur, Katholizismus 
und Weltkrieg. S. 19—46.) 
Hermann v. Grauert, Deutsche Weltherrschaft? (Dass. S. 357—387.) 
Ernst Finkbeiner, Der Kultursinn des Weltkrieges. Tübingen 1915. 
A. Bonus, Für welchen Weltgedanken kämpfen wir? München 1914. 
E. Troeltsch, Nach Erklärung der Mobilmachung. Rede. Heidelberg 1914. 
G. Mehlis, Der Sinn des Krieges. (Logos. 1916. Heft 5.) 
J. Cohn, Widersinn und Bedeutung des Krieges. (Logos 1916. Heft 3.) 
Zweiter Teil. 
Das Geistesleben im Kriege und die Geistes 
wissenschaften. 
1. Krieg und Geschichtswissenschaft. 
Wir wiesen oben (S. 7) darauf hin, wie das Erlebnis des Krieges in den 
Völkern das Bewußtsein ihrer geschichtlichen Wesenheit erweckt. Im Kriege 
wurzelt denn auch die Geschichtswissenschaft, die in der großen epischen Dichtung 
ihre Vorbereitung hat. Erwacht im Epos das Bewußtsein für die nationale Lebens 
gemeinschaft, so tritt die Geschichte hervor, sobald eine Nation die bildende Ge 
walt des Kampfes um Heimat und Staat in sich erfährt. Wie die wissenschaftliche 
Philosophie, ist auch die Geschichtswissenschaft eine Schöpfung der Griechen. 
Aus den für Europas Zukunft entscheidenden Tagen, aus den Perserkriegen, tritt 
sie hervor mit dem Werke des Herodot, hier noch stark von epischem Geist durchtränkt 
und von der Novelle umrankt. 
Jn höchster Vollendung steht sie im Werke des Thukydides als einem Ergebnis 
des peloponnesischen Krieges vor uns. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat Napo 
leon I. in den Völkern Europas wieder geschichtliches Lebensgefühl geweckt, und