Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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M. Blaschke 
die Straße. Unter den Linden in der Nähe des Opernhauses kreuzt. Steile 
Rampen bilden an allen drei Zuführungsstellen den Zugang, und besondere 
Sieherheitseinrichtungen wurden getroffen, um die Straßenbahnwagenführer zu 
langsamer Ein- und Durchfahrt und Innehalten eines bestimmten Abstandes 
zu zwingen (Berl. Tagebl. 1916, Nr. 631). Die Wagen müssen zuerst langsam 
auf die Rampe gehen, in deren Mitte eine rote Tafel die Zwangshaltestelle 
angibt; jeder Wagen muß also auf der Rampenmitte halten und langsam in den 
Tunnel einfahren, wo ein System von Signalen, farbige Lichter, durch die fahrenden 
Wagen selbst beeinflußt (ähnlich wie bei der Hoch- und Untergrundbahn), die 
Abstände derWagen gegeneinander regelt. In Abständen von je 32 Metern ist an jedem 
Gleis eine Signaleinrichtung, welche entweder grünes Licht für Fahrt frei oder rotes 
Licht für Halt zeigen kann. Ist dann ein Straßenbahnwagen 15 Meter über solch ein 
Signal hinausgefahren, so stellt er dieses selbsttätig auf Halt, indem der Strom 
abnehmer einen an der Tunneldecke angebrachten Kontakt mit der Stromleitung 
verbindet, und es stellt sich erst auf Fahrt frei, sobald derselbe Wagen 15Meter hinter 
dem nächsten Signal ist. So geht die Signalisierung fort, und bei ihrer Beachtung 
kommen die Wagen höchstens auf 8 Meter einander nahe. Der die Signale betätigende 
Schleifkontakt kann vom Wagen mit Kontaktrollen oder Gleitbügeln befahren 
werden. In der Mitte des Tunnels, wo sich die beiden Tunnelzweige trennen, ist eine 
Alarmeinrichtung angebracht, von der aus durch Druck auf einen Knopf bei einer 
Störung die Aufseher an den drei Rampen benachrichtigt werden, um alle ein 
fahrenden Wagen aufzuhalten, und sämtliche Signale auf Rot, also Halt, gestellt 
werden können. Der Tunnel ist sehr stark beleuchtet, damit die Signalfarben nicht 
von blendendem Licht zugedeckt werden, doch werfen die zur Erhellung der Fahr 
straße dienenden Lampen ihr Licht nur nach oben und unten, nicht aber vorwärts. 
Ferner hemmte der Krieg wohl die Durchführung mancher Pläne, aber 
nicht ihre Ausführung, denn gerade jetzt wurden besonders große Anforderungen 
an das Verkehrswesen und die Verkehrsmittel gestellt, für die Eisenbahn 
nahmen mit dem Kriege die Aufgaben zu, sie diente nicht mehr ausschließlich 
zur Beförderung von Reisenden und Gütern, sondern hatte außer Truppen 
und Pferden auch Proviant und Munition zu befördern, den Verkehr mit und in 
der Heimat aufrechtzuerhalten, den Außenhandel mit Lebensmitteln fortzusetzen, 
Gefangenen- und V erwundetentransporte durchzuführen. Alte Personenwagen wurden 
zu fahrenden Kranken- und Operationsräumen umgewandelt, kurz, die Verkehrs- 
technik hatte unzählige, mannigfache Aufgaben zu lösen, unter erschwerten 
Verhältnissen Brücken zu bauen (Abb. I), Baumaterial herbeizuschaffen u. a. m., 
ebenso Erfindungen und Verbesserungen auszuführen und zu prüfen (Abb. la). So kon 
struierte man zur Beförderung von Lokomotiven auf Vollspurbahnen mit anderer 
Spurweite Tiefgangwagen, deren Plattform nur zirka 50 Zentimeter über den 
Schienen liegt. Sie besitzen einen möglichst kleinen Radstand und eine Lade 
fähigkeit von zirka 50 000 Kilogramm. Das Einladen der Lokomotiven mrd 
erleichtert durch bequeme Vorrichtungen (111. Jahrb. 1917, S. 149). 
Mittelflur wagen benutzt die Krefelder Straßenbahn. Diese Wagen 
haben in der Mitte einen 2 Meter langen Flur, dessen Boden nur wenig über dem 
Straßenniveau liegt, wodurch man direkt in den Wagen treten kann, ohne eine Stufe
	        
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