Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Waffen 
247 
nen Schichten mit gemeinsamem Mittelpunkt in der Weise auf gebaut, daß auf das 
Kernrohr ein Mantel in erwärmtem Zustand aufgezogen wird, der dann nach dem 
Erkalten das Kernrohr zusammenpreßt und so an dem Widerstand gegen den auf 
die inneren Schichten des Rohres ausgeübten Druck der Pulvergase teilnimmt. 
Bei besonders großen Ladungen sind an den Stellen des höchsten Gasdruckes, dem 
Ladungsraum und den zunächsthegenden Stellen der Seele, zur Verstärkung um den 
Mantel noch Ringe gezogen und dadurch die Mantelringrohre gebaut. Dieser Aufbau 
des Rohres, „künstliche Metallkonstruktion“ genannt, erhöht die Haltbarkeit des 
Rohres gewaltig und wird von Krupp in unerreicht vollendeter Weise ausgeführt. 
Der Verschluß, der bewegliche Boden des Rohres, ist einer seiner wichtigsten 
Teile; von seinem richtigen Verhalten hängt wesentlich die Brauchbarkeit des 
Geschützes im Feuer ab. Er muß nicht nur beim Schuß das Rohr gasdicht abschließen, 
sondern auch sich schnell öffnen und schließen lassen, und enthält das Schloß, sowie 
alle zur Abgabe des Schusses und zur Sicherung notwendigen Einrichtungen. Die 
modernen Verschlüsse sind Keilverschlüsse mit geradliniger, wagerechter Ver 
schiebung senkrecht zur Seelenachse; bei ihnen geschieht das Öffnen und Schließen 
mittelst einer Schubkurbel durch einen Handgriff und besteht die sonstige Be 
dienung im Laden und Abziehen. Diese Verschlüsse haben eine Auswerfervorrich 
tung, die nach dem Schuß selbsttätig die Hülse entfernt; ein weiterer Vorzug ist die 
denkbar beste Abdichtung durch die sich bei jedem Schuß erneuernde Hülse. Ein 
weiterer Fortschritt sind die halbautomatischen Verschlüsse, bei denen der Rohr 
rücklauf zur automatischen Betätigung des Verschlusses verwertet wird; hier 
öffnet sich nach Abgabe des Schusses der Verschluß selbsttätig und wirft dabei 
die leere Hülse aus; gleichzeitig wird eine zum späteren selbsttätigen Schließen 
des Verschlusses vorgesehene Feder gespannt, die sich beim Laden der neuen Patrone 
auslöst und dadurch das Schließen des Verschlusses bewirkt. Die neueste Vervoll 
kommnung stellen die selbsttätigenVerschlüsse dar, bei denen Öffnen des Verschlusses, 
Auswerfen der Hülse, Einführen einer neuen Patrone und Schließen des Verschlusses 
— also sämtliche Ladebewegungen von einem Schuß zum andern —- vollständig 
automatisch vor sich gehen. 
Das Kennzeichnende der modernen Geschütze ist der Rohrrücklauf; das 
Schießgestell, die Lafette, bleibt beim Schuß unbeweglich stehen, das Geschützrohr 
aber läuft infolge des Rückstoßes wie ein Schlitten auf einer Gleitbahn, der Wiege, 
zurück, wird durch eine dem pneumatischen Türschließer ähnlich wirkende Flüssig 
keitsbremse gehemmt und durch die Vorholvorrichtung, eine starke Feder oder 
Preßluft, wieder in die Schußstellung vorgeschoben. Durch diese elastischen 
Zwischenmittel vollzieht sich die Bewegung so ruhig und gleichmäßig, daß das 
Geschütz nicht aus seiner Richtung gebracht wird. Es fällt somit das früher nach 
jedem Schuß notwendig gewesene, die Kräfte der Bedienungsmannschaft sehr 
anstrengende Vorbringen und Richten des Geschützes weg. Durch die völlige 
Standfestigkeit des Geschützes beim Schuß ist auch die Anbringung von Stahl 
schilden zum Schutz der Bedienung gegen Sprengteile und Kleingeschosse ermöglicht. 
Die Zieleinrichtung besteht vor allem in einem Rundbhckfernrohr, durch 
das der gedeckt hinter dem Schutzschild sitzende Richtkanonier einen Überblick 
über den ganzen Horizont gewinnen kann, ohne seine Deckung aufzugeben; dadurch 
Ver 
schlüsse 
Rohr 
rücklauf 
Ziel- und 
Richt 
einrich 
tungen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.