Die Ballistik im Kriege
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Methode wird mit einem gewissen Recht der Vorwurf gemacht, daß durch das
Anbohren des Geschosses und durch das Abbrennen des Leuchtsatzes die Ver
hältnisse andere sind wie beim gewöhnlichen Schuß. Diese Einflüsse sind aber
derartig gering, daß sie den hohen Wert der Neesenschen Versuche in keiner
Weise herabsetzen können.
Auch die gewöhnlichen photogrammetrischen Verfahren und insbesondere
die stereophotogrammetrischen hat man in letzter Zeit zur Ermittlung der Flugbahn
mit gutem Erfolg benutzt. Es wurden mit ein und demselben Geschütz unter sonst
ganz gleichen Bedingungen eine Reihe von Schüssen mit verschiedener Zünderstel
lung abgegeben und die einzelnen Sprengpunkte mit zwei photographischen Appa
raten, die unter bestimmten Bedingungen zueinander aufgestellt waren, photogra
phiert. Die so erhaltenen Stereophotogramme wurden dann in dem sogenannten
Stereokomparator mit Hilfe der wandernden Marke ausgemessen. Auf die Einzel
heiten dieser sehr geistreichen stereophotogrammetrischen Verfahren kann hier nicht
näher eingegangen werden.
Hiermit ist in großen Zügen der Stand der Ballistik bei Ausbruch des Krieges
skizziert. Die praktischen Erfolge der angewandten Ballistik sind mit ehernen Lettern
in die Geschichte dieses großen Krieges geschrieben, in der die Leistungen unserer
42-cm-Mörser ein Ruhmesblatt von seltener Erhabenheit darstellen. Aber auch neue
Aufgaben sind der Ballistik in diesem Kriege erwachsen. Von diesen mannigfaltigen
seien nur einige Hauptaufgaben genannt, so die Beschießung des Fliegers im Raum,
das Feuergefecht vom Flugzeug zur Erde und vom Flugzeug zum Flugzeug, sowie
der gezielte Bombenwurf vom Luftschiff und Flugzeug.