Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Photographie im Kriege 
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vollständig kartographisch festzulegen, so daß die Bearbeitung und Zeichnung 
der Karte in Ruhe zu Hause vorgenommen werden kann. 
Das Nachfolgende soll nun noch in großen Zügen auf die Unterschiede eingehen, 
die das Photographieren aus der Luft gegenüber dem auf der Erde bietet. Wie 
schon oben kurz angedeutet, unterscheidet sich eine solche Aufnahme von den 
sonst üblichen vollständig dadurch, daß sie gewissermaßen nur Hintergrund ent 
hält. An sich wäre damit die Aufnahme sehr einfach, einfacher wie sonst, wenn- 
nicht zwischen diesem Hintergrund und dem Aufnahmeapparat eine mehr oder 
weniger dicke Luftschicht sich befinden würde, die technisch große Schwierigkeiten 
bereitet. Physikalisch muß man sagen, daß Luft ein trüber Stoff ist, der von dem 
Licht, das durch ihn hindurchgeht, einen Teil verschluckt und gar nicht zur Wirkung 
kommen läßt, und überdies seine Farbe verändert. Das wäre an sich, photographisch 
betrachtet, noch nicht so schlimm, schwieriger ist es nur dadurch, daß die mehr 
zufälligen Eigenschaften der Luft durch die gelegentlichen Änderungen ihres Feuch 
tigkeitsgehaltes, in Gestalt von leichtem Nebel, Dunst und ihrem stets wandelbaren 
Gehalt an Staub, Rauch usw., ohne daß wir beim bloßen Hinschauen wesentliche 
Unterschiede merken, trotzdem so kräftig verändert sind, daß die photographische 
Aufnahme durch sie ganz anders gestaltet, ja verdorben werden kann. Jedem, der 
selber praktisch photographiert, wird die Erscheinung bekannt sein, daß die fernen 
Gegenstände unter der Wirkung der Luft, die zwischen ihnen und dem Apparat 
liegt, um so heller erscheinen, auch photographisch heller sind, je weiter sie sind; 
der photographische Erfolg ist sogar so, daß auf der Aufnahme die Ferne meistens 
in einem allgemeinen Nebel verschwindet; d. h. alle dort befindlichen Gegenstände 
sind photographisch gleich hell, so daß sie sich auf der Platte nicht mehr voneinander 
abheben. 
Es ist mit Absicht im vorstehenden stets von der photographischen Hellig 
keit der fernen Gegenstände gesprochen. Denn man muß berücksichtigen, daß die 
photographische Platte nicht im entferntesten an die Fähigkeit unseres Auges, 
Farbenunterschiede wahrzunehmen, heranreicht. Vielmehr ist die Platte im wesent 
lichen nur empfindlich für blaue Strahlen und unempfindlich für rote, und es 
leuchtet demnach ein, daß gerade infolge der bläulich schimmernden Ferne mit 
den üblichen Platten eine gute Aufnahme nicht zu erhalten ist, weil eben alles 
mit einem Schleier bedeckt erscheint, die Luft sich sozusagen mitphotographiert, 
und daß dabei gerade das wichtigste verloren geht, die Schärfe, auf die bei den 
Fliegeraufnahmen alles ankommt. Wir können sagen, daß aus je größerer Ent 
fernung oder Höhe eine solche Aufnahme gemacht wird, desto mehr werden sich 
die Kontraste und die Schärfe vermindern. 
Es ist indessen nun ohne besondere Schwierigkeit möglich, das zu verhüten. 
Einmal kann man durch Baden in besonderen Flüssigkeiten die photographische 
Platte auch für andere als blaue Strahlen empfindlich machen. Solche Platten, 
als orthochromatische oder panchromatische bezeichnet, sind bereits seit Jahren 
im Handel zu haben. Oder aber man unterdrückt daneben die Wirkung der 
blauen Strahlen dadurch merklich, daß man vor die Platte oder das Objektiv des 
Apparates eine gelbe Scheibe, ein Gelbfilter, schaltet, das den blauen Strahlen den 
Durchgang mehr oder weniger stark wehrt. Im allgemeinen wird man beide Mittel 
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