Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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fSeinliard Süring 
decker manchmal hervorgehoben, daß sie empfindlicher gegen Steuerausschläge 
und deshalb schwerer zu lenken seien, die Führung sei daher anstrengender und für 
die Nerven aufreibender; durch die jetzt erzielte größere Geschwindigkeit wird aber 
dieses Bedenken beseitigt sein. Sehr schnelle Doppeldecker mit vornliegender 
Triebschraube gehören jetzt hüben wie drüben zu den beliebtesten Flugzeugen. 
Nach ihrer Verwendung unterscheidet man Aufklärungsflugzeuge, Artillerie- 
Beobachtungsflugzeuge, Kampfflugzeuge und Großkampfflugzeuge. Die Kampf 
flieger sind entweder Flugzeugjäger oder Bombenwerfer. Die leichtesten und schnell 
sten unter ihnen sind die einsitzigen Jagdflugzeuge, da sie meist nur kurze Strecken 
zurückzulegen haben; sie steigen in der Regel in Geschwadern oder Staffeln auf, 
um den Feind in der Luft anzugreifen, besonders wenn dieser die Beobachtungs 
flugzeuge stört oder über unseren Linien erscheint. Die Aufklärungs- und die Be 
obachtungsflugzeuge sind durchweg Zweisitzer, da hier ein besonderer Beobachter not 
wendig ist, um seine Wahrnehmungen durch Zeichnung oder Photographie festzulegen 
und um Signale zu geben. Die vollkommenste, aber auch schwierigste Art der 
Zeichengebung erfolgt durch drahtlose Telegraphie; andere Formen der Mitteilung 
sind das Aus werfen von Leuchtkugeln und Ab werfen von schriftlichen Mitteilungen. 
Diese Sorte Flugzeuge muß ebenso wie die Bomben werfer mit ziemlich starken 
Motoren ausgerüstet werden; hierbei haben unsere schon vor dem Kriege begonnenen 
systematischen Versuche mit leistungsfähigen, wassergekühlten Standmotoren 
gute Dienste geleistet. Es erregte 1913 allgemeines Erstaunen, daß in dem Kaiser 
preis für den besten Flugmotor ein relativ schwerer Standmotor der Benzwerke 
in Mannheim als Sieger hervorging, während man damals meist als Ideal den in 
Frankreich vorwiegend benutzten Umlaufmotor ansah, bei dem sich die Zylinder 
drehen und dabei in der Luffc abkühlen. Jetzt sind sogar die Franzosen vielfach 
zu Standmotoren übergegangen, da die Umlaufmotoren größeren und langdauernden 
Leistungen nicht gewachsen sind. Unsere Überlegenheit im Luftkrieg hängt zum 
großen Teil mit der hohen Stufe unserer Motortechnik zusammen. Wenn auch die 
Zahl der englischen und französischen Flugzeuge an der Westfront viel größer ist 
als die der unsrigen, so ist das Verhältnis beider doch kaum so groß wie das 
Verhältnis der abgeschossenen feindlichen und deutschen Flugzeuge, nämlich 4:1. 
Im Jahre 1916 verlor der Feind im Kampfe an der Westfront 739 Apparate, während 
wir nur 181 ein büßten. 
Ihrer Bedeutung nach könnten die Flugzeuge der Marine ein Kapitel für sich 
beanspruchen; vor dem Kriege waren sie jedoch noch so.wenig entwickelt, daß sich 
nicht viel über Einzelheiten sagen läßt. Wasserflugzeuge müssen immer ziemlich große 
Maschinen sein, da sie mit langer Fahrt rechnen müssen und außer der üblichen 
Last noch den Schwimmkörper und einen Schwanzschwimmer tragen. Von 
einer Ablaufbahn auf das Wasser gelassen oder mit einem Kran von Bord aus- 
gesetzt, müssen sie meist erst einige Zeit auf dem Wasser fahren, z. B. im Hafen, 
bevor sie aufsteigen können. Tritt während des Fluges eine Störung ein, so können 
sie oft stunden- oder tagelang gezwungen sein, mit ausgelegtem Treibanker auf 
hoher See zu schwimmen. Der Führer muß also Flieger und Seemann zugleich sein. 
Über die Verwendung der Marineflugzeuge enthält der offizielle Führer der 
deutschen Luftkriegsbeute-Ausstellung in Berlin einige Angaben. Hiernach gelang
	        
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