Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Siegmund Günther 
letztere stets viel weiter aus — übereinstimmend mit den japanischen Beobach 
tungen, denen zufolge Vulkangeräusche weit stärker und in weit größerer Ent 
fernung vom Herde in jener Richtung vernommen werden, nach welcher der Wind 
die Auswürflinge fortführt. Es sind der Rätsel überhaupt noch so viele vorhanden, 
daß man sich besser vorläufig mit der Annahme bescheidet, es könne eine allseits 
befriedigende Erklärung noch nicht erbracht werden. Zu den schwierigsten Punkten 
möchte auch die Existenz einer von vielen Ohrenzeugen festgestellten jahreszeit 
lichen Periode gehören, indem der Sommer als derjenige Teil des Jahres bezeichnet 
wird, für welchen die Zone, in diesem Falle besser die Fläche des Schweigens, so 
ausgedehnt sein soll, daß sie auch das anormale Schallgebiet in sich aufnimmt. 
Beobachter, die zwei Jahre lang ununterbrochen ihre Aufmerksamkeit auf die 
Vernehmbarkeit des fernen Geschützdonners gerichtet haben, stimmen darin über 
ein, daß dieselbe um so geringer werde, je wärmer die Atmosphäre unter dem Ein 
flüsse der stetig höher steigenden Sonne wird. 
Es bedarf wohl kaum besonderer Betonung, daß der Gesamtzustand der 
Atmosphäre auch bei der Reihe von Fragen, über welche soeben ein Überblick 
zu geben versucht ward, eine bedeutsame Rolle spielt. Ihn genauer zu kennzeichnen, 
soll unsere nächste Aufgabe sein. Wir stellen an die Spitze den heute wohl nur 
ganz selten bestrittenen Satz, daß alle atmosphärischen Bewegungen so gut wie 
ausschließlich durch tellurische Kräfte bedingt sind. Der von Jahrhunderten zäh 
festgehaltene Glaube an irgendeine Art von Astrometeorologie, an eine auch nur 
geringfügige Abhängigkeit der Witterung von irgendwelchen Himmelskörpern 
mußte in seinem ganzen Umfange auf gegeben werden. Eine gewisse Ebbe und 
Flut der Luft, hervorgerufen durch die aus der wechselnden Entfernung folgenden 
Schwankungen der Schwerewirkung des uns nächst benachbarten Weltkörpers, 
des Mondes, konnte auf analytischem Wege nachgewiesen werden, allein die so 
zustande kommenden Luftdruckunterschiede sind so winzig, daß selbst unter den 
Tropen, wo sie sich noch am meisten fühlbar machen müßten, an eine praktische 
Auswirkung der errechneten Differenzen im Barometerstände nicht zu denken ist. 
Behauptet ist auch von jeher worden, daß der Mensch die Fähigkeit besitze, 
zwar nicht auf den Witterungsgang als solchen, wohl aber auf örtliche Einzelvor 
kommnisse einen merkbaren Einfluß auszuüben. Durchmustert man das Schrift 
tum des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, so stößt man auf eine Vielzahl 
einschlägiger Veröffentlichungen. Man war z. B. der Meinung, durch Glockenläuten 
und Kanonenschüsse könne eine Vertreibung oder doch Zerteilung von Gewitter 
wolken erreicht werden. Derartige Vorstellungen, denen es, wie wir heute die Sache 
ansehen, vollständig an einer physikalischen Grundlage gebricht, sind auch maß 
gebend für das noch jetzt in manchen Alpenländern beliebte Wetterschießen, 
während umgekehrt in Nordamerika der Glaube herrscht, durch das Lösen steil 
gerichteter Kanonen vermöge man in den Zeiten der Trockenheit die Wolken zur 
Abgabe von Niederschlägen zu nötigen. Wäre etwas Wahres an den hier in Betracht 
kommenden Ansichten, so müßte natürlich ein Krieg die beste Gelegenheit geben, 
Erfahrungen über die meteorologische Wirkung von künstlich hervorgerufenen 
Lufterschütterungen zu sammeln. Und auch nach dieser Seite hin hat man denn auch 
Erfahrungen zu gewinnen sich Mühe gegeben, ohne jedoch zu anderen als negativen
	        
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