Volltext: Kriegsbilder aus den Hochalpen

Kriegsbilder aus den Hochalpen 163 
hinter dem Pfluge herschreiten und ihre Felder bebauen , oder ihren anderen lichen Aufgaben nachgehen . Oh , daß dann ihr schlichtes , echtes Heldentum bei denen immer gewürdigt und unvergessen bleiben möge , die zwar wenig gehört haben von den aufgewendeten , gewaltigen Mühen und Opfern , sie aber wenigstens einigermaßen zu ahnen vermögen ! — 
Allgemeines 1 dieser Zeitschrift hat schon mein Freund und Berggenosse 
— I Dr . Gustav Renker ein anschauliches Bild vom „ Krieg in 
den Bergen " entrollt und es fällt schwer , seinen Angaben noch Neues hinzuzufügen . In gleicher Weise wie Dr . Renker in den Iulifchen Alpen stand ich im Sommer 1916 in freiwilliger alpiner Verwendung an der Südtiroler Front . Da das Gebiet meiner Tätigkeit die Adamello - und Ortlergruppe war , werde ich versuchen , die gen Dr . Renkers , die sich nur auf das Felsgebiet erstrecken , in bezug auf die Ver - teidigung der Eis - und Gletscherzone , also der eigentlichen „ Hochalpen " , zu ergänzen , im übrigen aber mich auf die Wiedergabe von Gefchautem und Erlebtem beschränken . 
Besonderes Augenmerk wurde im Hochgebirge naturgemäß auf dauer - und muster - hafte Anlegung der Zugänge zu den Höhenstellungen gerichtet . Cs ist ganz er - staunlich , wie verhältnismäßig bequem die Erreichung von Punkten , die größtenteils über 3000 m hoch lagen , ermöglicht war . Breite , schwach ansteigende Straßen , die auch für den Transport der schwersten Geschütze geeignet sind , wurden nicht selten bis zur Höhe von 2009—2500 mangelegt . Als Beispiel kann ich eine Kunststraße anführen , die von der Ortschaft Stavel ( unterhalb des Tonalepasses ) bis zur Denzahütte am Presanellagletscher emporführt . Der Proviantnachschub auf solchen Straßen ist im Sommer ohne Schwierigkeit und im Winter , von der allerdings meist bedeutenden Lawinengefahr abgesehen , wenigstens durchführbar . Anschließend an die genannten Kunststraßen wurden für Transportzwecke zu allen bedeutenderen Stellungen ziemlich starke , widerstandsfähige Drahtseilbahnen gebaut . Für den Per - sonenverkehr kommen diese Bahnen selten in Betracht , da vorzügliche Saumwege gut und sicherer zur Höhe leiten als die Drahtseilbahnen , deren schwanke Kästen immerhin keine volle Gewähr vor einem Absturz bieten . Allerdings können bei großem Neuschneefall gerade die Seilbahnen oft die einzige Möglichkeit des schnellen Crreichens der Stellungen bieten und in dringenden Fällen erfolgt dann auf ihnen auch der Zu - und Abfchub von Personen . Mir ist eine Fahrt auf einer Seilbahn un - vergeßlich , auf der ich im Angesicht einer erhabenen Gletscherrunde noch beim letzten Tageslicht wilde , von Wasserfällen durchtoste Schluchten in bedeutender Höhe über - setzte und — wie vom Luftballon aus — tiefe , dämmerige Täler aus der Vogelschau betrachten durfte . Als dann , noch während dieser Luftreise , allmählich vollkommene Dunkelheit eingetreten war , gab es für mich Einsamen in dem schmalen , aus dünnen Brettern gezimmerten Kasten kein anderes Zeichen menschlicher Wirkungsstätten als ein schwaches Lichtfünkchen , das hoch über mir zaghaft Nebel und Dunkelheit zu durch - dringen versuchte , dann aber immer heller wurde und scheinbar näher kam , bis endlich die Seilbahn mich selbst in den traulichen Kreis seines Schimmers führte : in den engen , aber behaglich durchwärmten Offiziersunterstand , knapp unter dem Scheitel eines vielumstrittenen Gipfels . 
Die 5l n t e r st ä n d e , auf die ich nun zu sprechen kommen kann , sind ganz besonders den Verhältnissen der hohen Lage angepaßt . Alle sind doppelt mit Brettern ver - schalt , so daß auch der eisigste Schneesturm und die höchsten Kältegrade nichts aus - richten können . Ihre Standorte sind natürlich so gewählt , daß sie von feindlicher Seite nicht gesehen werden können . Da außerdem auf Gletscherboden nicht gut zu bauen ist , wurde jede , wenn auch noch so winzige Fels - oder Schuttinsel in den breiten Cisströmen für die Aufstellung von Hütten ausgenützt . In allen Fällen war
	        
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