Volltext: Freiw. Feuerwehr der Landeshauptstadt Linz - Festschrift zur Feier des 65jährigen Bestandes 1931

Linzer Feuerwehren durchgeführt. Die ganze Ver¬ 
anstaltung wurde in einem Film festgehalten, der 
anläßlich einer Zusammenkunft den Feuerwehr¬ 
kameraden vorgeführt wurde. — Die Auswirkun¬ 
gen der Feuerschußwoche lassen sich natürlich nicht 
ziffernmäßig darstellen. Die Aufnahme, die die 
Veranstaltung in Linz gefunden hat, und die Auf¬ 
nahme, die die Veranstaltungen sämtlicher Feuer¬ 
wehren in allen Ortschaften Oberösterreichs ge¬ 
funden haben, lassen den Schluß zu, daß weitaus 
der größte Teil unserer Bevölkerung von der Not- 
wendigkeit der Feuerverhütung überzeugt ist und 
gern und willig zweckentsprechende Aufklärung 
aufnimmt. — Gegen absichtliche Brandlegung 
natürlich nützen auch die schönsten Vorträge und 
Vorführungen nichts. 
Die freiwillige Feuerwehr der Landeshauptstadt 
Linz benützte die Feuerschutzwoche auch, um eine 
Haussammlung in Linz für Zwecke der Ausge¬ 
staltung des Feuerschutzes vorzunehmen. Auch diese 
Veranstaltung war ursprünglich für das gesamte 
Gebiet der Gemeinde beantragt. Wieder war es 
eine Feuerwehr, die sich abseits stellte und uns 
zwang, die Sammlung nur auf den rechtsseitig der 
Donau gelegenen Stadtteilen durchzuführen. Das 
Ergebnis der Sammlung war zufriedenstellend 
und ist im Kassebericht ausgewiesen. 
Die Vorbereitungen für das 65. Gründungsfest 
begannen, sie lassen den Schluß zu, daß diese Feier 
würdig verlaufen werde. Welcher Geist in den 
bisherigen 65 Zähren unsere Feuerwehr beseelte, 
möge aus zwei beinahe gleichen Umständen ermessen 
werden. Zu Beginn der Tätigkeit unserer Feuer¬ 
wehr war sie im städtischen Rathaus untergebracht; 
noch mußten die schweren, unhandlichen Geräte von 
der Mannschaft selbst gezogen werden. Pferde¬ 
bespannung war keine vorgesehen. Da ertönten ein¬ 
mal die Schellen vom Landhausturm, das übliche 
Feuersignal. Die Mitglieder ließen, waö sie in 
Händen hatten, fallen und eilten zur Zeugstätte. 
Aber wer nicht recht schnell war, hatte das Nach- 
fehen, denn schon hatten geschickte Hände die Ge¬ 
räte aus der Halle gerissen und sie durch die 
Straßen auf den Brandplatz gezerrt. Und so lief 
auch ein Schustermeister von seinem Schusterstuhl 
weg, durcheilte im Galopp mehrere Straßen und 
den Hauptplatz. Als er zur Zeugstätte kam, waren 
die Geräte fort und er mußte wieder umkehren. 
Während des Laufens zur Zeugstätte hatte er 
hämische Zurufe und das Gelächter der Menschen 
nicht bemerkt, aber auf dem Heimwege machten 
ihn neuerliche Zurufe aufmerksam, daß er in der 
Unterhose, mit dem Schusterschurz und den 
Schusterhammer in der Hand, zur Zeugstätte 
geeilt war. 
60 Zahre später: Schon stehen die Autos in 
den Zeugstätten bereit, nicht mehr bringt das 
Anschlagen an den Türmen die ganze Stadt in 
Aufregung, sondern der brave Feuerwehrmann hat 
in der Wohnung eine Klingel. Um 2 Uhr nachts 
wurde die Feuerwache Neustadt in der Humboldt- 
straße zu einem Brande aufgeboten. Die Mitglie¬ 
der, die schon schlafen, fahren auö den Betten. 
Eines davon, ein braver Steiger, der nur den 
Willen hat, so rasch als möglich zur Zeugstätte 
zu kommen, weil er weiß, daß das Auto nicht 
wartet, springt beim Fenster hinaus, ergreift fein 
Rad, schlüpft durch die Gartentür und fährt durch 
die TLeingartShofstraße, Stelzhamerstraße usw. 
zur Zeugstätte. Noch kann er sich das Gelächter 
der schon angetretenen Kameraden nicht erklären, 
aber endlich bemerkt er, daß er nur mit dem Nacht¬ 
hemd bekleidet, ohne jedes weitere Kleidungsstück, 
erschienen ist. — Mittel, Ausrüstungsgegenstände 
und Geräte haben sich geändert, aber der Geist, der 
zu Beginn in unserer Feuerwehr die Gründung 
anregte, ist derselbe geblieben. 
Neue Geräte konnten wir in den verflossenen 
Zähren mehrere in den Dienst stellen. So erhielt 
die Feuerwache Schullerberg zu ihrem Autogerät 
eine tragbare Motorspritze und ist nunmehr im¬ 
stande, auch in den überhöhten Teilen ihres AuS- 
rückungSbereicheS, in denen der Hydrantendruck zu 
schwach ist, ausreichend selbständige Hilfe zu leisten. 
Ferner erhielt die Feuerwache Kleinsiedlung zu 
ihrem aus eigenen Mitteln gebauten Mannschafts¬ 
auto eine Spritze und ist in die Lage versetzt, im 
südöstlichen Teile der Landeshauptstadt, in dem 
überhaupt keine Wasserleitung besteht, ausreichend 
Hilfe zu bieten. Diese Feuerwache hat ein übleö 
Äusrückungsterrain, weil sie lediglich auf Hanö- 
brunnen und auf etliche Teiche angewiesen ist. — 
Der 2Oasserspiegel in diesen Gebieten schwankt, 
so daß ständig Uebungen und Messungen not¬ 
wendig sind, damit bei ausbrechenden Kata¬ 
strophen die richtigen Maßregeln getroffen werden 
können. 
Der Mitgliederstand ist in den verflossenen 
Zähren ziemlich gleich geblieben. Hat uns der Tod 
auch eine Reihe von Kameraden entrissen, so sind 
doch wieder junge Kräfte bei uns eingetreten. Um 
die Zugend wirbt heute alles. Sportliche Betäti¬ 
gung, politische Arbeit und nicht zuletzt die zer¬ 
mürbende Not um das tägliche Auskommen haben 
eine zeitlang den Zuzug zur Feuerwehr aufge¬ 
halten. Zetzt aber sehen wir zu unserer Freude, daß 
der Zustrom wieder stärker wird und wir schreiben 
es in erster Linie der überparteilichen, rein mensch¬ 
lichen Aufgabe zu, die die Feuerwehr zu erfüllen 
hat, daß sich immer wieder Zdealisten finden, die, 
unbeschadet ihrer Gesinnung und ihrer Stellung, 
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