Volltext: Freiw. Feuerwehr der Landeshauptstadt Linz - Festschrift zur Feier des 65jährigen Bestandes 1931

meister Johann Postl, bisher Abteilnngsführer in 
der Feuerwache Neustadt, gewählt. Im Kom¬ 
mando der Feuerwache Promenade legte Brand¬ 
meister-Stellvertreter Lobiser, Drechslermeister, 
seine Stelle nieder. Für ihn wurde Glasermeister 
Franz Kölbl, bisher Abteilungsführer, gewählt. 
Johann Barth, der Brandmeister der Feuerwache 
Margarethen, legte auch nach mehr als vierzig¬ 
jähriger Dienstzeit seine Stelle zurück. Für ihn 
wurde Georg Ramer gewählt, als Brandmeister- 
Stellvertreter erscheint Ferd. Gailer. Das neue 
Johann Postl. 
Oberkommando berief in diesem Jahre mehrere 
Chargenversammlungen ein und besprach mit den 
Unterführern die einzuschlagenden !Wege, um die 
Feuerwehr auf der gleichen Stufe wie bisher zu 
erhalten. Es war ein erfreuliches Zeichen, daß 
Wege und Ziele sämtlicher Führer einhellig als 
klar vorgezeichnet erkannt wurden und daß Führer 
und Unterführer neuerlich gelobten, alle Mitglieder 
der freiwilligen Feuerwehr zu tüchtigen Helfern 
heranzubilden. Am i. Mai begannen, wie jedes 
Jahr, die Gommerbereitschaften und die Rotten¬ 
übungen. Als Neuheit wurde in diesem Jahre 
eingeführt, daß auch an den zwei Osterseiertagen, 
die ja immer vor dem regelmäßigen Beginn der 
Sonntagöbereitschasten fallen, geschlossene Abtei¬ 
lungen als ständige Feuerbereitschast bestimmt 
wurden. 
Im Jahre 1928 verschwand auch eine allen 
Linzern wohlbekannte Einrichtung des Signal- 
dienstes. Der Posten des Landhaustürmers wurde 
aus Ersparungsrücksichten aufgelassen. Wer er¬ 
innert sich nicht an die Zeiten, in denen der Land¬ 
haustürmer durch verschiedenartige Schläge an die 
Schellen einen ausgebrochenen Brand signalisierte 
und die Richtung bei Dag durch eine rote Fahne, 
bei Nacht durch eine rote Laterne bekanntgab. Bon 
allen Seiten fah man Feuerwehrmitglieder den 
Zeugstätten zueilen, sah man die Neugierigen der 
Brandrichtung zustreben. Und wir erinnern uns 
auch noch an die Zeiten, da die Fiakergäule, die 
ihren Standplatz beim Hotel Zaininger hatten, 
bei Ertönen des Brandsignals, häufig sogar ohne 
Kutscher, der gerade beim Zaininger sein Biertel- 
chen trank, der Zeugstätte aus der Promenade zu¬ 
sprengten. Sie schienen genau zu wissen, daß der 
erste auf der Brandstätte erschienene Pserdelenker 
eine Prämie ausbezahlt erhielt. Als im Laufe der 
Zeiten das Signalisierwesen durch Einrichtung 
der Klingelleitung in den Wohnungen und Werk¬ 
stätten der Feuerwehrmitglieder verbessert wurde 
und als insbesondere durch die zahlreichen Fern¬ 
sprechstellen die Meldungen von Bränden rascher 
und zuverlässiger zum Kommando kamen, wurde 
die Einrichtung des Türmers überflüssig. Trotz¬ 
dem sah ihn die Feuerwehr nur ungern von seinem 
Posten scheiden und eö soll hier dem letzten Türmer, 
Herrn Lang, ein bescheidenes Denkmal der Erinne¬ 
rung gesetzt werden. Treu und unermüdlich hat er 
durch Jahrzehnte alle 7V2 Minuten seinen Rund¬ 
gang über die Galerie des Turmes gemacht, ist oft 
von Sturm und Wetter umbraust worden, daß 
ein Nichtgewohnter Furcht bekam, der Turm 
würde einstürzen. Er wurde bei seinem Geschäfte 
von seiner Frau redlich unterstützt. Erst nach dem 
Kriege erhielt er einige Gehilfen, so daß auch bei 
diesem Dienst die achtstündige Arbeitszeit eingeführt 
werden konnte. Der Türmer hatte in früheren 
Zeiten eine eigene Montur, aus deren Ueberresten 
Herr Lang noch in den letzten Jahren seiner Wirk¬ 
samkeit die Kappe aus Fuchspelz besaß und die er 
zum Neujahrsfeste, wenn er bei den Hausbesitzern 
das übliche Neujahrsgeschenk einkassierte, auch 
häufig trug. Mit Auflassung des Turmwächters 
ist bestimmt ein Stück Poesie und Romantik ver¬ 
schwunden. 
Am 1. August 1928 konnte die Hauptseuer- 
wache die Feier ihres 30jährigen Bestandes be¬ 
gehen. Wir alle wissen, daß die Hauptfeuerwache 
der erste Stoßtrupp am Brandplatze ist und daß 
häufig durch das unerschrockene Borgehen dieser 
Mannschaften die Alarmierung weiterer Züge 
unterbleiben konnte, daß so manches Feuer, das 
bei weniger Sorgfalt zu einem Großfeuer geworden 
wäre, nur durch das rasche Eintreffen der Haupt- 
seuerwache auf einen kleinen Herd beschränkt wer¬ 
den konnte. Das Kommando nahm das Erinne- 
rungssest zum Anlaß, dem Kommandanten der 
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