Volltext: Freiw. Feuerwehr der Landeshauptstadt Linz - Festschrift zur Feier des 65jährigen Bestandes 1931

und Sicherheitsarbeiten durchzuführen. Von einem 
wirksamen Löschen kann nur dort gesprochen 
werden, wo zufälligerweise ein bißchen Wasser er¬ 
hascht werden kann. 
Da keucht eine Abteilung mit der tragbaren 
Gchiebeleiter heran, steigt auf den Dachstuhl, um 
ihn vor dem Einsturz zu sichern, oder ihn umzu¬ 
legen, wenn eine Sicherung nicht mehr möglich 
erscheint. Hier drängt sich eine Schar über und 
über mit Nuß bedeckter, schwer atmender Feuer¬ 
wehrleute an eine vergessene Stelle, um nach dem 
Vieh zu sehen. Da läuft eine Abteilung mit dem 
schweren Schlauchkarren zu einer angeblich nen- 
entdeckten Wasserbezngsquelle. 
Die Kommandanten sind sich ihrer Verant¬ 
wortung vollauf bewußt. Aber alles menschliche 
.Bemühen ist umsonst; zu gewaltig ist das Flam- 
inenmeer, das erst zu Ende geht, als ein Großteil 
ver brennbaren Gegenstände vernichtet ist. 
Aber noch ist die Arbeit der Feuerwehr nicht 
beendet. Matt und hergenommen von den Arbeiten 
des Steiger- und Schlauchdienstes müssen jetzt die 
endgültigen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt 
werden. Bis in die sinkende Rtacht hinein werden 
Pölzarbeiten verrichtet, Unterkünfte bereitgestellt 
und die letzten Abbrände gelöscht, Verkehrshinder¬ 
nisse aus dem Wege geräumt und zusammen¬ 
geschlichtet. Und es entstehen erst Ruhepausen, 
wenn die einzelnen Abteilungen nacE> getaner Ar¬ 
beit, die erste um Mitternacht, einrücken können. 
Beinahe zwölf Stunden ist diese aus dein Brand¬ 
platze tätig gewesen, die anderen Abteilungen noch 
langer, die letzte kann erst am frühen Morgen in 
die Zeugstätte zurückkehren. 
Ein grauenhaftes Bild der Verwüstung ist 
zurückgeblieben. Aber ein Trost: nirgends ist ein 
Nckenschenleben zugrunde gegangen oder gefährdet 
gewesen, die wertvollsten Güter konnten überall 
gerettet werden. 
3Tfit der letzten Abteilung rückt auch der Adju¬ 
tant der freiwilligen Feuerwehr der Landeshaupt¬ 
stadt Linz ein. Wohl zwanzigmal ist er den Weg 
zwischen Zacherl und Geyrluser hin- und her 
geschickt worden und hat diese 40 Kilometer im 
Laufschritt zurückgelegt. Kein TLunder, daß ihn: 
in den nächsten drei Tagen die Beine beinahe den 
Dienst versagen wollten. 
Peter Paul Rieh m a n it. 
Der derzeitige Aufbau der freiw. Feuerwehr der Landeshauptstadt Linz. 
Durch die Erkenntnis, die uns der technische 
Fortschritt hinsichtlich des Feuerlöschens gebracht 
hat, mußte die bisher übliche Organisation der 
Feuerwehren und daher auch unserer Feuerwehr 
umgeändert werden. Aus der gewaltigen Steige¬ 
rung des Löschessektes bei unseren modernen Gerä¬ 
ten schlossen wir rückschauend erst ans die Beziehun¬ 
gen, die zwischen Wassermenge, Druck und Lösch- 
essekt herrschen. Daß wir diese Zusammenhänge 
nicht früher erkannten, ist nicht Schuld der Feuer¬ 
wehren gewesen, sondern ist darin begründet, daß 
uns sowohl Wasserleitungen als auch Handkraft¬ 
spritzen nur recht bescheidene Drücke zur Verfügung 
stellten, die wir durch keinerlei Hilfsmittel verstär¬ 
ken konnten. Da uns die technische Unmöglichkeit 
der Steigerung bekannt war, haben wir auch keine 
Ursache gehabt, über die Folgen einer solchen 
Kraststeigernng nachzudenken. Erst als uns die 
Industrie Drücke bis zu 30 Atmosphären zur 
Verfügung stellte und wir mit den neuzeitlichen 
'Maschinen die Wirkung dieser Drücke sahen, be- 
gannen wir Zusammenhänge zu ahnen, dann zu 
berechnen und endlich sie zur Grundlage unserer 
Ausbildung zu machen. 
Wir verließen daher die bisherige Einteilung in 
Steiger-, Spritzen-, Schutz- und sonstige Mann¬ 
schaften und stellten den Grundsatz ans, am Brand- 
platz muß jeder Feuerwehrmann jeden notwendigen 
Handgriff beherrschen und sich zu jeder Dienst¬ 
leistung verwenden lassen. Go entstand der Ge¬ 
danke des Einheits-Feuerwehrmannes. Wir ver¬ 
langen von ihm, daß er insbesondere vier Grund- 
kenntnisse besitzt, und zwar: Folgend einem Brand- 
angriss muß jeder Feuerwehrmann den Ban der 
Handkrastspritze und ihre Bedienung kennen. Er 
muß imstande sein, einen Fehler im Werke zu er¬ 
kennen und zu beheben, er muß, wie es sich bei den 
^Wasserleitungen als notwendig erweist, Ilnter- 
nnd Oberslurhydranten in und außer Betrieb 
setzen können; er muß sodann die Zufuhr des TLas- 
serö durch die Schläuche bis zum Brandobjekt 
beherrschen, also befähigt sein, in kürzester Zeit 
aus dem kürzesten Wege eine gut abgedichtete 
Schlauchleitung zu legen. Er muß drittens diese 
Schlauchleitung von der Erde weg in höher gele- 
gene Stockwerke bringen können, daher wohl aus¬ 
gebildet sein in der Legung der Schläuche über 
Stiegen, aber auch über Leitern, dort, wo ein 
Znnenangriss nicht möglich ist. Hakenleitersteigen, 
die Bedienung und die Besteigung der tragbaren 
und fahrbaren Schiebeleitern ist daher Vorans- 
setzlmg für den Dienst. Viertens endlich gipfelt 
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