Volltext: Die elektrische Bahn Ebelsberg - St. Florian - Steyr

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Die elektrische Bahn Ebelsberg—St, Florian — Steyr mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Steyr 
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ein großer Teil der Bürger des jenseits der Steyr ge¬ 
legenen Stadtteiles (Vorstadt Steyrdorf) bestrebt, ge¬ 
schäftliche Vorteile, erhoffend, die Bahntrasse in die 
belebtesten Gassen dieser Vorstadt zu ziehen, welchem 
Umstände von Seite der Projektanten durch die Aus¬ 
arbeitung eines diesen Wünschen entsprechenden Vor¬ 
projektes Rechnung getragen wurde. 
Nennen wir dieses Projekt zum Unterschied von 
anderen Trassierungsmöglichkeiten 
Variante I 
Diese Linie gelangt beim Vorort Wieserfeld in das 
Stadtgebiet von Steyr, führt durch die Sierningerstraße 
und Kirchengasse in starkem Gefälle bis zur Vorstadt¬ 
pfarrkirche St. Michael abwärts, dann über die beiden 
Brücken der Steyr und der Enns gegen den Bahnhof. 
Für die engen, krummen Gassen, welche bisher nur 
schwere, langsame Lastwägen oder mit mäßig traben¬ 
den Gäulen bespannte ländliche Fuhrwerke zu sehen 
gewohnt waren, wahrhaftig eine starke Zumutung. 
Schnell bewegliche, geräumige Motorwägen, einge¬ 
zwängt ins mittelalterliche Stadtbild in einer durch 
erkerartige Vorkragungen verengten und durch schlanke 
Häuser mit steilen Dächern umsäumten Gasse ein 
Fig. 9 Steyrdorf, Hof des Apothekerhauses 
Fig. 8 Steyr, Neutor mit Pfarrkirche 
zwar ungewohnter Anblick, um dessentwillen man sich 
jedoch kaum veranlaßt fühlen würde, Stellung zu nehmen, 
wenn es dabei sein Bewenden hätte. Aber im vorliegenden 
Falle handelt es sich nicht um die bloße Führung eines elektri¬ 
schen Bahnbetriebes mit allen seinen das Stadtbild immer¬ 
hin beeinträchtigenden Nebenumständen durch einen, nicht 
nur zufolge seines altertümlichen Charakters, sondern auch 
seiner ganzen baulichen Anlage und Terrainbeschaffenheit 
nach sich minder hierzu eignenden Stadtteil, sondern, 
da die vorhandene Straßenbreite nicht durchweg ausreiche 
um Niederlegung einer ganzen Häuserzeile (Kirchengasse 
Nr. 1, 3, 5 und 7 mit den rückwärtigen Fronten gegen die 
Badgasse). Diese Massendemolierung würde dem Stadtbild 
eine empfindliche Lücke für alle Zeiten beibringen. Dies¬ 
bezüglich sei mir gestattet, auf ein Beispiel aus einer anderen, 
in kunsthistorischer Hinsicht nahezu ebenbürtigen Stadt 
hinzuweisen (Fig. 13), an welchem die Folgen der Demo¬ 
lierung einer zwischen zwei Gassen eingekeilten Häuser¬ 
gruppe in drastischer Weise ersichtlich ist. Außer dem 
Verschwinden prägnanter Stadtbilder hätte diese Demo¬ 
lierung auch die Vernichtung einzelner für die bürger¬ 
liche Baukunst des XVI. Jhs. überaus charakteristischer 
Häuser (Fig. 14 bis 18), deren Vorhandensein bereits 
auf dem Stadtplan vom Jahre 1584 nachweisbar ist, zur 
Folge.
	        
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