Volltext: Die Fabrikation der Margarine, des Glyzerins und Stearins

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II. Glyzerinfabrikation. 
4. Fettspaltung durch Fermente. 
Die Pflanze bringt viele chemische Reaktionen zustande, 
deren Verlauf den Chemikern heute noch rätselhaft ist. Zur 
Einleitung derartiger Reaktionen bedient sie sich häufig 
der sog. Fermente, auch Enzyme oder Lipasen ge¬ 
nannt, deren chemische Zusammensetzung uns durchaus 
unbekannt ist. So enthalten die meisten Pflanzensamen 
außer Fett ein Ferment, das ohne Erhöhung der Tempera¬ 
tur und des Druckes fähig ist, Fett zu spalten. Im Jahre 
1902 entdeckten Connstein, Hoyer und Wartenberg, 
daß ein derartiges fettspaltendes Ferment besonders reich¬ 
lich im Rizinussamen enthalten ist und daß die „Rizinus- 
lipase“ sogar zur technischen Fettspaltung herangezogen 
werden kann (D. R. P. 145413). Zuerst verwendeten sie 
Rizinuspreßkuchen, dann direkt de'n ölhaltigen gemahlenen 
Rizinussamen, bis sie schließlich durch ein besonderes Ver¬ 
fahren (D. R. P. 188511) aus dem mit Wasser oder Rizinus¬ 
öl angerührten Samen eine Emulsion mit stark angereicher¬ 
tem Fermentgehalt gewinnen konnten. Der Fettansatz 
kommt mit 40% Kondenswasser, 6 bis 9% des möglichst 
frischen Fermentes und 0,2% Mangansulfat, welches als 
„Aktivator“ den Spaltprozeß beschleunigt (D. R. P. 
188429), in einen ausgebleiten, durch Dampfschlange heiz¬ 
baren Kessel. Die Spalttemperatur schwankt zwischen 18 
und 31°. Ein unten eintretender Luftstrom sorgt für die 
ständige Durchmischung. Nach beendigter Spaltung wird 
die Luft abgestellt, der Kessel 48 Stunden der Ruhe über¬ 
lassen und hierauf der Inhalt unter Erhitzen auf 75° mit 
8% 50%iger Schwefelsäure behandelt. Am nächsten Tage 
haben sich die Fettsäuren oben, das Glyzerinwasser unten 
abgeschieden, dazwischen sitzt aber die sog. „Mittelschicht“, 
welche eine schwache Seite des Verfahrens bildet. Sie be¬
	        
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