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ihrer wissenschaftlichen Ausbildung zugeführt werden sollen. Die Statt¬
halterei kann die Zweckmäßigkeit der Einrichtung und dieser Mittel um so
weniger verkennen, als sich seit der am 1. Juni v. I. begonnenen Wirksam¬
keit der Anstalt die guten Früchte dieses Zusammenlebens der Schulamts-
Präparanden unter der durch den Organismus derselben und die auf¬
gestellten Normen des Hauses geregelten und von dem Herrn Direktor
Lucht mit Einsicht und im väterlichen Sinne geführten Leitung au den
Zöglingen sich bereits recht kennbar gemacht haben." In der gleichen Zu¬
schrift erklärte ferners die Statthalterei die Anstalt als eine Privat-Wohl-
tätigkeitsanstalt?)
Auch das Ministerium für Kultus und Unterricht erkannte zur gleichen
Zeit die neue Anstalt als eine für die Pädagogische, sittliche und religiöse
Erziehung der katholischen Lehramtskandidaten „ebenso wohltätige und
zweckmäßige Einrichtung an."2)
Die Sympathie, welche das Seminar in seinem Werden beim Klerus,
bei der Lehrerschaft und dem Volke besaß, wuchs zusehends, wie die Spenden¬
ausweise und die Jahresabrechnungen beweisen.
Die Mittel zur Erhaltung der Anstalt bildeten nämlich die freiwilligen
Gaben, zu denen namentlich der Bischof durch eine monatliche Spende
von je 100 Gulden beitrug, dann regelmäßige Sammlungen beim Klerus,
an denen sich nicht selten Lehrer beteiligten, ferners verschiedene Legate
und Kirchensammlungen. Unter den Wohltätern erscheint auch der Statt¬
halter Bach wiederholt auf. Die Zöglinge trugen nach Maßgabe ihrer
Verhältnisse zu einem größeren oder geringeren Teil die Verpflegskosten,
während die meisten der Zöglinge auch außerhalb des Seminars Kostorte
besuchten. Der zweitgrößte Wohltäter der Anstalt wurde Kanonikus Strigl,
der 12.960 Gulden testamentarisch für das Seminar hinterließ?)
Nicht ermüdete der Bischof, immer und immer wieder, gelegentlich
der Veröffentlichung der Jahresabrechnung im Diözesan-Blatte auf
die Bedeutung des Instituts: Behebung des Lehrermangels und Heran¬
bildung wahrhaft katholischer Lehrer, hinzuweisen.
So schrieb er im Diözesan-Blatt 1857, St. XII: „Es soll aber auch
dazu dienen, daß viele Lehrer erzogen werden. Der Mangel an Sehr-
gehilfen ist nachgerade sehr empfindlich und wird es mit jedem Monate
mehr. Man ist gezwungen, Schullehrer ohne Gehilfen zu lassen, die wegen
!) D. B., 1891, S. 139.
2) D. B., 1891, S. 40.
3) o. a. £>., S. 40.