Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Auch nordöstlich von Croisilles brachte unser Feuer einen 
starken Angriff der Engländer verlustreich zum Scheitern. 
Nördlich der Straße Arras—Cambrai warf ein Vorstoß 
unserer Truppen den Feind auf Lagnicourt und Boursies 
zurück. Zu den blutigen Verlusten der dort fechtenden Austra- 
lier kommt die Einbuße von 475 Gefangenen und 15 Maschinen- 
gewehren, die eingebracht, sowie von 22 Geschützen, die 
genommen und durch Sprengung unbrauchbar gemacht wurden. 
Bei St. Quenlin nahm das Artilleriefeuer wieder zu. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 
Zwischen Oise und Aisne sind gestern durch starkes Feuer 
vorbereitete Angriffe der Franzosen bei BauXaillons und 
Chivres gescheitert. 
Von Soissons bis Reims und im Westteil der Champagne 
hat der Feuerkampf bei stärkstem Einsatz der Artillerie und 
Minenwerfer angehalten. Nach Scheitern feindlicher Er- 
kundungsvorstöße am 15. April ist heute morgen in 
breiten Abschnitten die Jnfanterieschlacht entbrannt." 
Der Heeresbericht über den 16. April lautete: 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 
„An der Aisne ist eine der größten Schlach- 
ten des gewaltigen Krieges und damit der 
Weltgeschichte im Gange. Seit dem 6.April 
hielt ununterbrochen die Feuervorberei- 
tung mit Artillerie und MLnenwerfern 
an, durch die die Franzosen in noch 
nie erreichter Dauer, Masse und Hef¬ 
tigkeit unsere Stellungen sturmreif, 
unsere Batterien kampfunfähig, un- 
sere Trupp en mürbe zu machen suchten. 
Am 16. April, frühmorgens, setzte 
von Soupir an der Aisne bis Vetheny 
nördlich von Reims der auf einer 
Front von 40 Kilometern mit unge¬ 
heurer Wucht von starken Infanterie- 
kräften geführte und durch Zuschub 
von Reserven genährte, tiefgeglie- 
derte französische Durchbruchsangriff 
an. Am Nachmittag warf der Fran- 
zose neue Massen in den Kampf und 
führte starke Nebenangriffe gegen 
unsere Front zwischen Oise und Conde 
für Aisne. Bei dem heutigen Feuer- 
kämpf, der die Stellungen einebnet und 
breite, tiefe Trichterfelder schafft, ist die 
starre Verteidigung nicht mehr möglich. 
Der Kampf geht nicht mehr um eine Linie, 
sondern um eine ganze tiefgestaffelte Ve- 
festigungszone. So wogt das Ringen um 
die vordersten Stellungen hin und her mit 
dem Ziel, selbst wenn dabei Kriegsgerät ver- 
loren geht, lebendige Kräfte zu sparen, den 
Feind durch schwere blutige Verluste ent- 
scheidend zu schwächen. Diese Aufgaben sind 
dank der vortrefflichen Führung und der¬ 
glänzenden Tapferkeit der Truppen erfüllt. 
Am gestrigen Tage ist der große französische 
Durchbruchsversuch, dessen Ziel sehr weit ge- 
steckt war, gescheitert, sind die blutigen Ver- 
luste des Feindes sehr schwer, über 2100 Ge- 
fangene in unserer Hand geblieben. Wo der Gegner an 
wenigen Stellen in unsere Linien eingedrungen ist, wird 
noch gekämpft; neue feindliche Angriffe sind zu erwarten. 
Heute morgen ist der Kampf in der Champagne zwischen 
Prunay und Auberive entbrannt. Das Schlachtfeld dehnt 
sich damit von der Oise bis in die Champagne aus! 
Die Truppe sieht den kommenden schweren Kämpfen voll 
Vertrauen entgegen. 
Vom übrigen Westen, Osten und Balkan ist nichts zu melden." 
Auf der englischen Front war also am 14. April eine 
Kampspause eingetreten. Die Engländer hatten in 
sechstägigem furchtbaren Ringen ihre Linien in einer 
Breite von 20 Kilometern und einer Tiefe von 4 Kilo- 
meiern vortragen können, hatten somit einen Gelände- 
gewinn von etwas über ll/2Quadratmeilen erstritten. 
Nun aber waren sie erschöpft und mußten ihren 
war 
Prinz Friedrich Karl von Preußen, 
Sohn des Prinzen Friedrich Leopold. Ritt- 
meister im Leib-Husarenregiment Nr. 1, seit 
1. Oktober 1916 Mitglied der Fliegertruppe 
geriet cnn 21. März bei einem Flug schwer- 
verwundet in englische Gefangenschaft, in 
der er verstarb. 
(Hofphot. W. Niederastroth. Potsdam.) 
Truppen ein paar Tage lang Ruhe gönnen. Der 
große französische Gewaltstoß, der die Franzosen nach 
aufgefundenen Befehlen ihrer Heeresleitung vorwärts- 
bringen sollte in die Linie Aumenancourt- Brienne- 
Evergnicourt - ProviseuX - Prouvais war erfolgt. 
Südlich des 32. Korps sollte die 37. Division bis an 
die Suippes zwischen Orainville und Merlet vor- 
dringen, dann nach Osten abschwenken und Anschluß 
an den rechten Flügel des 32. Korps südlich von 
Aumenancourt gewinnen. Im Anschluß an die 
37. Division sollte die 14. Division Brimont und die 
deutschen Stellungen östlich davon nehmen. Nördlich 
waren ihnen nach den Aussagen der Gefangenen 
ähnlich weite Ziele gesteckt. Von dem allen 
Abend des zweiten Schlacht- 
tages nichts erreicht. Die vorderste 
deutsche Linie, die durch zehntägiges 
Trommelfeuer in ein Trichterfeld 
verwandelt worden war, hatten die 
Franzosen erobert, wurden aber 
schon am Nachmittag des 16. April 
durch deutsche Gegenstöße selbst 
von da an vielen Stellen wieder 
vertrieben. Am 17. April wur- 
den bei der Heeresgruppe des 
Kronprinzen Nupprecht von 
Bayern wieder nur geringe 
Kämpfe gemeldet. Auch auf 
dem Schlachtfeld an der Aisne 
ruhte der Kampf, denn die 
Franzosen führten ihren Durch- 
bruchsversuch mit den abgekämpf- 
ten Divisionen nicht mehr fort. 
Erst in der Abendstunde setzten 
wieder französische Teilangriffe ein. 
Auf dem Beaulner Rücken, auf den 
Höhen von Craonne und nordwestlich 
des Waldes von La Ville-auX-Bois 
brachen die französischen Sturmwellen 
im deutschen Feuer zusammen oder 
wurden im Nahkampf abgewiesen, 
ebenso bei Le Godat und Courcy 
am Aisne-Marne-Kanal. Die am 
frühen Morgen einsetzenden Angriffe 
der Franzosen in der Champagne 
brachen nach stärkster, seit Tagen bereits gesteiger- 
ter Feuerwirkung in etwa 20 Kilometer Breite 
vor. Der Durchbruch wurde an der deutschen Riegel- 
stellung aufgefangen. Im Gegenangriff wurden 
die Waldstücke zwischen Moronvilliers und Auberive, 
die von französischen farbigen Divisionen bereits 
erreicht waren, ihnen wieder entrissen und 506 Gefan- 
gene ihnen abgenommen. Die Gesamtzahl der Gefan- 
genen erhöhte sich aus über 3000. Die deutsche 
Heeresleitung machte bekannt, daß in den Kämpfen 
am Tage vorher nicht weniger als 26 der berühmten 
Tanks, der von den Engländern eingeführten Panzer- 
kraftwagen, durch das Geschützfeuer zerstört und 18 
Luftfahrzeuge abgeschossen worden seien, und meldete» 
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