Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

war um so wunderbarer, als er einst die Vergewal- 
tigung Spaniens gutgeheißen hatte und als Oberst 
eines Regimentes, der sogenannten Rauhreiter, zur 
Eroberung Kubas ausgezogen war und nie auch 
nur das geringste getan hatte, den Deutschen in seinem 
Lande irgendwelche Vorteile zu verschaffen. Nur in 
Sachen der sogenannten Austauschprosessoren hatte 
er sich willfährig erwiesen und eine Verbeugung vor 
der deutschen Wissenschaft gemacht. In Deutschland 
waren nämlich im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts 
maßgebende Leute auf den echt deutschen Einfall 
gekommen, man könne die Völker dadurch einander 
näherbringen, daß man Professoren hinüber- und 
herübersende, die durch Vorträge ein Verständnis 
für die Eigenart und die wissenschaftlichen Leistungen 
ihres Volkes bei dem anderen entzünden sollten. 
Uber diesen Gedanken, der so ganz und gar von 
falschen Voraussetzungen ausging, mag Roosevelt 
ja im Kreise seiner Vertrauten ganz unbändig gelacht 
haben, aber warum hätte er die Deutschen nicht 
freundlich stimmen sollen, wenn das zu erreichen war, 
ohne daß der Zoll auf Leder oder Wollwaren herab- 
gesetzt zu werden brauchte! Darum hatte er die 
Sache mitgemacht und gewaltig für die Verbrüderung 
usw. geredet, hatte auch dem Prinzen Heinrich von 
Preußen aus seiner berühmten Amerikafahrt mancherlei 
Liebenswürdigkeiten über Deutschland gesagt. Darum 
hatten ihm die Schweden ihren Friedensnobelpreis 
übertragen, und die Juristische Fakultät der Univer- 
sität Leipzig hatte ihn 1908 zu ihrem Ehrendoktor 
ernannt — „Theodore Roosevelt, der kampfbewährte, 
tapfere und doch friedenwirkende, mit allen staats- 
männischen Tugenden ausgezeichnete, der Bürger- 
kröne würdige, für deutsches Wesen echt Verständnis- 
volle letzte Präsident der Vereinigten Staaten von 
Amerika", so hieß es in der Urkunde, die ihm 
darüber ausgestellt wurde. Aber es kam noch besser. 
Ein Fahrzeug der deutschen Marine erhielt den Namen 
seiner Tochter, Alice Roosevelt. Als er 1909 Deutsch- 
land besuchte, durfte er in Berlin vor einer erlesenen 
Gesellschaft, den Spitzen des geistigen Deutschlands, 
in einer unsäglich platten und von Gemeinplätzen 
wimmelnden Rede seine Gedanken über Menschheit?- 
und Völkerbeglückung auspacken, und darauf wurde 
er von der Philosophischen Fakultät der Berliner 
Universität zum Ehrendoktor gemacht. „Dem unpar- 
teiischen, unbeugsamen, wahrheits- und darum wissen- 
schaftsliebenden Manne" erteilten die Gelehrten der 
Berliner Hochschule die höchste Ehre, die sie zu ver- 
geben hatten. Dieser nach dem Zeugnis der Leipziger 
Gelehrten für deutsches Wesen echt verständnisvolle, 
nach dem der Berliner Professoren unparteiische Mann, 
dieser Träger des Friedens-Nobelpreises, hatte von 
Anfang des Krieges an in der schärfsten Weise für 
Hinter der Front in Westflandern: Küche in Velfried zu Brügge. Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von 
FeliX Schrvormstädt. 
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