Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Vrieftauben-Station bei einer Armeegruppe. Nach einer Originalzeichnung für die „Illustrierte 
Weltkriegschronik" von dein Kriegsteilnehmer Engelhardt-Kyffhäuser. 
Uber den 14. Februar: 
„In letzter Zeit haben sich an der Front zwischen Ar- 
mentiöres und Arras zahlreiche Gefechte von Aufklärungs¬ 
abteilungen abgespielt. Der Gegner hat bei seinen häusigen, 
teils mit, teils ohne Feuervorbereitung angesetzten Unter- 
nehmungen beträchtliche Verluste gehabt. 
In unserer Hand gebliebene Gefangene brachten wertvolle 
Aufschlüsse, die durch die Ergebnisse vieler eigener, mit Ge- 
schick durchgeführter Erkundungsvorstöße ergänzt worden sind. 
Gestern war 
zwischen Serre 
und Somme un¬ 
ter Einsatz vieler 
schwerer Geschütze 
der Artillerie- 
kämpf vornehm- 
lich in den Abend- 
stunden stark. In- 
fanterieangriffe 
erfolgten nicht; es 
kamen in unserem 
wirksamen Feuer 
nur kleine Teil- 
vorstöße vor, ge- 
gen die wir be- 
fehlsgemäß auf 
unsere Haupt- 
kampfstellung 
auswichen." 
Am 15. stei- 
gerte sich die 
Artillerietätig- 
keit nordöstlich 
von Armentie- 
res, südlich des 
Kanals von La 
Vassee und in: 
Sommegebiet. 
Ansammlun- 
gen englischer Infanterie wurden von den Deutschen 
unter Vernichtungsfeuer genommen. Am 16. wiesen 
die Deutschen einen stärkeren englischen Angriff südlich 
von Miraumont ab, der nach Trommelfeuer einsetzte. 
Zum 17. Februar lautete der deutsche Kampfbericht: 
„Nach lebhafter Feuervorbereitung versuchten starke eng- 
lische Erkundungsabteilungen nördlich von Armentieres und 
südwestlich von Lille, sowie nördlich des La Bassee-Kanals 
und bei Nansart in unsere Gräben zu dringen. Sie sind 
teils in Nahkämpfen, bei denen Gefangene in unserer Hand 
blieben, teils durch Feuer abgewiesen worden. 
Nach dem Scheitern seines Angriffs südlich von Miraumont 
am 16. Februar abends verstärkte der Feind die Nacht hin- 
durch seine Artilleriewirkung und griff auf beiden Ancre-Ufern 
am Morgen erneut an. In dem tagsüber andauernden Wechsel- 
vollen Kampfe machten wir 130 Gefangene, erbeuteten fünf 
Maschinengewehre und überließen dann dem Gegner unsere 
vordere Trichterstellung. 
Südlich von Pys wurde ein heftiger englischer Angriff 
zurückgeschlagen; alle Stellungen sind gehalten. 
An der Oise bei Dreslincourt brachte uns ein Vorstoß 
14 Gefangene ein." 
Der 19. brachte einen deutschen, der 21. einen 
englischen Vorstoß. Die Deutschen nahmen einen eng- 
tischen Stützpunkt südlich von Le Transloy im Sturm 
und machten dabei Gefangene. Die Engländer drangen 
südlich von Armentieres in die deutschen Stellungen 
ein, wurden aber wieder hinausgeworfen und ließen 
200 Tote in den deutschen Gräben zurück. 
Am 22. Februar wiederholten die Deutschen ein 
Manöver, das sie schon in der Nacht des 13. Januar 
an einer Stelle ihrer Linie angewendet hatten, in 
weit größerem Umfange und mit noch viel größerem 
Erfolg. Sie nahmen beiderseits der Ancre ihre Truppen 
zurück und führten sie in eine neue vorbereitete Stellung, 
die ungefähr in der Linie Monchy-Achiet-le-Petit bis 
Le Transloy verlief. Alle Gräben, Unterstände und 
dergleichen wurden unbrauchbar gemacht. Die deutsche 
Heeresleitung hatte offenbar erkundet, daß die Eng- 
länder an die- 
fem Teil der 
Front einen 
Angriff größe- 
ren Stils plan- 
ten, so wie im 
vorigen Jahre 
an derSomme. 
Indem nun die 
Deutschen ihre 
Front zurück- 
verlegten, wur- 
den alle Vor- 
bereitungen ih- 
rer Feinde nutz- 
los und mußten 
anderswo von 
neuem unter- 
nommen wer- 
den, das heißt, 
die Engländer 
waren gezwun- 
gen, anderswo 
Feldbahnen 
hinter der Front zu bauen, Munitionsstände anzulegen 
und was sonst zu einem großen Angriff gehörte, oder 
sie mußten alle diese Dinge nach vorn verlegen. Beides 
kostete Zeit. Eben die wollten die Deutschen ge- 
Winnen, denn seit der Einführung des unbeschränkten 
Unterseekrieges arbeitete die Zeit für sie. Auch war 
die Vorverlegung der englischen Stellung in dem 
von den Deutschen geräumten Gelände deshalb miß- 
lich, weil hier die deutsche Artillerie natürlich jede 
Entfernung genau kannte und deshalb den Nach- 
rückenden die schwersten Verluste zufügen konnte. Die 
Rückverlegung gelang den Deutschen so durchzuführen, 
daß die Engländer nichts davon merkten. Kleine 
Abteilungen deutscher Infanterie, die in den geräumten 
Gräben zurückgeblieben waren, schlugen die englischen 
Erkundungstruppen zurück, erwiderten ihr Feuer, 
führten Handgranatenkämpfe mit ihnen und täuschten 
durch das alles die Engländer vollkommen. Mehrere 
Tage noch richteten diese ein verheerendes Feuer auf 
die verlassenen Gräben, und den Deutschen konnte 
es ja nur recht sein, wenn ihre Feinde die Munition, 
deren Beschaffung immer schwieriger wurde, nutz- 
los vergeudeten. Die kleinen deutschen Abteilungen 
brachten den angreifenden englischen Erkundungs- 
abteilungen noch so beträchtliche Verluste bei und 
wiesen sie so kraftvoll zurück, daß die Engländer bis 
zum 27. Februar wähnten, es ständen ihnen hier 
noch starke Truppenmengen gegenüber. Selbst eng¬ 
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