Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

von der Notwendigkeit einer völligen Neuordnung 
der Dinge, sprach auch von der Möglichkeit einer Re- 
voluüon. Der Kaiser ließ sich davon überzeugen. 
Seit Mitte August hatte Ludendorff geraten, einen 
Waffenstillstand und Friedensverhandlungen auf di- 
plomatischem Wege einzuleiten, da bei dem Zustande 
der deutschen Armee und der geistigen und morali- 
schen Verfassung des deutschen Volkes nicht zu hoffen 
sei, das; der Kriegswille der Feinde durch kriegerische 
„Eure Exzellenz haben mir vorgetragen, daß Sie sich nicht 
mehr in der Lage glauben, an der Spitze der Negierung zu ver- 
bleiben. Ich'will mich Ihren Gründen nicht verschliefen und 
muß mit schwerem Herfen Ihrer weiteren Mitarbeit entsagen. 
Der Dank des Vaterlandes für das von Ihnen durch Uber- 
nähme des Reichskanzleramtes in ernster Zeit gebrachte Opfer 
und die von Ihnen geleisteten Dienste bleibt Ihnen sicher. 
Ich wünsche, daß das deutsche Volk wirksamer als bisher 
an der Bestimmung der Geschicke des Vaterlandes mitarbeitet. 
Es ist daher mein Mille, daß Männer, die vom Vertrauen 
des Volkes getragen sind, in weitem Umfange teilnehmen an 
den Rechten und Pflichten der Negierung. Ich bitte Sie, Ihr 
Kommando-Leitstand an der flandrischen Front. 
Maßnahmen gebrochen werden könnte. Es war aber 
seitdem nichts geschehen. Nun waren nach dem Zu- 
sammenbruche Bulgariens und bei der Unsicherheit 
des österreichischen Bundesgenossen zwei Wege mög- 
lich, entweder man mußte die Feinde zum Waffen- 
stillstand bewegen, oder, wenn sie darauf nicht ein- 
gingen, das Volk zum letzten Widerstande, zur letzten 
unerhörten Anstrengung aller Kräfte aufrufen. Beides 
glaubte Wilhelm II. leichter erreichen zu können, wenn 
er auf die bisherige Macht seiner Krone verzichtete, 
um die parlamentarische Negierungsform einzuführen, 
wie sie in England bestand. So begab er sich denn 
auf die schiefe Bahn, die zu betreten er freilich nach 
allem Vorhergegangenen kaum vermeiden konnte. Er 
richtete auf das Rücktritts gesuch Hertlings folgenden 
Erlaß an den amtsmüden Kanzler: 
Nach emer Zeichnung von FettX Schwormitädt. 
Werk damit abzuschließen, daß Sie die Geschäfte weiterführen 
und in die von mir gewollten Wege leiten, bis ich einen Nach- 
folger für Sie gefunden habe. Ihren Vorschlägen hierfür sehe 
ich entgegen." 
Der Nachfolger wurde gefunden, aber nicht vom 
Kaiser. „In Berlih", sagt Ludendorff, „begann nun 
die Suche nach dem neuen parlamentarischen Reichs- 
kanzler. Es war ein eigenartiger Vorgang, bei dem 
die Krone jede Initiative aus der Hand gab." 
Der Mann, der schließlich an Hertlings Stelle trat 
als der achte und letzte Kanzler des von Bismarck 
geschaffenen Deutschen Reiches hieß Mar von Baden. 
Ehe wir indessen eingehen können auf sein und seiner 
Regierungsgenossen unheilvolle Tätigkeit, muß noch 
erzählt werden, was sich von Anfang des Jahres 
bis zum deutschen Zusammenbruch auf der See er- 
eignet hatte. 
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