Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Deutsches Lager vor Miraumont. Nach einer Zeichnung für die „Illustrirte 
Zeitung" von den: Kriegsteilnehmer Engelhardt-Kyffhäuser. 
Beute betrug seit Beginn der Scblacht 70000 Gefan- 
gene und über 1100 Geschütze. Rittmeister v. Nicht- 
Hofen errang seinen 74.Luftsieg. 
Am 29. März ereignete sich etwas sehr Bedeut- 
sames: General Foch wurde zum Generalissimus 
der Ententeheere er- 
nannt. Die deutschen 
Blätter brachten die 
Nachricht kurz und 
kühl und gingen 
nicht weiter darauf 
ein. Warum auch? 
Joffre, Nivelle, Pe- 
tain — die Liste wur- 
de um einen Namen 
vermehrt. Wenn sie 
gewußt hätten, was 
dieser Name für 
Deutschland bedeu- 
ten sollte, so hätten 
sie die Meldung in 
der größten Schrift 
und mit Trauer- 
rand bringen müssen. 
Denn mit Foch war 
ein großer Stratege an die Spitze der Ententestreit- 
kräfte getreten, ein ebenbürtiger Gegner Hindenburgs 
und Ludendorffs. Daß die am 25.und 26. März 
neu entbrannte Schlacht nach anfänglichen großen 
Erfolgen der Deutschen zum Stehen kam, war schon 
sein Verdienst. Er stand mit einer gewaltigen Re- 
servearmee von rund 52Divisionen nordöstlich von 
Paris, um die Hauptstadt zu decken. Am 27.März 
aber erkannte er, daß 
das englische Heer 
vor einer entscheiden- 
den Niederlage stand, 
wenn ihm nicht durch- 
greifend geholfen 
wurde. Brachen die 
Deutschen bei Amiens 
durch, so wurden die 
beiden Heere 
trennt, unddaskonn- 
te die Verhängnis- 
vollsten Folgen ha- 
ben. Sprachen doch 
schon englische Stim- 
men davon, daß man 
den Krieg auch fort- 
führen könne und 
müsse, wenn man et- 
wa genötigt sein soll- 
te, die englischen Feld- 
armeen vom Festlande hinwegzunehmen. So beschloß 
Foch, Paris bei Amiens zu verteidigen, und sandte 
große Truppenmassen den Engländern zu Hilfe. So 
konnten die Deutschen am 26. März noch Albert, 
Roye und Noyon erobern, am 27. Montdidier 
Deutsche Truppen auf dem Marktplatz in Bapaume vor dem Sockel des 
Faidherbe-Denkmals. Nach einer Zeichnung für die „Illustrirte Zeitung" 
von dem Kriegsteilnehmer Engelhardt-Kyffhäuser. 
nehmen, am 30. noch eine Reihe von Dörfern in ihre 
Gewalt bringen, z. B. Aubercourt, Hangard, De- 
muin. Aber dann ging es nur noch in langsamem, 
zähem und überaus blutigem Ringen vorwärts. Am 
4. April sah die deutsche Heeresleitung ein, daß der 
Feind zu stark gewor- 
den war, als daß sie 
noch auf einen Durch- 
bruch hätte hoffen 
dürfen. Die Kämpfe 
bei Albert und süd- 
lich der Somme in 
der Richtung auf 
Amiens führten zu 
keinem Erfolge. So 
brachenfiedieSchlacht 
ab. Sie hatten den 
Durchbruch nicht er- 
zwingen können, auch 
war es ihnen nicht 
gelungen, Amiens 
zu erreichen und die 
Verbindung deseng- 
lischen und französi- 
schen Heeres zu durch- 
brechen. Aber war die Schlacht auch nicht entscheidend, 
so war sie doch ein großer Sieg, brachte den Deutschen 
90000 Gefangene und 1300 Geschütze ein und bewies 
vor allem die außerordentliche Kraft, die noch immer 
in ihren Heeren lebendig war. Das vor allem, 
nicht die verlorenen Männer und Kanonen, erregte 
in England und Frankreich die größte Bestürzung, 
und hätten nicht Männer von Eisen an der Spitze 
der beiden Völker 
gestanden, so hätte 
der deutsche Sieg 
mithel- 
daß in 
Paris 
die Freunde des 
Friedens und der 
Verständigung oben- 
auf kamen. Aber 
Clemenceau dachte 
nicht an Frieden 
und Verständigung 
und Lloyd George 
noch weniger. Un- 
erschütterlich blieben 
sie der Uberzeu- 
gung, daß sie doch 
noch den Sieg ge¬ 
winnen würden. 
Der englische Dik- 
tator hoffte aber nicht nur, sondern er han- 
delte. Er sandte alle verfügbaren und auch alle 
eigentlich nicht verfügbaren Schiffe nach Amerika, 
um dem Bundesgenossen jenseits des Ozeans 
möglich zu machen, so schnell wie möglich große 
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