Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Schwere Funkenstation im Aufbau auf dem italienischen $ 
erbaulichen Verlauf nehmen würden. Am 16. Mai 
erließ der Polenklub folgende Bekanntmachung: „So- 
wohl in Angelegenheiten der allgemeinen Politik wie 
auch in den Landesangelegenheiten begegnete der 
Klub während der ganzen Dauer des Weltkrieges 
der Gleichgültigkeit und der Passivität der Regierung. 
Er hat bisher der gegenwärtigen Regierung gegen- 
über eine abwartende Stellung eingenommen in der 
Voraussetzung, daß die Regierung eine Änderung des 
ganzen seit Beginn des Krieges den Polen und dem 
Lande gegenüber in schädigender Weise angewandten 
Systems durchführen werde. Nachdem bis jetzt trotz 
wiederholt gegebener Versprechungen nichts geschehen 
ist, im Gegenteil das Vorgehen und das Verhalten 
der Militär- und Zivilbehörden weiterhin des Landes 
Interesse nicht berücksichtigt, das Land direkt zerstört 
und Material ruiniert und auch an dem System, das 
Land ohne Mitwirkung der Polen zu regieren, fest- 
gehalten wird, so erklärt der Polenklub, daß er nicht 
in der Lage sein wird, die Negierung zu unterstützen." 
Das klang nicht gerade ermutigend für die Ne- 
gierung. Was ihr sonst bevorstehen mochte, das kam 
zutage, als der Reichsrat am 30. Mai zum ersten 
Male zusammentrat. Der südslawische Klub, der sich 
vor kurzem erst gebildet hatte, erklärte, alle von Slo- 
wenen, Kroaten und Serben bewohnten Gebiete der 
Monarchie müßten zu einem selbständigen, freien, 
auf demokratischer Grundlage aufgebauien Staats- 
körper unter dem Zepter der habsburgisch-lothrin- 
:gsschauplatz. Nach einem Gemälde von Fritz Erotemeyer. 
giichen Dynastie vereinigt werden. Die Tschechen 
forderten dasselbe. Osterreich sollte ein Bundesstaat 
werden, in dem alle Stämme freie, gleiche, unab- 
hängige Staaten bilden sollten, der tschechische vor 
allen Dingen. Die Deutschen erklärten sehr entschie- 
den, ihre in Böhmen wohnenden Brüder dürften 
keinesfalls in den Tschechenstaat gezwängt werden. 
Die Polen forderten, daß alle Polen in einem Staat 
zusammengefaßt werden müßten, die Galizier, daß 
eine staatsrechtliche Einheit der ukrainischen Gebiete 
geschaffen werden solle, die auch Cholm, das die Polen 
verlangten, Podolien und Wolhynien zu umfassen 
habe. Unter diesen Vorzeichen trat der Reichsrat 
zusammen und wurde natürlich sofort der Schauplatz 
der wütendsten Nationalitätenkämpfe. 
Man muß es sagen: Die drei Parlamente der 
Mittelmächte boten ein erbauliches Bild. Im unga- 
rischen Reichstag erhitzten sich die Gemüter bis zur 
Weißglut wegen der Einführung eines neuen demo- 
kratifchen Wahlrechtes. Der harte, unerschrockene Vor- 
kämpfer des bisherigen, sehr aristokratischen Wahl- 
rechtes stand vor seinem Sturze, und die Führer der 
Regierungsgegner, die Grafen Karoloyi, Apponyi usw. 
schickten sich an, seinen Platz einzunehmen. Im deut- 
schen Reichstage stand es ganz ebenso; auch hier stand 
im Vordergrunde der Streit um das Wahlrecht, noch 
dazu um das Wahlrecht in Preußen, das eigentlich 
die Vertreter des deutschen Gesamtvolkes gar nichts 
anging. Die drei Staaten führten einen Krieg, bei 
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