Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

obwohl auch dort die Löhne und die Preise gewal- 
tig gestiegen und einzelne Lebensmittel und viele 
Gegenstände des täglichen Bedarfs knapp geworden 
waren. Aber das, was zum Leben unbedingt not- 
wendig ist, Getreide und Fleisch und Fett, erzeugte 
Amerika in solcher Menge, daß es davon noch aus- 
fähren konnte. Auch seufzte das Volk der Vereinig- 
ten Staaten noch nicht unter den Blutopfern, die 
auf allen anderen kriegführenden Völkern lasteten. 
Gegen Ende des Jahres stand nur ein unbedeuten- 
des amerikanisches Heer in Frankreich, mit den Waffen 
machte Amerika seinen Feinden noch kaum zu schaffen. 
Aber es rüstete gewaltig und führte einstweilen den 
Krieg dadurch, daß es seine Verbündeten mit Lebens- 
Mitteln und vor allem mit Geld unterstützte. So 
erhielt am 16. August Belgien eine Anleihe von 
5900000 und Italien von 40 Millionen Dollar, 
England am 21. August eine von 50 Millionen, 
Rußland am 24.August eine von 100 Millionen. 
Am 7. September beschloß das Repräsentantenhaus 
eine neue Kriegsanleihe von 10 Milliarden Dollar 
aufzunehmen, woraus den Verbündeten monatlich 
500 Millionen vorgestreckt werden sollten. Am I.Ok- 
tober erhielt England einen neuen Kredit von 30 
Millionen, am 25.noch einmal 30 Millionen. Am 
18. Oktober wurden den Russen noch 50 Millionen 
zugewendet, so daß die Schuld Rußlands an Amerika 
nunmehr 325 Millionen Dollar betrug.. Am 31. Ok¬ 
tober bekam Italien 230 Millionen, um es in den 
Stand zu setzen, den amerikanischen Geschäftsleuten 
die ihnen gelieferten Kohlen und andere Dinge zu 
bezahlen. Am 1. November wurde den Engländern 
wieder ein Kredit von 25 Millionen Dollar be- 
willigt, und sogar die Rumänen erhielten am 3. De- 
zember 3 Millionen Dollar. Ohne Amerika, das 
trat immer klarer zutage, hätten die Geldmittel 
der Entente zur Fortführung des Krieges auf die 
Dauer nicht ausgereicht. Ebenso schadete es den 
Deutschen dadurch, daß es ihnen überall in der Welt 
neue Feinde auf den Hals hetzte. Die Kriegserklä- 
rung Liberias am 4. August 1917 war wohl mehr 
auf die Rechnung Englands zu setzen, aber daß die 
große Mehrzahl der südamerikanischen Staaten gegen 
Deutschland und seine Verbündeten eine teils unfreund- 
liche, teils geradezu feindliche Haltung einnahm, 
war nur auf den Einfluß der Washingtoner Regie- 
rung zurückzuführen. Durch einen Diebstahl war 
diese Regierung in den Besitz geheimer Telegramme 
geraten, die der deutsche Gesandte in Buenos Aires 
durch Vermittlung der dortigen schwedischen Ge- 
sandtschaft nach seiner Heimat gesandt hatte. Darin 
hatte der deutsche Gesandte, Graf Luxburg, den ar- 
gentinifchen Minister des Äußern einen „Esel von 
Ruf" genannt und den Rat gegeben, die nach Eng- 
land fahrenden argentinischen Dampfer entweder zur 
Umkehr zu zwingen, oder sie ohne Hinterlassung von 
Deutsches Großkampf-Linienschiff im Feuer. <Ph°t. A. Renard, Kiel.) 
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