Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

den Erfolg, daß die Deutschen das im Norden und Nordosten 
umfaßte Mahenge räumen und weiter südlich zurückgehen 
mutzten. 
Da inzwischen auch die anderen gegnerischen Truppenteile 
die Verbindung miteinander hergestellt und weitere Streit- 
kräfte im Süden Liwale besetzt hatten, mußten die deutschen 
Truppen sich den Weitermarsch durch die feindlichen Absper- 
rungslinien nach Süden erkämpfen. Inwieweit ihnen das 
gelungen ist, steht dahin. Englische Meldungen sprechen von 
einem Gefecht 61 Kilometer südlich von Liwale mit unbe- 
kanntem Ausgang. Gegenüber dem an Zahl und Hilfsmitteln 
weit überlegenen Gegner haben die schwachen deutschen Streit- 
kräfte naturgemäß einen schweren Stand. Nach ihren über- 
menschlichen Anstrengungen in den fast Sl/2 Jahren wäre es 
kein Wunder, wenn bei dem Fehlen jeden Ersatzes und dem 
Mangel an notwendigen Dingen die Kräfte und damit die 
Widerstandskraft des einzelnen nachzulassen begännen. Dar- 
auf lassen die feindlichen Meldungen über die Gefangennahme 
von Europäern und Farbigen schließen, die anscheinend in- 
folge Krankheit oder Entkräftung von der Truppe zurückge- 
lassen werden mußten. Irgendein Urteil über die Möglichkeit 
und Wahrscheinlichkeit des weiteren Widerstandes der kleinen 
deutschen Heldenschar abgeben zu wollen, ist auf Grund der 
einseitigen feindlichen Berichte nicht möglich. Wie aber auch 
der Ausgang des ungleichen Ringens sein mag, wir können 
stolz sein auf die bewundernswürdigen Leistungen unserer 
Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, auf diese Pflichterfüllung 
bis aufs äußerste, die auch den Feinden die höchste Vewun- 
derung abgenötigt hat." 
In der Tat äußerten sich die englischen Zeitungen 
über das, was Lettoro-Vorbeck mit seiner kleinen 
Schar leistete, fort und fort in der anerkennendsten 
Weise. Er nötigte sogar seinen Feinden Vewunde- 
rung ab. Aber sein Heldenmut vermehrte nicht nur 
den kriegerischen Ruhm seines Vaterlandes, es brachte 
ihm auch sehr handgreiflichen Nutzen. Es war ja 
anscheinend sehr unwesentlich, ob sich die deutsche 
Kolonie hielt oder nicht, da sie ja vom Mutterlande 
abgeschnitten war und ihr endgültiges Geschick an- 
derswo entschieden wurde. Aber ganz richtig wies 
eine englische Zeitung darauf hin, daß ungefähr 
100000 Mann dort gebunden wurden, die man, 
wenn nicht in Frankreich, so doch in Mesopotamien 
oder Persien sehr nötig hätte verwenden können. Außer- 
dem habe der Feldzug einen großen Teil der Trans- 
portflotte in Anspruch genommen und eine Blockade- 
flotte nötig gemacht. Auch das muß man bedenken, 
wenn man die Leistung des Mannes würdigen will. 
Es sei noch erwähnt, daß Deutschland einmal den 
Versuch gemacht hat, der eingeschlossenen Heldenschar 
auf dem Luftwege Hilfe zu senden. Von Bulgarien 
aus stieg am 21. November 1917 das deutsche Luft- 
schiff L 59 auf, um Arzte, Arzneimittel und Muni- 
tion nach Ostafrika zu tragen. Es führte ungefähr 
15 Tonnen Veförderungsgut. Aber als es schon 
über dem Niltal schwebte, erhielt es auf dem Wege 
der drahtlosen Telegraphie den Befehl zur Rückkehr, 
da die maßgebenden Stellen dem Gerüchte Glauben 
geschenkt hatten, die ostafrikanischen Schutztruppen 
hätten sich den Engländern ergeben. Als das Luft- 
schiff zurückkehrte, befand es sich in tadellosem Zu- 
stände, hatte 6755 Kilometer zurückgelegt und hätte 
nach noch 278 Tagen Unterwegsbleiben also sein Ziel 
bequem erreichen können. 
Der Krieg Deutschlands mit England und Amerika und ihren Vasallenstaaten vom 
1. August bis zum Ende des Jahres 1917. 
^\er erste Monat des vierten Kriegsjahres brachte 
^>zur See kein Ereignis, das der Aufzeichnung 
wert wäre, und von dem folgenden Monat gilt das- 
selbe. Dagegen errangen die Deutschen im Luftkriege 
einige Erfolge, obwohl die englischen Abwehrmaß- 
regeln unleugbar einen hohen Grad der Vollendung 
erreicht hatten. In der Nacht zum 22.August griff 
ein deutsches Marineluftschiff-Geschwader unter Füh- 
rung des Fregattenkapitäns Strasser befestigte Plätze 
und militärische Anlagen am Humber und in der 
Grafschaft Lincoln sowie Vewachungsstreitkräfte an 
der englischen Küste an. Der Angriff hatte guten 
Der am 6. Dezember 1917' von einem deutschen II-Voot in der Kriegszone versenkte amerikanische Zerstörer „Jacob Jones". 
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