Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Panzerkreuzer im Dock. Nach einem Aquarell für 
das nördlich der Zentralbahn lag. Die deutschen 
Kräfte standen in zwei Gruppen auf einem verhält- 
nismätzig kleinen Raum im Süden und Südosten, 
wo sie von allen Seiten bedrängt wurden. So be- 
richteten die Engländer, und wir haben keinen Grund, 
ihre Berichte für unwahr zu halten. 
Wie sich im Laufe des Jahres 1917 die Lage in 
Ostafrika gestaltete, hat das deutsche Kolonialblatt 
in einer kurzen Ubersicht zusammengefaßt, die hier 
folgen möge: 
..Um die Jahreswende 1916/17 hielten die deutschen Streit- 
kräfte noch das Gebiet zwischen der vom Feinde besetzten Ost- 
küste, dem Ruhudje-Kilombero-Rufijifluß im Norden, dem Ro- 
wuma im Süden und, soweit feststellbar, einer vom obern 
Ruhudje aus der Gegend von Jfinga nach der Gegend am 
Nowuma oberhalb Ssassawara verlaufenden Linie im Westen. 
Mit Beginn der Anfang 1917 einsetzenden großen Regen- 
zeit waren die Angriffsbewegungen der verbündeten feindlichen 
Streitkräfte im allgemeinen zum Stillstand gekommen. Die 
deutsche Truppe ging trotz der Ungunst der Witterung ihrer- 
seits zum Angriff über: nach Westen und Nordwesten gegen 
den Nyassasee und in der Richtung Tabora, nach Süden über 
den Nowuma und nach Osten in der Richtung auf die Küste. 
Kleinere Abteilungen stießen auch nach Norden auf Kilossa 
und auf Jringa vor. Nach Westen ging eine Abteilung von 
angeblich 400 Mann unter Hauptmann Wmtgens (einem Bru- 
der des bekannten Fliegers). Hierbei ist, wie seinerzeit ge- 
meldet wurde, Wintzens gefangengenommen worden, aber 
nicht, wie es in englischen Berichten hieß, nachdem seine Ab- 
teiluna geschlagen war. Vielmehr ergibt sich aus einem Briefe 
von Wintzens an seine Mutter, daß er schwer erkrankt war und, 
weil sein Arzt eine Operation zur Rettung seines Lebens für 
geboten hielt, seine Truppe allein weitermarschieren ließ und sich 
die „Jllustrirte Zeitung" von R. Schmidt-Hamburg. 
den Engländern ergab, um in ein Lazarett gebracht zu werden. 
Die Abteilung selbst marschierte weiter, erlag aber schließlich 
nach vielen Gefechten der Übermacht. Die Vorstöße nach Süden 
in das portugiesische Gebiet waren bekanntlich erfolgreich, die 
Portugiesen flohen, und in ihrer Kolonie brach ein Aufstand 
der Eingeborenen aus. Noch erfolgreicher war der Vorstoß 
gegen die Küste. Der Feind wurde unter großen Verlusten 
aus dem Gebiet zwischen Kilwa und der Rowuma-Mündung 
hinausgeworfen, und die Engländer haben später selbst zuge- 
geben, daß deutsche Abteilungen eine Zeitlang den Küstenplatz 
Lindi besetzt hatten, ebenso Minkindani. 
Mitte Mai begannen dann die Feinde unter dem Ober- 
befehl des Generals van Deventer nach Heranziehung bedeu- 
tender Verstärkungen die neue Offensive, an der auch wieder 
südafrikanische Regimenter und wahrscheinlich auch indische 
Verbände sowie Kongobelgier teilnahmen, zusammen wahr- 
scheinlich das Zehn- bis Fünfzehnfache der deutschen Truppe, 
die in Ermangelung eines Neuersatzes an Zahl jedenfalls er- 
heblich abgenommen haben muß. Der Anfang Juni "ein- 
setzende Angriff erfolgte von der Küste her in zwei Kolonnen 
von Kilwa und Lindi aus unter Leitung des Generals van 
Deventer, von Norden aus der Richtung von Kilossa durch 
die kongobelgischen Truppen, von Nordwesten und Westen 
durch die südafrikanischen und rhodesischen Truppen unter 
General Northey, während im Süden die Portugiesen die 
Rowumalinie sperren sollten. Überall leisteten die deutschen 
Kräfte hartnäckigsten Widerstand. Nach Osten zu wiesen sie 
die Gegner in zahlreichen Gefechten erfolgreich ab und wichen 
erst im Oktober und November gegen Umfassungsbewegungen 
zurück. Nach Norden stießen deutsche Abteilungen noch bis 
in den Juni hinein offensiv vor; sie gingen dann vor den 
von Norden und Nordwesten vereint vorrückenden überlegenen 
kongobelgischen und englischen Streitkräften Ende August 
in der Richtung Mahenge zurück, ebenso andere kleine Abtei- 
lungen nach hartnäckigem Widerstand vor feindlichen Streit- 
kräften, die aus dem Westen vorrückten. Erst Anfang Okto¬ 
ber aber hatte die konzentrische Truppenbewegung der Gegner 
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