Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

folgte deshalb, weil sie bei dem Rückzüge aus Wind- 
huk den größten Teil ihrer Vorräte eingebüßt hatten, 
weil ihre Zahl sich zu der ihrer Gegner ungefähr 
wie eins zu zwanzig verhielt, weil ihre Artillerie 
gegenüber der feindlichen überhaupt nicht in Betracht 
kam und endlich, weil die Truppen Bothas ihnen 
an Tapferkeit ebenbürtig, an Geschicklichkeit überlegen 
waren. Sie bestanden ja zum größten Teil aus 
Buren, die den Krieg im afrikanischen Klima und 
Gelände aus dem Fundamente kannten. Somit war 
die Übergabe eine durchaus ehrenvolle, und demgemäß 
waren die Bedingungen, die Votha den Unterlegenen 
gewährte. Nicht nur die Offiziere, sondern auch die 
Soldaten wurden im Besitz ihrer Waffen gelassen. 
Wenn die Offiziere ihr Ehrenwort gaben, sich hin- 
fort am Kriege nicht mehr beteiligen zu wollen, so 
durften sie sich in der ganzen Kolonie frei bewegen. 
Von den Soldaten wurden die zum Kriegsdienste 
ausgehobenen Reservisten auf der Stelle nach Hause 
gesandt und durften ihre friedliche Beschäftigung 
wieder aufnehmen. Diese Großmut erklärte sich dar- 
aus, daß die südafrikanische Union beabsichtigte, die 
Kolonie sich anzugliedern. Deshalb wollten sie nicht 
ein Land haben, in dem die Kulturwerte zerstört, 
die Bewohner gegen sie erbittert waren. Darum 
tat Botha auch in der Folgezeit alles was in seiner 
Macht lag, um die dortigen Deutschen mit ihrem Schick- 
sale auszusöhnen. So entgingen sie den Gemein¬ 
heiten, die in allen überseeischen Ländern, wo die Briten 
Sieger waren, den Deutschen zugefügt wurden. Aber 
für Deutschland verloren war auch dieses Land. 
Nur eine Kolonie hielt bis zum Ende des dritten 
Kriegsjahres dem Ansturm der Feinde stand, und 
es sei gleich hier gesagt, daß sie bis zum Ende des 
ganzen Krieges ausgehalten hat: Ost-Afrika. Das 
ist allerdings nicht so zu verstehen, daß die Kolonie als 
Ganzes in deutscher Hand geblieben wäre. Sie wurde 
vielmehr allmählich von den Briten und ihren Dienst- 
Völkern, den Belgiern und Portugiesen, erobert, aber 
es blieb doch eine unbezwungene deutsche Kriegs- 
macht im Lande, die immer wieder vorbrach und 
den Engländern das Eroberte wieder streitig machte, 
so daß für sie von einem ruhigen Besitze und einer 
sicheren Ausbeutung des Landes nicht die Rede war. 
Das Verdienst daran gebührt vor allem einem Manne, 
dem Obersten von Lettow-Vorbeck, der nicht nur ein 
durchaus furchtloser, kühner und zäher Offizier war, 
sondern ein Feldherr, der getrost mit Hindenburg 
und Ludendorfs in eine Reihe gestellt werden darf, 
denn er vollbrachte mit seiner bescheidenen Macht etwas 
ebenso Erstaunliches, wie jene beiden mit ihrem Mil- 
lionenheere. Mit ihm teilt sich in die Lorbeeren 
des Sieges das kleine Heer, das er befehligte. Es 
bestand zur Zeit seiner höchsten Stärke aus 3000 weißen 
und 15000 farbigen Soldaten. Die Weißen waren 
fast alle Leute, die an das Tropenklima gewöhnt 
Schießübung der Askari. 
Links: Major v. Langenn-Sleinkeller (verwundet beim Angriff auf Karonga). .Rechts: Feldwebel Graumann (gefallen beim Angriff auf Karonga). 
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