Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Rapallo ein gemeinsamer oberster Kriegsrat für die 
gesamte Westfront von den Abgesandten Englands, 
Frankreichs und Italiens geschaffen worden. Zu 
dessen Mitglieds wurde er ernannt. An seine Stelle 
trat der General Diaz, und die Wahl war auf 
keinen Unwürdigen gefallen, denn Diaz erwies bald, 
daß er ein tüchtigerer Heerführer war, als der zähe 
und tapfere, aber ideenlose Cadorna. 
Im Einzelnen hatten die Italiener auch in den 
folgenden Wochen nichts als Mißerfolge. Am 9. No- 
vember verloren sie Asiago nach furchtbar erbittertem 
Widerstand, am 10. November Velluno. Am 11. No¬ 
vember verlegten württembergische und österreichische 
Truppen den im oberen Piaoetale zurückweichenden 
Italienern bei Longarone den Weg, nahmen 10000 
Mann gefangen und erbeuteten viele Geschütze und 
zahlreiches Kriegsmaterial. Die von Velluno die 
Piave abwärts vorgedrungenen Deutschen und Oster- 
reicher standen vor Feltre. Besonders ungünstig 
gestaltele sich die Lage der Italiener an ihrer nörd- 
lichen Gebirgsfront, wo die Truppen Conrads von 
Hohendorf mit aller Kraft sich den Austritt aus 
dem Gebirge zu erkämpfen suchten. In den Sieben 
Gemeinden entrissen sie den Italienern den Monte 
Longa. Die im Gebirge zwischen Sugana und 
Cisinontale vorgehenden Österreicher und Ungarn 
erstürmten das Panzerwerk Leone auf dem Col di 
Campo und die Panzerfeste C. di Lan und nahmen 
Fonzaso. Primolano und Feltre gingen am folgenden 
Tage den Italienern verloren, und deutsche Truppen 
nahmen im Sturm die tiefverschneiten italienischen 
Höhenst llungen östlich von Asiago und das Panzer- 
werk auf dem Monte Lijser. Am 15.November 
fiel Cismon in die Hände der Verbündeten, am 16. 
die steilen Gipfel des Monte Prasfolan und des 
Monte Peurna. Vergeblich versuchten am 17. und 
18. November starke italienische Kräfte nordöstlich 
von Asiago die ihnen entrissenen Stellungen wieder- 
zuerobern. In blutigen Kämpfen wurden die Jta- 
liener auf den Monte Tomba zurückgeworfen, nach- 
dem ihnen Ouero und der Monte Cornelia entrissen 
worden waren. Am 19. wurde hart um den Monte 
Tomba gerungen, am 21. November erstürmten öfter- 
reichische Kaiserschützen und württembergische Truppen 
zwischen Brenta und Piave die Gipfel des Monte 
Fontana Secca und des Monte Spinuccia. Alle 
Angriffe, die in den folgenden Tagen dieses Monats 
die Italiener unternahmen — an der Vrenta, auf den 
Monte Tomba und gegen den Monte Pertica — blieben 
erfolglos, allerdings konnten auch ihre Gegner nichts 
Bedeutendes mehr erreichen. 
Am Anfang des Dezember sah es fast so aus, als 
sollten die italienischen Heere doch noch völlig zer- 
trümmert und ihre Front doch noch durchstoßen 
werden, und zwar diesmal nicht von Westen, 
sondern von Norden her. Conrad von Hötzendorf 
begann am 4. Dezember einen Großangriff im Ge- 
biete der Sieben Gemeinden, der am 6. seinen vor- 
läufigen Abschluß fand und zu einem sehr bedeutenden 
Erfolge führte. Unterstützt von deutscher Artillerie, 
erstürmten die österreichisch-ungarischen Truppen die 
starken italienischen Stellungen im Melettagebirge 
und den Monte Sisemol. Sie erbeuteten dabei 93 
Geschütze und nahmen über 16000 Mann gefangen, 
darunter 639 Offiziere. Aber so schmerzlich diese 
Niederlage für die Italiener war, so brachte sie doch 
keine Entscheidung. Auch die fast täglichen Kämpfe 
an der Brenta und an der Piave brachten sie nicht, 
und wenn jeden Tag die Italiener einige hundert 
oder einige tausend Gefangene einbüßten, so wurde 
ihre Kampfkraft dadurch nicht wesentlich geschwächt. 
Ihre Gegenangriffe wurden vielmehr immer heftiger 
und erbitterter. Nachdem am 18. die Österreicher 
und Ungarn den Monte Asolone gestürmt und die 
nordwestlich und nordöstlich sich anschließenden Höhen 
erobert hatten, suchten die Italiener am 20., 21. und 
22. Dezember ihre verlorenen Stellungen in furchtbar 
blutigen Kämpfen wiederzugewinnen, doch blieben 
ihre Anstrengungen ergebnislos. Am 23. Dezember 
erlitten sie noch eine schwere Niederlage zwischen 
Asiago und der Vrenta, wo Conrad von Hötzendorf 
den Col del Nosso erstürmte und 9000 Italiener ge- 
fangen nahm, darunter 270 Offiziere. Italienische 
Versuche der Rückeroberung an den beiden folgenden 
Tagen scheiterten. Vom 25. Dezember bis zum Ende 
des Monats erschöpften die Italiener ihre Kräfte in 
fruchtlosen Vorstößen an verschiedenen Stellen, be- 
sonders im Gebiete des Monte Tomba. Sie er- 
reichten nichts damit, aber es zeigte sich doch, daß 
nun die Rollen wieder vertauscht waren und daß 
die Italiener aus Angegriffenen und Geschlagenen 
wieder zu Angreifern geworden waren. So hatte 
die 12. Jsonzoschlacht den Deutschen und ihren Ver- 
bündeten eine gewaltige Beute an Land und Leuten 
gebracht, aber sie war dann zum Stehen gekommen und 
hatte die angestrebte Entscheidung nicht herbeigeführt. 
Die Umwälzung in Rußland von Mai bis Ende 1917. — Die Stockholmer Kon¬ 
ferenz. — Der Suchomlinow-Prozeß. — Die kämpfe an der deutschen Ostfront von 
Juni bis Ende 1917. 
^?>ie russische Revolution verlief genau so, wie fast schließlich rissen sie die Herrschaft ganz und gar an 
^/alle Revolutionen bisher verlaufen sind: Im sich. Nur England hat das Glück gehabt, einen Mann 
Anfang waren die gemäßigten Kreise von Einfluß hervorzubringen, der mitten in der Revolution die 
und Bedeutung, aber von Monat zu Monat stieg Revolution bändigte und sein Volk vor den Greueln 
die Menge des radikalen Teils der Aufrührer, und der Massenherrschaft bewahrte. Rußland hatte keinen 
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