Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Die deutsche Heeresleitung hielt, das geht aus 
diesen Schreiben hervor, die englisch-französische Früh- 
jahrsoffensive für gescheitert und beendet. Gescheitert 
war in der Tat der mit ungeheuren Mitteln und 
unter Einsetzung gewaltigster Kräfte erfolgte Angriff. 
Das heißt die Engländer hatten nur örtlichen Ge- 
winn davongetragen, dagegen keins ihrer weitgesteckten 
Kriegsziele erreicht, aber beendet war sie doch keines- 
wegs, sondern nach einer Kampfpause von etwa 
einer Woche folgten neue riesenhafte Anstrengungen, 
die deutsche Front zu durchbrechen, womöglich auf- 
zurollen und die Deutschen aus Flandern zu ver- 
treiben, denn die Eroberung Flanderns war das 
Ziel der neuen Offensive. Besonders war ihr Ziel 
die Vertreibung der Deutschen aus den „Piraten- 
nestern" Zeebrügge und Ostende, den beiden Stütz- 
punkten des deutschen Unterseekrieges, der den Eng- 
ländern immer unbehaglicher und gefahrdrohender 
wurde. 
So lag denn vom 1. Juni an ein furchtbares 
Vernichtungsfeuer auf den deutschen Stellungen im 
Wytschaetebogen, das sechs Tage lang anhielt. Am 
7..Junt sollte der Großangriff stattfinden. Dazwischen 
aber erfolgten einzelne Angriffe, die zum Teil schon 
sehr bedeutend waren. So besonders der am 5. Juni. 
Mit starken, tiefgestaffelten Kräften griffen die Eng- 
länder auf dem Nordufer der Scarpe an. Nur bei 
dem Bahnhof Roeux konnten ihre Sturmtruppen 
in die deutschen Stellungen eindringen. Zwischen 
Gavrelle und Fampoux wurden sie unter schweren 
Verlusten durch bayrische Regimenter zurückgeworfen 
Uber die große Schlacht am 7. Juni meldete der 
deutsche Heeresbericht: 
„Die nach ragelangem, starkem Zerstörungsfeuer zwischen 
Npern und dem Ploegsteert-Wald, nördlich von Armentieres, ein- 
setzenden Angriffe der Engländer sind südöstlich von Upern 
von niederschlesischen und württembergischen Regimentern ab- 
gewiesen worden; auch auf dem Südflügel des Schlachtfeldes 
kämpften wir erfolgreich, dagegen gelang es den Gegnern bei 
St. Elvi, Wytschaete und Messines unter der Wirkung zahl- 
reicher Sprengungen in unsere Stellung einzubrechen und 
nach hartnäckigen, wechselvollen Kämpfen über Wytschaete 
und Messines vorzudringen. Ein kraftvoller Gegenangrisf 
von Garde- und bayrischen Truppen warf den Feind auf 
Messines zurück, weiter nördlich wurde ihm durch frische Re- 
serven Halt geboten. Später wurden unsere tapfer kämpfen- 
den Regimenter aus dem westwärts vorspringenden Bogen 
auf eine vorbereitete Sehnenstellung zwischen dem Kanal-Knie 
nördlich von Hollebeke und dem Douve-Grund, zwei Kilometer 
westlich von Warneton, zurückgenommen." 
Englische Gefangene berichteten, der Angriff habe 
entsetzliche Opfer gefordert. Das wurde dadurch be- 
stätigt, daß die Engländer am folgenden Tage nicht 
in der Lage waren, ihn zu erneuern. Sie richteten 
zwar ein starkes Zerstörungsfeuer auf die deutschen 
Stellungen östlich von Wytschaete und Messines, 
schickten aber nur australische Truppen östlich von 
Messines ins Feuer. Ihr Vorstoß war vergeblich. 
In den Abendstunden entwickelten sich auf beiden 
Ufern des Kanals Dpern-Eomines und in der Douve- 
Niederung neue Kämpfe, bei denen die Engländer 
keine Vorteile zu erringen vermochten. Vom La 
Bassee-Kanal bis zum Sensee-Bach war die Kampf¬ 
tätigkeit abends gleichfalls gesteigert. Nächtliche Vor- 
stöße der Engländer nordöstlich von Vermelles, südlich 
von Loos und östlich von Croisilles wurden von 
den Deutschen zurückgeschlagen. Starke Kräfte setzten 
die Engländer zu wiederholten Angriffen südlich und 
südwestlich von Lens ein. In erbitterten Kämpfen 
schlugen dort auf beiden Ufern des Souchez-Vaches 
sowie zwischen den von Givenchy auf Avion und 
von Vimy auf Mericourt führenden Wegen hessische 
und schlesische Regimenter die stellenweise in die 
deutschen Gräben gedrungenen Engländer wieder 
hinaus. Die Stellungen blieben in den Händen 
der Deutschen. 
Der 9. verlief ruhig, nur gesteigerter Geschützkampf 
und abgewiesene englische Angriffe wurden gemeldet. 
Am 10. dauerte die erhöhte Feuertätigkeit an. Nachts 
gingen nach heftigem Feuerüberfall englische Kom- 
pagnien gegen die deutschen Linien westlich von Holle- 
beke und Wambeke vor, wurden aber zurückgeschlagen. 
Südlich der Douve scheiterten abends englische An- 
griffe westlich von Warneton. Beiderseits des Kanals 
von La Bassee und auf dem südlichen Scarpeufer 
unterband das deutsche Vernichtungsfeuer die sich 
vorbereitenden englischen Angriffe. Am 11. beging 
der englische Oberbefehlshaber wieder einmal eine 
der Unbegreiflichkeiten, die er schon mehrmals be- 
gangen hatte. „Nachmittags", so hieß es im deutschen 
Heeresbericht, „ritt englische Kavallerie gegen unsere 
Linien östlich von Messines an." Selbstverständlich 
kehrten nur Trümmer zurück. Südlich davon bei 
dem Gute Kruis angreifende englische Infanterie 
wurde durch Gegenstoß geworfen. Westlich von 
Warneton kam am 12. mittags ein englischer Angriff 
im deutschen Vernichtungsfeuer nur an wenigen 
Stellen aus den Gräben heraus. Abends scheiterte 
ein Zweiter Vorstoß der Engländer an derselben Stelle. 
Westlich der Straße Arras-Lens lag morgens heftiges 
Vernichtungsfeuer auf den deutschen Stellungen. Starke 
englische Kräfte, die auf dem Nordufer des Souchez- 
Baches in die deutschen Gräben drangen, wurden in 
kraftvollem Gegenstoß geworfen. Der 14. brachte 
einen erneuten englischen Großangriff. Die deutsche 
Heeresleitung meldete darüber: 
„In Flandern setzte nach verhältnismäßig ruhigem Tage 
zwischen Vpern und Armentieres gestern 8.30 abends starkes 
Trommelfeuer ein, dem an der ganzen Front englische Angriffe 
folgten. Sie drückten nach Kämpfen, die an einzelnen Stellen 
bis zum Morgen andauerten, die Sicherungen zurück, die unsere 
weiter östlich liegende Kampflinie zwischen Hollebeke. Douve- 
Grund und südwestlich von Warneton seit dem 1t). 5. er- 
folgreich gegen alle Erkundungsvorstöße der Engländer ver- 
Meiert haben. 
Nördlich des Kampsfeldes bis zur Küste nur geringe Ar- 
tillerietätigkeit. Im Handstreich hoben Stoßtrupps eines 
niederrheinischen Regiments am User-Kanal einen belgischen 
Posten von 25Mann auf. 
An der Artois-Front griffen die Engländer morgens nach 
heftigen Feuerwellen unsere Gräben östlich von Monchy an. 
Sie brachen an einigen Punkten ein, wurden jedoch durch 
Gegenstoß der Bereitschaften sofort hinausgeworfen. Ein 
Grabenstück westlich des Bois du Sart ist noch in Feindeshand. 
Abends stießen mehrere englische Bataillone östlich von 
Loos vor. Auch hier wurde unsere Stellung durch kräftigen 
Gegenangriff gehalten." 
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