Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

eine deutsche Zeitung sagen durste, daß den Belgiern 
ihre Kirchenglocken gelassen worden waren, während 
man sie in Deutschland von den Türmen nahm, 
um sie in Torpedos umzuschmelzen. Auch über die 
Reden und Erlasse des Papstes, die das protestantische 
Gefühl verletzen mußten, durste kein Urteil gefällt 
werden. Zum Teil durften sie nicht einmal mitge- 
teilt werden. Die französische und italienische Presse 
dagegen hatte 
und behielt die 
vollkommenste 
Freiheit, über 
die päpstliche 
Haltung zu 
schreiben und 
zu urteilen, wie 
es ihr gefiel, 
und ihre Ur- 
teile waren 
oft keineswegs 
schmeichelhaft 
für das Ober- 
Haupt der Kir- 
che. Die eng- 
lische Presse 
nahm mit der 
Zeit eine im- 
mer unfreund¬ 
lichere Stel¬ 
lung zu Rom 
ein, nachdem 
Wiederaufbau der nach Stellungswechsel zerlegt beförderten Minenwerfer. Nach einer Zeich- 
nung für die „Jlluftrirte Zeitung" von Fritz Grotemeyer. 
Damit war es einem altem Wunsche der Kurie ent- 
gegengekommen. Nun verlangte es aber auch, eine 
Frucht davon zu sehen. Der Papst sollte seinen 
Einfluß für England geltend machen. In Kanada 
und Australien sollte er die Veschöfe anhalten, daß 
sie die Jungmannschaft des Landes für den Krieg 
gegen Deutschland begeistern. Vor allem aber sollte 
er dahin wirken, daß Irland ruhig werde, denn 
die Stimmung 
wurde dort für 
die Herren im 
Lande immer 
gefährlicher, 
und gerade 
die katholische 
Geistlichkeit 
nahm eine Hai- 
tung ein, die 
ganz England 
mit schweren 
Besorgnissen 
erfüllte. Aber 
dazuwarBene- 
dikt XV. denn 
doch nicht zu 
haben, denn 
man kannte 
in Rom den 
furchtbaren 
Haß der Jr- 
länder gegen 
sie anfangs das, was der Papst sagte und tat, wohlwol- England ganz genau und war nichl geneigt, das 
lend, aber ziemlich gleichgültig mitgeteilt hatte. Eng- kirchliche Ansehen durch Eintreten für die Englän- 
land hatte kurz nach dem Ausbruch des Krieges eine der einer Belastungsprobe auszusetzen, die es wohl 
diplomatische Vertretung beim Vatikan eingerichtet, sicherlich nicht ausgehalten hätte. 
Die Kämpfe an der deutschen Westfront im Juni und Juli 1917. 
qsm 1. Juni sandte der Deutsche Kaiser folgendes 
-^^Handschreiben an Ludendorff: 
„Die deutschen Heere haben im Westen den in diesem 
Frühjahr von den Franzosen und Engländern mit starker 
Ubermacht und allen Mitteln der Kriegführung unternommenen 
gewaltigen Ansturm siegreich abgewiesen und die Erreichung 
der weitgesteckten Ziele des Feindes verhindert. Dieser groß- 
artige Erfolg ist neben der unvergleichlichen Tapferkeit und 
der beispiellos zähen Ausdauer der beteiligten, aus allen 
deutschen Gauen stammenden Truppen und ihrer umsichtigen 
und tatkräftigen Führung durch die Generäle und Offiziere 
aller Dienstgrade den vom Generalstabe vorgeschlagenen und 
von allen mitwirkenden Stellen im eindringlichen Verständnis 
und freudiger Hingebung durchgeführten weit vorausschauenden, 
vorbereitenden Maßnahmen, die hauptsächlich in Ihrer Hand 
lagen, zu verdanken. Als Zeichen meiner besonderen Aner- 
kennung Ihrer hierdurch erworbenen neuen Verdienste und 
als Ausdruck meiner fortdauernden besonderen Zufriedenheit 
mit Ihren vortrefflichen Leistungen stelle ich Sie hierdurch 
ä la suite des Niederrheinischen Füsilier-Regimentes Nr. 39. 
Sie treten an dieser Ehrenstelle wieder in enge Beziehungen 
zu dem Regiment, dessen hervorragender Kommandeur Sie 
gewesen sind, und das sich auch dank Ihrer zielbewußten Aus- 
bildung in dem jetzigen Kriege überall aufs beste bewährt hat. 
Großes Hauptquartier, 1. Juni 1917. Wilhelm." 
Dieselbe gehobene Stimmung und dieselbe Auf- 
fassung der Lage kam zum Ausdruck in den Depeschen, 
die der Kaiser am 2. Juni an seinen Sohn und den 
Kronprinzen Rupprecht von Bayern richtete: 
„Der Kaiser sandte am 2. Juni an den Kronvrinzen des Deut- 
schenReichesunddenKronprinzenvonBayernfolgendeDepeschen: 
Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen 
Reiches! Auf meiner Frontreise konnte ich nur Abordnungen 
der Armeen sprechen, die unter Deiner Führung in den letzten 
beiden Monaten den großen Durchbruchsversuch der Franzosen 
an der Aisne und in der Champagne zum Scheitern brachten. 
Ich beauftrage Dich, allen Führern der Truppen, die in 
schweren Wochen ihr ganzes Wollen und Können, ihr Blut 
und Leben einsetzten, an deren stahlhartem Willen des Gegners 
Ansturm zerschellte, ineinen und des Vaterlandes Dank zu 
übermitteln. Die deutsche Heimat ist stolz auf ihre tapferen 
Söhne und voll Vertrauen, daß neue Kämpfe auch neue 
Siege bringen werden. Das walre Gott! Wilhelm." 
„Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Bayern! 
Auf den Schlachtfeldern von Arras haben die unter Deiner Füh¬ 
rung fechtenden Truppen aus allen deutschen Gauen in den schwe- 
ren Kämpfen der letzten beiden Monate Englands kriegerische Ab- 
siebten an dieser Stelle zum Scheitern gebracht. Stahlharter Wille 
und feste Siegeszuversicht sprach aus den Augen derer, die ich 
während meiner Reise sah Das gleiche Gefühl beseelt die ganze 
Armee. Mit mir dankt das deutsche Vaterland seinen tapferen 
Söhnen für ihre opferfreudige Hingabe an unsere große deutsche 
Sache. Überbringe allen Führern der Truppen diesen Dank, der 
gepaart ist mit dem Vertrauen, daß wir mit Gottes Hilfe auch 
die weiteren Kämpfe siegreich bestehen werden. Wilhelm." 
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