Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

sicherung nach Rom. Aber ein neues Friedensangebot 
an ihre Feinde abzusenden, fiel ihnen denn doch nicht 
ein. Sie hatten noch genug vom vorigen Male. Das 
war schon an sich verständlich und erhielt außerdem 
die vollkommenste Rechtfertigung durch die Art, wie 
die Feinde Deutschlands die Papstnote aufnahmen. 
England antwortete überhaupt nicht darauf. In 
der französischen 
Kammererklärte 
der Minister des 
Auswärtigen 
Nibot am 14. 
September1917, 
man könne den 
päpstlichen Vor- 
schlügen nicht nä- 
hertreten, ehe 
nicht die Mittel- 
mächte bindende 
Sicherheiten, be- 
sonders in bezug 
auf Belgien und 
Elsaß - Lothrin- 
gen, gegeben hät- 
ten. Sonnin o 
sprach sich in 
der italienischen 
Kammer am 25. 
Oktober1917 da¬ 
hin aus, daß die 
päpstliche Note 
keine Unterlage 
für praktische 
Friedenserörte- 
rungen gäbe. 
Nur Amerika 
antwortete dem 
Papste in einer 
der langatmigen 
Noten, die ihren 
Ursprung im 
Hirne Wilsons 
durch ihren gan- 
zen Stil auf 
der Stelle verrie- 
ten, obwohl sie 
nicht von ihm, 
sondern vom 
Staatssekretär Lansing unterzeichnet war. Er suchte 
darin wieder den Gegensatz zwischen der Regierung 
und dem deutschen Volke zu erklügeln und lehnte 
die Papstnote ab, weil mit der „augenblicklichen 
deutschen Regierung" auf einer sicheren Grundlage 
über den Frieden nicht verhandelt werden könne. 
Diese kühle und respektlose Haltung der Mächte des 
Vierverbandes gegen den Statthalter Christi muß 
um so mehr wundernehmen, als er eben diese 
Mächte nicht nur in seinem Friedensangebot, 
sondern auch anderweitig besonders begünstigt hatte. 
Unsere Pioniere bei der Arbeit: Vrettertrupp beim Uberbrücken genommener feindlicher 
Gräben. Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von dem Kriegsteil- 
nehmer Willy Loeper, 
Sicherlich hat sich der Papst mancherlei Verdienste 
um die Menschlichkeit erworben, indem er seinen Ein- 
fluß in die Wagschale warf, um die Kriegführung 
weniger unmenschlich zu gestalten. Nach der schweize- 
rischen Regierung ist er zum Beispiel der erste ge- 
wesen, der den Austausch kriegsuntauglicher Gefangener 
anregte, und er hat dieses Liebeswerk immer wieder 
eifrig gefördert. 
Das ist den An- 
gehörigen aller 
Völker, auch den 
Deutschen und 
ihren Verbünde- 
ten, zugute ge- 
kommen. Aber 
in mancher Hin- 
ficht war es auf- 
fallend, wie sehr 
sich der Vatikan 
um die Ange- 
hörigen der En- 
tentevölker, wie 
wenig um die 
der Mittelmächte 
kümmerte. Wur- 
den Belgier oder 
Franzosen oder 
Italiener wegen 
Spionage oder 
Kriegsverrats 
zum Tode ver- 
urteilt, so war 
der Vatikan so- 
gleich zur Stelle 
und wußte ihre 
Vegnadigungzu 
erwirken, und 
von solchen Be- 
gnadigungen 
könnte eine lange 
Liste aufgestellt 
werden. Dage- 
gen war bis zum 
Ende des drit- 
ten Kriegsjahres 
kein Fall be- 
kannt geworden, 
daß sich die Ku- 
rie für einen verurteilten Deutschen verwendet hätte. 
Und von ihrer Verwendung für Österreicher und Ungarn 
erfuhr die Welt auch nur wenige Fälle. Nicht anders 
verhielt es sich mit den Unterstützungen und Geld- 
spenden, die der Heilige Stuhl den durch den Krieg 
geschädigten Ländern zuwendete. Im August 1915 stellte 
der päpstliche Nuntius Frühwirth in München dem Vi- 
fchof von Frauenstadt 19009 Mark für das verwüstete 
Ostpreußen zur Verfügung. Das hatte auf ausführ- 
liche Mitteilung des Nuntius über die schwere Heim- 
suchung, die der Krieg den Ostseeprovinzen brachte, 
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