Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Dies sind die hauptsächlichen Grundlagen, auf denen, wie 
Wir glauben, sich die kommende Neuordnung der Völker 
stützen muß. Sie sind so beschaffen, daß sie die Wiederkehr 
ähnlicher Konflikte unmöglich machen und die Lösung der 
für die Zukunft und das materielle Wohlbefinden aller krieg- 
führenden Staaten so wichtigen wirtschaftlichen Frage vor- 
bereiten. Indem Wir sie Ihnen überreichen, Ihnen, die Sie 
zu dieser tragischen Stunde der Geschicke der kriegführenden 
Nationen lenken, sind Wir daher von einer beglückenden 
Hoffnung beseelt, nämlich sie angenommen zu sehen und so 
zu erleben, daß der schreckliche Kampf, der immer mehr und 
mehr als unnötige Metzelei erscheint, ein Ende nimmt. Alle 
Welt erkennt ja an, daß die Waffenehre sowohl auf der einen 
wie auf der anderen Seite unverletzt ist. Leihen Sie also 
Unserer Bitte Ihr Ohr, nehmen Sie die väterliche Aufforderung 
ebenso der Sultan durch Vermittlung des Deutschen 
Kaisers, 
Die Note befriedigte niemand. Die Entente schrieb, 
sie verdanke ihr Dasein der Anregung der Mittel- 
mächte, und diese kämen bei den päpstlichen Vor- 
schlügen viel zu gut weg. Dagegen sagte der „Osser- 
vatore Romano" vom 19. August sehr richtig, man 
brauche die Note des Papstes nur wirklich zu lesen, 
um zu erkennen, daß der von ihm vorgeschlagene 
Friede kein deutscher Friede sei. Das wurde merk- 
würdigerweise noch amtlich von der Kurie bestätigt 
Von den Kämpfen an der Westfront: Vorgehende Sturmbatterie. Nach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von 
Leutnant d. R. Willy Müller-Gera. 
an, welche Wir im Namen des göttlichen Erlösers, des Friedens- 
fürsten, an Sie richten. Denken sie über Ihre sehr große 
Verantwortung vor Gott und vor den Menschen nach; von 
Ihren Entschlüssen hängen Ruhe und Freude unzähliger 
Familien ab, das Leben Tausender junger Leute, mit einem 
Wort, das Glück der Völker, denen diese Wohltat zu verschaffen 
Ihre unbedingte Pflicht ist. Möge der Herr Ihnen Entschlüsse 
eingeben, entsprechend Seinem Heiligsten Willen, möge es 
der Himmel fügen, daß Sie sich nicht nur den Beifall Ihrer Zeit¬ 
genossen verdienen, sondern auch bei den künftigen Geschlechtern 
den schönen Namen von Friedensstiftern sichern. 
Was Uns betrifft, die Wir im Gebet und in der Buße 
mit allen gläubigen Seelen, die nach Frieden seufzen, eng 
verbunden sind, erflehen Wir für Sie vom Heiligen Geiste Licht 
und Rat." 
Vom Vatikan, am 1. August 1917. 
gez. Venedktus P. P. XV. 
Ein Stück dieser Note ging an jedes der kriegfüh- 
renden Staatsoberhäupter. Der König von England 
erhielt 18 Stück. Auch der König von Italien, der 
ja eigentlich für die Kurie nicht da war, erhielt eins, 
durch ein Schreiben des Kardinal-Staatssekretärs an 
den Erzbischof von Valence vom 10. September 1917. 
Dieses Schriftstück lautete nach der „Kölnischen Volks- 
zeitung" vom 8. Oktober: 
„Die Gesinnung, die Eure Gnaden und anderen Mitglieder 
des französischen Episkopats hinsichtlich des letzten päpstlichen 
Appells für den Frieden bekundet haben, war dem Heiligen 
Vater um so angenehmer, je unerklärlicher die gegenteilige 
Haltung der französischen Zeitungen im allgemeinen ist. Denn 
wenn in dem päpstlichen Schreiben eine Nation besonders 
begünstigt ist, so ist das Belgien und Frankreich. 
In der Tat, wenn man die verschiedenen Punkte durch- 
geht, die der Papst als grundlegende Bedingungen für den 
von ihm gewollten gerechten und dauerhasten Frieden betrachtet, 
so kann sich gewiß Frankreich nicht beleidigt fühlen durch den 
ersten und zweiten Punkt, welche die gegenseitige und gleich- 
mäßige Abrüstung betreffen und folgerichtig das Institut der 
obligatorischen Schiedsgerichte und die Freiheit der Meere. 
Was die wiedergutzumachenden Schäden und die Kriegstosten 
betrifft, so schlägt der Heilige Vater im dritten Punkt einen 
gegenseitigen Verzicht vor, indem er immerhin beifügt, daß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.