Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

der große ehrliche Glaube, daß sie ihm von Gottes 
und Rechts wegen zukomme, und zugleich die Ansicht» 
daß die katholische Sache in der Welt durch nichts 
so gefördert werden könne, als dadurch, daß das 
Oberhaupt der katholischen Kirche der Menschheit den 
Frieden wieder- 
gebe. Wie mußte 
es auf die Völker 
des Erdkreises 
wirken,wenn das 
gelang! Aber 
auch das Mitleid 
mit den entsetz- 
lichen Leiden, die 
der Krieg über 
die Menschheit 
herausführte, be- 
wog ihn im- 
mer wieder, seine 
Stimme für den 
Frieden zu er- 
heben. 
Die einzelnen 
Kundgebungen, 
die VenediktXV. 
bis zum Ende 
des dritten Kriegsjahres zugunsten des Friedens erließ, 
mögen hier aufgezählt und kurz beleuchtet werden. 
Gleich nach seinem Regierungsantritt erließ er eine 
Ermahnung an alle Katholiken des Erdkreises (ad 
universos orbis catholicos hortatio, 8. September 
1914). Darin sprach er sein Entsetzen aus über das 
Schauspiel, das die Welt jetzt biete, mahnte alle 
Gläubigen, Gott 
zu bitten, die 
Geißel seinesZor- 
nes niederzule- 
gen und wandte 
sich endlich an 
die Regierenden 
der kriegführen- 
den Völker. Er 
beschwor sie um 
des Wohles der 
menschlichen Ge- 
sellschaft willen, 
die Zwietracht 
beiseite zu setzen 
und sich die Hand 
zu reichen. Sehr 
merkwürdig mu- 
tet der Schluß des 
Schreibens an: 
„Dann werden 
Sie (die Regieren- 
den) für sich und Ihre Völker Gottes reichen Lohn ernten, 
sich hohe Verdienste um die Zivilisation erwerben und Uns das 
erweisen, was Uns am genehmsten und erwünschtesten ist, die 
Wir durch so schwere Verwicklungen der Verhältnisse von Anfang 
an Unser apostolisches Amt nicht wenig gestört sehen." 
Dieser Kundgebung folgte bald darauf (1. No¬ 
vember 1914) eine zweite in Gestalt einer Enzyklika 
(ad Beatissimi apostolorum principis). Darin schlägt 
der Papst zum ersten Male einen Waffenstillstand 
vor, denn „es stehen ja andere Wege offen, es gibt 
andere Mittel, 
Flammenwerfer bei der Arbeit. 
Ein von unseren Fliegern und unserer Artillerie zerstörter feindlicher Munitionszug in der 
Nähe eines Munitionslagers, das bei dem Angriff ebenfalls vernichtet wurde. (Die drei mit 
Wasser gefüllten Sprengtrichter kennzeichnen den Ort der bisherigen Munitionsdepots.) 
verletzte Rechte 
wiederherzustel- 
len. Mit diesen 
also mögen sie 
es einmal auf- 
richtigen Sinnes 
und guten WU- 
lens versuchen 
und unterdessen 
die Waffen ru- 
hen lassen." 
Die Anregung 
war bekanntlich 
vergeblich. Auch 
als der Papst die 
Kriegführenden 
bat, wenigstens 
zum Geburts- 
feste Christi ein- 
mal die Waffen 
ruhen zu lassen, erhielt er eine ablehnende Antwort. 
Die Russen, die ihr Weihnachten 10 Tage später fei- 
erten als die westeuropäischen Völker, lehnten die 
päpstliche Anregung von vornherein ab, und daran 
scheiterte die Sache. 
Anfang 1915 verfaßte der Papst selbst ein Friedens- 
gebet, das an einem „Weltgebetstag" in allen katho- 
lischen Kirchen 
gesprochen wer- 
den sollte. 
Zum Weltge- 
betstag war für 
Europa der 7.Fe- 
bruar, für die 
außereuropä- 
ischen Länder der 
21. März be- 
stimmt. Hierbei 
machte er eine 
eigenartige Er- 
fahrung. Die 
deutschen Bischö- 
fe gehorchten 
ohne weiteres, 
die französischen 
dagegen weiger- 
ten sich einmü- 
tig, das päpstliche 
Friedensgebet,so 
wie es ihnen zuging, zu verlesen und von ihren Prie- 
stern verlesen zu lassen, denn die darin vorkommenden 
Worte: „Mache, daß die Menschen sich wieder in 
Liebe zusammenfinden", könne kein französischer
	        
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