Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

England leistete ihnen jeden Dienst, den es ihnen 
leisten konnte, denn es war für die Engländer von 
der größten Wichtigkeit, daß nicht ein Arbeiterführer 
an die Spitze der russischen Regierung kam. 
In der ersten Märzwoche bereitete sich die Revo- 
lution durch Arbeiterversammlungen, Stürme auf 
Bäckerläden, Straßenumzüge und Arbeitseinstellungen 
vor. General 
Chabalow, der 
Kommandant 
von Peters- 
bürg, wandte 
sich an den 
Chef des Ge- 
neralstabes, 
Alezcejew, und 
bat, die Peters- 
burger Garni- 
son sofort durch 
Truppen aus 
der Front zu 
ersetzen. Er 
wußte, daß die 
Kaisertreue der 
Petersburger 
Regimenter 
von den Send- 
lingen der Re- 
volution, die 
überallhin, 
auch in die 
Kasernen ge- 
langten,gründ- 
lich unter- 
wühlt war und 
daß er sich auf 
diese Truppen 
nicht mehr ver- 
lassen könne. 
Hatten doch 
schon revolu- 
tionäre Ver- 
sammlungen 
in den Ka- 
fernen selbst 
stattgefunden, 
bei denen auch 
Arbeiter zu- 
gegen gewesen 
waren. Alexe- 
jew schlug das ab und machte militärische Gründe 
dagegen geltend. Er stand jedoch, wenn auch nicht mit 
den Arbeiterführern, so doch mit den bürgerlichen 
Gegnern des Zarenregiments im Einverständnis. Er 
hatte also, obwohl er die Arbeiterrevolution nicht 
wollte, keine Lust, dem Zaren eine ergebene Truppe 
zur Verfügung zu stellen. Der ganz besonders wegen 
seiner rückschrittlichen Gesinnung verhaßte Minister des 
Innern Protopopow versuchte am 7. März den Sturm 
Angriff deutscher Flieger auf feindliche Fesselballone. Nach einer farbigen Zeichnung des 
Kriegsteilnehmers C. Rüschhoff. 
zu beschwören, indem er die Rationierung des Ge- 
treides durchzuführen befahl. Aber dadurch ließ sich 
die Erbitterung des hungernden Volkes um so weniger 
beschwichtigen, als die Vrotmenge, die jedem zu- 
gesagt wurde, gar nicht vorhanden war. 
Am 8. März begann infolgedessen ein Ausstand 
verschiedener Arbeiterklassen in Petersburg, der am 9- 
bedenkliche For- 
men annahm. 
Die Straßen- 
bahnen konn- 
ten nicht mehr 
verkehren, die 
Zeitungen nicht 
mehr erschei- 
nen Am 9. er- 
klärte der Du- 
ma - Präsident 
Rodziankow 
imEinverständ- 
ms mit dem 
Ministerpräsi¬ 
denten Fürsten 
Galitzin: 
„Die Unruhen, 
die infolge der 
Hungersnot in 
Petersburg und 
vielen anderen 
Städten Mittel- 
rußlands ausge- 
brochen sind, ha¬ 
ben allmählich 
einen solchen Um- 
fang angenom- 
men, daß sie nicht 
mehr geduldet 
werden können. 
Sie sind ganz 
besonders zu be- 
klagen in den 
schweren Kriegs- 
zeiten, die Ruß- 
land gegenwärtig 
durchlebt. Die Ur- 
fachen der Ereig¬ 
nisse liegen vor- 
zugsweise in dem 
Mangel zweck- 
mäßiger Organi- 
sation. Die gegen- 
wärtige Lage er 
fordert dringend 
die baldige Durch- 
führung von 
Maßregeln, die 
geeignet sind, die 
Bevölkerung zu 
beruhigen. Aus 
diesem Anlaß tritt heute auf mein Ersuchen unter dem Vor- 
sitz des Ministerpräsidenten ein außerordentlicher Rat zusammen, 
woran die Minister, die in den verschiedenen außerordentlichen 
Verteidigungsausschüssen den Vorsitz führen, teilnehmen, ferner 
der Präsident, der Vizepräsident des Reichsrates und der Reichs- 
sekretär, der Präsident, der Vizepräsident und der Sekretär 
der Reichsduma, außerdem Vertreter der Reichshauptstadt 
und der Gouvernements-Semstwos-Verwaltungen." 
Hier rvar das Bestehen einer Hungersnot offen 
zugegeben, die Unterdrückung der Unruhen als Ziel 
bezeichnet, und als Weg zu diesem Ziel die Bildung
	        
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