Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Ein bei Selo und Medeazza zu Stellungsberichtigungen 
angesetztes Unternehmen unserer Truppen löste auf der ganzen 
Karsthochfläche heftige Zusammenstöße aus. Alle vom Gegner 
unternommenen Angriffe brachen dank der standhaften Haltung 
unserer kriegserprobten Karstverteidiger zusammen. Hundert 
italienische Offiziere und über 4000 Mann fielen als Gefangene 
in unsere Hand. — Die Gesamtzahl der seit Beginn der 
Schlacht einge- 
brachten Gefange- 
nen beläuft sich auf 
15000 Mann. 
Triest wurde 
wieder zweimal 
von italienischen 
Fliegern angegrif- 
fen." 
Der Bericht 
über den 5.Sep- 
tember lautete: 
„Gestern vor 12 
Tagen begannen 
die Italiener mit 
ihrem großen plan- 
mäßigen Angriff 
gegen den Monte 
San Gabriele. 
Mächtige Geschütz- 
und Minenwerfer- 
massen vereinigten 
durch viele Stun- 
den ihr Feuer gegen 
unsere Höhenstel- 
lungen. Auf engem 
Raum lief Tag und 
Nacht die Infanterie von mindestens acht italienischen Brigaden 
Sturm. Vorgestern erreichte das Ringen seinen Höhepunkt. 
Der Berggipfel wechselte in hin und her wogendem Kampf 
mehrmals den Besitzer. Aber der Jubel des nach einem Sen- 
sationserfolg dürstenden Feindes war verfrüht. Die opfer- 
freudige Zähigkeit unserer Truppen gewann die Oberhand. 
Scharfe Gegenstöße faßten den Angreifer und entrissen ihm 
den vorübergehend gewonnenen Boden. Gestern mittag war 
der Monte San 
Gabriele wieder 
voll in unserer 
Hand! Abends 
wurde ein starker 
Angriff blutig ab- 
geschlagen. Italie- 
nische Trupp enan- 
sammlungen im 
Tale stellen weitere 
Kämpfe in Aus- 
sicht. Östlich von 
Görz wiesen wir 
Teilangriffe zurück. 
Auf dem Südteil 
der Karsthochfläche 
dauerte die Schlacht 
den ganzen Tag an. 
Der Italiener wur- 
de aus seinen vor- 
dersten Gräben ge- 
worfen. Unsere bra- 
ve Infanterie be- 
hauptete sich in den 
eroberten Linien 
siegreich gegen alle 
Versuche des Fein- 
des, seinen Miß- 
erfolg durch starke 
Gegenangriffe wettzumachen. Die Zahl der am 4. und 5. Sep- 
tember in diesem Kampfraum eingebrachten Gefangenen ist 
auf 160 Offiziere und über 6300 Mann gestiegen. Triest war 
abermals das Ziel zweier italienischer Luftangriffe." 
Am 6. währten die Kämpfe auf der Karsthoch- 
fläche fort. Vergebens versuchten die Italiener, den 
Österreichern und Ungarn ihre in den letzten Tagen 
Großflugzeug vor dem Bombengeschwaderflug. 
Kampfflugzeug mit zwei Motoren. 
errungenen Erfolge zu entreißen. Alle ihre Angriffe 
scheiterten. Außerordentlich heftig wurde um den 
Monte San Gabriele weiter gerungen. Kein Opfer 
schien den Italienern zu groß, den Berg in ihren 
Besitz zu bringen, aber trotzdem gewannen sie ihn 
nicht. Den 7. 
über hielten sie 
ihn unter schwe- 
rem Geschütz- 
feuer und unter- 
nahmen nachts 
auf ihn einen 
mißglückenden 
Angriff. Den 8. 
dauerte das 
Feuer an. Die 
italienische In- 
fanterie wurde 
durch die Ka- 
nonen der Oster- 
reicher am Sturm 
verhindert. Den 
9. herrschte an 
der Jsonzosront 
ziemliche Ruhe. 
Die große 
Schlacht war mit diesem Tage beendet, und am 
II.September faßte der österreichisch-ungarische General- 
stab ihren Verlauf und ihr Ergebnis folgendermaßen 
zusammen: 
„Die Kampfpause am Jsonzo dauert an. Mögen die 
Italiener immerhin noch weitere Angriffe beabsichtigen, so kann 
das bisherige Er- 
gebnis der am 
17. August ent- 
brannten 11. Json- 
zoschlacht doch da- 
hin festgestellt wer- 
den, daß auch diese 
neue Kraftprobe 
des Feindes keiner- 
lei Änderung in der 
Kriegslage im Süd- 
westen herbeizu- 
führen vermochte, 
und daß die 
Schlacht bis zur 
Stunde zweifellos 
einen neuen Mi߬ 
erfolg der Italiener 
bedeutet. 
Auf der Karst- 
Hochfläche bildet 
die Einnahme des 
Dorfes Selo, das 
zu Beginn der 
Kämpfe in unserer 
vordersten Linie 
lag, den einzigen 
Vorteil, der dem 
Gegner zufiel. Was 
wir am Südflügel der Karststellung an einzelnen Gräben vorüber- 
gehend verloren hatten, ist durch Gegenstoß zurückgewonnen 
worden. Hatten unsere Führer und ihr Generalstab in rast- 
loser, gründlicher Anwendung der Kriegserfahrungen für die 
siegreiche Abwehr die Bedingung geschaffen, so errangen unsere 
braven Truppen — ihnen wie immer voran die Infanterie 
als ruhmreiche Trägerin schwersten Kampfes — in Beispiel 
gebendem Heldenmut neuerlichst dauernden Ruhm. 
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