Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Stellungen wurden die Angrisse vorbereitet und setzten 
am 10. Juni ein. Der Bericht des österreichisch-un- 
garischen Generalstabs darüber lautete: 
„Der bereits seit einiger Zeit erwartete Angriff der sechsten 
italienischen Armee auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden 
und im Suganatal hat begonnen. Nach mehrtägiger, sorg- 
fältiger Artillerievorbereitung warf gestern der Feind an der 
Front zwischen Asiago und der Vrenta seine Infanterie in den 
Kampf. Nordwestlich von Asiago gelang es den Italienern 
unter großen Opfern in unsere Gräben einzudringen. Am 
Abend war der Feind wieder völlig hinausgeworfen. Besonders 
hartnäckig wurde bei der Casara Zebio und im Gebiete des 
Monte Forno gerungen, wo der italienische Ansturm an der 
Tapferkeit steirischer Truppen zerschellte. Auch im Sugana- 
tal scheiterten alle Angriffe des Feindes in unserem Geschütz- 
feuer oder im Nahkampf. Unsere Flieger schössen zwei ita- 
lienische Flugzeuge ab." 
Uber den 11. meldeten die Österreicher: 
„Die Kämpfe in den Sieben Gemeinden dauerten fort. 
Die italienischen Angriffe richteten sich hauptsächlich gegen den 
Monte Forno, den Monte Chiesa und die Grenzhöhen nörd- 
lich davon. Im südlichen Teil dieses Raumes scheiterten sie 
in den Nachmittagsstunden schon in unserem Geschützfeuer. 
Auf dem Grenzkamm fingen unsere Truppen starke feindliche 
Stöße im Bajonett- und Handgranatenkampf auf. Um Mitter- 
nacht brach der Gegner zwischen dem Monte Forno und bem 
Grenzrücken abermals mit erheblichen Kräften vor. Sein Ve- 
ginnen blieb wieder erfolglos. Sonst an der italienischen 
Front nichts Neues." 
Am Abend des 12.Juni setzten die Italiener ihre 
Angriffe auf der Hochebene der Sieben Gemeinden 
wieder fort. Die alpenländifchen Truppen der Oster- 
reicher warfen sie dort zurück und brachten ihnen 
schwere Verluste bei. Am 13. steigerte sich das ita- 
lienische Artilleriefeuer im Plöcken- und Mischer Ab- 
schnitt zu größter Heftigkeit. Bei Rombon schlugen 
die Österreicher und Ungarn einen italienischen An- 
griff zurück. Vom 15. sind heftige Kämpfe auf dem 
Grenzkamm südlich des Suganatales zu melden. 
Der 19. Juni wurde wieder ein Schlachttag von 
größerer Bedeutung. Die Italiener wiederholten ihren 
großen Ansturm im Tiroler Grenzgebiet mit starken 
Kräften, aber mit demselben geringen Erfolg. Der 
österreichisch-ungarische Heeresbericht darüber lautete: 
„Nach 24 stündiger Artillerievorbereitung setzte gestern früh 
auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden der italienische In- 
fanterieangriff ein, der namentlich am Nordflügel im Vereich 
des Monte Forno und des Grenzkammes mit größtem Kräfte- 
aufgebot geführt wird. Unsere Truppen brachten alle Anstürme 
des Feindes in siegreicher Abwehr zum Scheitern. Ein örtlicher 
Erfolg, der den Italienern im Gebiet der Cima Dieci einige 
hundert Schritt Raumgewinn eintrug, wurde durch Gegenan- 
griff zum größten Teil wieder wettgemacht. Am Isonzo 
nichts von Belang." 
Die folgenden Tage verliefen ohne Kämpfe von 
Belang. Aber am 25.Juni unternahmen die Oster- 
reicher und Ungarn einen kräftigen, von Erfolg ge- 
krönten Vorstoß. Ihr Heeresbericht sagte darüber: 
„Am 25. Juni haben Kaiserschützen und Teile des westga- 
lizischen Infanterie-Regiments Nr nach gründlicher Vorbe¬ 
reitung und mit wirksamster Artillerieunterstützung die auf 
dem Grenzrücken südlich des Suganatales noch in Feindes- 
Hand verbliebenen Stellungsteile im tapferen zähen Kampfe 
voll wiedergenommen. Alle Gegenangriffe des Feindes schei- 
terten an der tapferen Haltung unserer Besatzung. Visher 
wurden gegen 1800 Mann an Gefangenen, darunter 44 Offi- 
ziere eingebracht." 
Somit hatten die Italiener hier ganz vergeblich 
über 40000 Mann geopfert, denn so hoch konnten 
ihre Verluste geschätzt werden. 
Vis Ende des Monats geschah auf den italienischen 
Kriegsschauplätzen nichts von Bedeutung, und auch 
den ganzen Juli über blieb dort im großen und 
ganzen alles ruhig. „Lage unverändert", berichtete 
meist der österreichisch-ungarische Eeneralstab. Flieger- 
Unternehmungen, Vorstöße, Gefechte von Erkundungs- 
abteilungen können hier nicht im Einzelnen aufge- 
zählt werden. 
Im August aber änderte sich die Sache. Cadorna 
unternahm in diesem Monat die letzte große Kraft- 
anstrengung, die Italien in diesem Jahre auf einen An- 
griff verwenden konnte. Sie dauerte bis in den September 
hinein und wird als elfte Jsonzoschlacht bezeichnet. 
In der ersten Hälfte des August war davon noch 
nichts zu merken. Es blieb bis zum 16. bei kleineren 
Unternehmungen, von denen ein italienischer Flieger- 
angriff auf Pola vom 3. August und ein österreichisch- 
ungarischer auf Venedig vom 14. August erwähnt 
werden sollen. Die Italiener belegten die Stadt und 
den Hasen von Pola mit Brandbomben. Die Oster- 
reicher beschossen nur das See-Arsenal von Venedig 
mit gutem Erfolg. Uber der Stadt durften sie nicht 
erscheinen, das war ihnen verboten! 
Am 17. August entbrannte die große Schlacht. 
Die Österreicher berichteten von gewaltigen Artillerie- 
kämpfen, die sich auf den ganzen Raum zwischen dem 
Mrzli Vrh und dem Meere erstreckten. Das Feuer der 
italienischen Geschütze und Minenwerfermassen griff 
weit über die österreichisch-ungarischen Schützenlinien 
hinaus. Die österreichisch-ungarischen Batterien wirkten 
gegen die Truppenansammlungen hinter der ita- 
lienischen Front. Nach einundeinhalbtägiger furcht- 
barer Artillerievorbereitung trat dann am 18. die 
italienische Infanterie zwischen Mrzli Vrh und dem 
Meere zum Sturm an. Der Kampf tobte auf fast 
allen Abschnitten der 60 Kilometer breiten Front, bei 
Tolmein, nordöstlich von Eanale, zwischen Descla 
und Monte San Gabriele, südlich von Görz und 
auf der Karsthochfläche. Die österreichisch-ungarischen 
Generalstabsberichte über die wichtigsten Tage des 
ungeheuren Ringens mögen hier im Wortlaute folgen. 
Uber den 19. August: 
„Unsere tapfere Jsonzo-Armee stand gestern wieder in er- 
bittertem Ringen gegen ihren an der Zahl weit überlegenen 
Feind. Der Erfolg des Tages war unser. Während sich der 
Gegner zwischen Tolmein und dem Krn mit einzelnen Teil- 
vorstötzen begnügte, brandeten abwärts von Auzza bis an die 
Meeresküste die Sturmwellen italienischer Massenangriffe gegen 
unsere Stellungen. Oberhalb Canale gelangten, von stärkster 
Artilleriewirkung unterstützt, die Italiener bis auf die Höhe 
von Vrh. Dort warfen sich dem Feinde die Egerländer Helden 
entgegen und drängten ihn an den Hang zurück. Bei Descla 
und Vodice, auf dem Monte Santo und dem Monte Gabriele, 
im Hügellande östlich und westlich von Görz, überall wurde 
mit größter Erbitterung gerungen, ohne daß es den Italienern 
gelang, einen Fußbreit Boden zu gewinnen. Die Braven des 
Wiener Landsturms und des österreichischen Landsturm-Regi- 
ments Nr. S1 fanden hier erneut reiche Gelegenheit, von ihrer 
oft bewiesenen Kriegstüchtigkeit Zeugenschaft abzulegen. Zwi¬ 
schen der Wippach und dem Fajti Hrib zerschellten die feind- 
lichen Angriffskolonnen an dem eisernen Widerstand bewährter 
alpenländischer Schützen-Regimenter. Krainer Gebirgsschützen 
deckten hier heimatlichen Boden. 
Auch auf der Karsthochfläche tobte die Schlacht in größter 
Heftigkeit. Wogt südwestlich von Kostanjevica noch der Kamps 
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