Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Minensuchboote im Kampfe mit feindlichen Fliegern. 
land in bitterer Notwehr befand, übte eine wunderbar ver- 
söhnende Kraft aus, und trotz aller Opfer an Blut draußen 
im f?elb und schwerer Entbehrungen daheim ist der Wille 
unerschütterlich geblieben, für den siegreichen Endkampf das 
Letzte einzusetzen. Nationaler und sozialer Geist verstanden 
und vereinigten sich und verliehen uns ausdauernde Stärke. 
Jeder empfand: was in langen Jahren des Friedens unter 
manchen inneren Kämpfen aufgebaut ward, das war doch der 
Verteidigung wert. 
Leuchtend stehen die Leistungen der gesamten Nation in 
Kampf und Not vor Meiner Seele. Die Erlebnisse dieses 
Ringens um den Bestand des Reichs leiten mit erhobenem 
Ernste eine neue Zeit ein. Als dem verantwortlichen Kanzler 
des Deutschen Reichs und ersten Minister Meiner Negierung 
in Preußen liegt es Ihnen ob, den Erfordernissen dieser Zeit 
mit den rechten Mitteln und zur rechten Stunde zur Erfüllung 
zu verhelfen. Bei verschiedenen Anlässen haben Sie darge- 
legt, in welchem Geiste die Formen unseres staatlichen Lebens 
auszubauen sind, um für die freie und freudige Mitarbeit 
aller Glieder unseres Volkes Raum zu schaffen. Die Grund- 
sätze, die Sie dabei entwickelten, haben, wie Sie wissen, Meine 
Billigung. Ich bin Mir bewußt, dabei in den Bahnen Meines 
Großvaters, des Begründers des Reichs, zu bleiben, der als 
König von Preußen mit der Militär-Organisation und als 
Deutscher Kaiser mit der Sozial-Reform monarchische Pflichten 
vorbildlich erfüllte und die Voraussetzung dafür schuf, daß das 
deutsche Volk in einmütigem, ingrimmigem Ausharren diese 
blutige Zeit überstehen wird. 
Die Wehrmacht als wahres Volksheer zu erhalten, den 
sozialen Aufstieg des Volkes in allen seinen Schichten zu för- 
dern, ist vom Beginn Meiner Regierung an Mein Ziel ge- 
wesen. Bestrebt, in fest bewahrter Einheit zwischen Volk und 
Monarchie dem Wohle der Gesamtheit zu dienen, bin Ich 
entschlossen, den Ausbau unseres inneren politischen, Wirtschaft- 
lichen und sozialen Lebens, so wie es die Kriegslage gestattet, 
ins Werk zu setzen. 
Nach einer Zeichnung von Professor C. Langhein. 
Noch stehen Millionen Volksgenossen im Felde, noch muß 
der Austrag des Meinungsstreites hinter der Front, der bei 
einer eingreifenden Verfassungsänderung unvermeidlich ist, im 
höchsten vaterländischen Interesse verschoben werden, bis 
die Zeit der Heimkehr unserer Krieger gekommen ist, und sie 
selbst am Fortschritt der neuen Zeit mitraten und -taten 
können. Damit aber sofort beim glücklichen Ende des Krieges, 
das, wie Ich zuversichtlich hoffe, nicht mehr fern ist, das 
Nötige und Zweckmäßige auch in dieser Beziehung geschehen 
kann, wünsche Ich, daß die Vorbereitungen unverweilt ab- 
geschlossen werden. * 
Mir liegt die Umbildung des preußischen Landtags und 
die Befreiung unseres gesamten innerpolitischen Lebens von 
dieser Frage besonders am Herzen. Für die Änderung des 
Wahlrechts zum Abgeordnetenhause sind auf Meine Weisung 
schon zu Beginn des Krieges Vorarbeiten gemacht worden. 
Ich beauftrage Sie nunmehr, Mir bestimmte Vorschläge des 
Staatsministeriums vorzulegen, damit bei der Rückkehr unserer 
Krieger diese für die innere Gestaltung Preußens grund- 
legende Arbeit schnell im Wege der Gesetzgebung durchgeführt 
werde. Nach den gewaltigen Leistungen des ganzen Volkes 
in diesem furchtbaren Kriege ist nach Meiner Überzeugung 
für das Klassenwahlrecht in Preußen kein Raum mehr. Der 
Gesetzentwurf wird ferner unmittelbare und geheime Wahl 
der Abgeordneten vorzusehen haben. 
Die Verdienste des Herrenhauses und seine bleibende Be- 
deutung für den Staat wird kein König von Preußen ver- 
kennen. Das Herrenhaus wird aber den gewaltigen Anforde- 
rungen der kommenden Zeit besser gerecht werden können, 
wenn es in weiterem und gleichmäßigerem Umfange als bis- 
her aus den verschiedenen Kreisen und Berufen des Volkes 
führende, durch die Achtung ihrer Mitbürger ausgezeichnete 
Männer in seiner Mitte vereinigt. 
Ich handle nach den Überlieferungen großer Vorfahren, 
wenn Ich bei Erneuerung wichtiger Teile unseres festgefügten 
und sturmerprobten Staatswesens einem treuen, tapferen, 
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