Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Die bei Vodice am 29. und 31. Mai wurden 
sogar mit starken Kräften unternommen, aber von 
dem österreichisch-ungarischen Heere ohne sonder- 
liche Mühe abgewiesen und hatten im Vergleich 
zu den ungeheuren Kämpfen der vorhergehenden 
Tage wenig Bedeutung. Die zehnte Jsonzoschlacht 
war wieder ein Mißerfolg Cadornas, trotz der un- 
leugbaren Tapferkeit, die seine Truppen gezeigt hatten. 
Der österreichische Tagesbericht vom 4. Juni berech- 
nete die blutigen Verluste der Italiener nach vor- 
sichtiger Schätzung auf 160000 Mann. Auch waren 
den Italienern 16000 Gefangene abgenommen worden 
(die Zahl der österreichisch-ungarischen betrug nach 
italienischen Angaben 23 600 Mann). Mit der Hälfte 
ihres Heeres waren die Italiener auf 40 Kilometer 
Breite Sturm gelaufen, denn 35 italienische Divisionen 
waren im Kampfe festgestellt worden. Als Raum- 
gewinn der Schlacht stand für diese Verluste den 
Italienern die Einnahme des Kukberges und des in 
Trümmer geschossenen Dorfes Jamiano gegenüber. 
In Wahrheit „wenig genug für den Siegesjubel, der 
am Jahrestage des Krieges Italien erfüllt hatte", 
wie der österreichische Heeresbericht bemerkte. Das 
Hochgefühl, das die Österreicher und Ungarn er- 
füllte, prägte sich so recht in einem Heeresbefehl 
aus, den am 4. Juni Kaiser Karl erließ, nachdem er 
inmitten seiner Soldaten erschienen war. Er hatte 
folgenden Wortlaut: 
An Meine Isonzoarmee! 
„In schwerstem, tagelangem Ringen habt Ihr langvorbe¬ 
reitete, mit besonders mächtigen Gräften durchgeführte Angriffe 
des Feindes abgeschlagen, ihm abermals gezeigt, welcher Helden- 
mut in Eurer Brust lebt. Es drängte Mich, zu Euch zu eilen, 
um Euch in Eurer Mitte aus Herzensgrund zu danken für 
Eure Tapferkeit, Ausdauer und Hingebung. Aus allen Teilen 
des geliebten Vaterlandes stammend, habt Ihr, mit vereinter 
Kraft treu zusammenstehend, Bewundernswertes geleistet, Euch 
heißen Dank der Heimat verdient. Nicht jedem Einzelnen von 
Euch kann ich Auge in Auge Meinen Dank sagen. Das 
Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens aber, 
das Ich heute Euerm Führer, dem Generaloberst von Voroevic 
auf die Brust hefte, es versinnbildliche nicht nur dem Armee- 
kommandanten Meine Allerhöchste Anerkennung, es zeige auch 
Euch, allen Führern und Kämpfern Meinen tief empfundenen 
Dank, Meine stolze Zufriedenheit. Gottes Segen war mit uns. 
Beten wir zum Allmächtigen, er möge uns auch fernerhin 
würdig finden seines gnädigen Schutzes und Schirmes. Er 
gewähre uns den endgültigen vollen Erfolg." 
Die kämpfe in Mazedonien und Grieche 
<\n der englischen Presse tauchte während der ersten 
-^Monate des Jahres 1917 immer wieder die Frage 
auf, warum man das Heer des Generals Sarrail 
noch auf der Balkanhalbinsel stehen lasse, anstatt es 
zu etwas anderem zu verwenden. Nach der Nieder- 
werfung Rumäniens sei ein Vorstoß nach Norden, 
wenn er überhaupt gelänge, zwecklos geworden, und 
die 300000 Mann, die dort gebunden wären, könne 
man in Flandern sehr viel nötiger verwenden. Diese 
Fragen und Erwägungen waren überaus berechtigt, 
und nur geheime Pläne der englischen Regierung, 
die sie vorderhand ihrem Volke noch nicht enthüllte, 
gaben eine Erklärung dafür, daß das aussichtslos 
gewordene Salonikiunternehmen noch immer weiter- 
geführt und nicht kurzerhand abgebrochen wurde. 
Der tapfere und befähigte General, der dazu ver- 
urteilt war, es zu leiten, befand sich in einer Lage, 
die jeden Monat kläglicher und unhaltbarer.wurde. 
Unter seinen Soldaten räumten die Ruhr und die 
Malaria in bedenklicher Weise aus. Der Menschen- 
ersatz und die Zufuhr an Lebensmitteln und Kriegs- 
bedarf wurden immer schwieriger, besonders nach der 
Erklärung des unbeschränkten deutschen U-Bootkrieges. 
Daß er es vermochte, trotz aller dieser drückenden 
Verhältnisse sein buntzusammengewürfeltes Heer fest 
in der Hand zu behalten und sogar noch zum An- 
griff vorwärtszutreiben, zeugt von ungewöhnlicher 
Kraft und Geschicklichkeit, aber kriegerische Lorbeeren 
blieben ihm freilich trotzdem versagt. 
In den ersten Monaten des Jahres konnte er 
überhaupt nichts von Bedeutung unternehmen. Ge- 
fochten wurde fast täglich, aber immer nur an ein- 
zelnen Stellen mit Einsatz geringer oder höchstens 
lands Schicksal im ersten Halbjahr 1917. 
mittelstarker Kräfte und stets ohne Erfolg. Von 
allen diesen kleinen Kämpfen im Januar sind nur 
zu erwähnen Angriffe südlich des Ochridasees, auf 
die österreichisch-ungarischen Stellungen hinter der 
Cerava am 11., ein Vorstoß südlich des Ochridasees 
am 21., ein Gefecht zwischen Vulgaren und Serben 
in den Hügeln des Moglenagebirges am 25. und 
ein Gefecht südlich des Doiransees am 31. Januar. 
Auch im Februar blieb es bei diesen kleinen Unter- 
nehmungen. Am 10. griffen französische Truppen 
nordwestlich von Monastir, englische südwestlich des 
Doiransees die Stellungen der Mittelmächte an, 
wurden aber zurückgeschlagen. Der 12. Februar brachte 
den ersten Zusammenstoß deutscher und italienischer 
Truppen. Er geschah im Cernabogen, wo die Deutschen 
eine italienische Höhenstellung östlich von Paralovo 
und einige hinter der Front befindliche Lager er- 
stürmten und Gefangene machten. Am 13. suchten 
die Italiener ihre verlorengegangenen Stellungen 
wiederzuerobern. Am 27. Februar unternahmen sie 
den Versuch noch einmal mit starken Kräften, aber 
beide Male waren ihre Anstrengungen vergeblich. 
Erst gegen die Mitte des März war Sarrail in 
der Lage, sein Heer zu größeren Unternehmungen 
einzusetzen. Am 12. erfolgte ein französischer Vorstoß 
in der Landenge zwischen Ochrida- und Prespasee, 
der von österreichisch-ungarischen, deutschen und bul- 
garischen Truppen blutig zurückgeschlagen wurde. 
Mit gleichem Mißerfolg wiederholten ihn die Fran- 
zosen am folgenden Tage, setzten nordwestlich und 
nördlich von Monastir starke Kräfte zum Angriff 
ein, wurden aber aus beiden Kampfplätzen mit er- 
heblichen Verlusten abgewiesen. Die Gegend nördlich 
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