Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

Von den Kämpfen im Gyergyogebirge; Munitions- und Provianttransport auf einer 
Holzbeförderungskleinbahn. Nach einer Zeichnung des Sonderzeichners der „Jllustrirten 
Zeitung" Richard Aßmann. 
die beiden Erzeugnisse Rumäniens, durch die das 
Land für den Welthandel Bedeutung hat, für Korn 
und Petroleum. Ungeheure Vorräte an beiden, für 
die Fortführung des Krieges so bedeutungsvollen 
Dingen fielen in die Hände der Sieger. 
„Der Krieg wird auf dem Balkan entschieden", so 
hatten die Eng- 
länder und Fran- 
zosen seit langem 
beständig betont. 
Deshalb war von 
ihnen das Galli- 
poli-Unternehmen 
in Szene gesetzt 
worden. Es war 
gescheitert. Dann 
halten sie die Sa- 
loniki-Expedition 
unternommen — 
sie kam nicht wei- 
ter. Einige kluge 
Köpfe sagten jetzt 
schon, sie werde 
so wenig Erfolg 
haben wie die Be- 
rennung der Dar- 
danellen.undman 
tue gut, die dort 
eingesetzten Trup- 
pen auf den Kriegsschauplatz in Frankreich und Flan- 
dern überzuführen, wo man sie weit besser brauchen 
könne. Endlich hatten die Ententemächte nach heißen 
Bemühungen Rumänien auf ihre Seite gezogen und 
gemeint, damit 
den Sieg an allen 
vier Zipfeln er- 
faßt zu haben. 
Jetzt zeigte sich, 
daß die größere 
Hälfte von dem, 
was ihnen Vra- 
tianu von der 
Größe und Stärke 
der rumänischen 
Kriegsmacht er- 
zählt hatte, nur 
im Hirn dieses 
eitlen Narren vor- 
handen gewesen 
war. Es däm- 
merte in ihnen 
die unangenehme 
Ahnung, daß der offene Eintritt Rumäniens zu ihrem 
Bunde eine ungeheure Dummheit gewesen war und 
dazu dienen konnte, ihren Feinden einige Kriegs- 
mittel zu verschaffen, die sie infolge der Blockade der 
Meere schwer entbehrt hatten. Der bekannte Pariser 
Politiker Gustav Herve schrieb in seinem Blatte, das 
lächerlicherweise den Namen „Victoire" führte: „Die 
Einnahme Eonstantas ist eine Ohrfeige für die ganze 
Entente. Die Vogel-Strauß-Technik verfängt nicht 
mehr. Die Russen müssen mindestens 500000 Mann 
Verstärkung schicken, selbst auf Kosten ihrer Offensive 
gegen Lemberg und Kowel. Die Tatsache, daß die 
Deutschen ungeheure Mengen Korn in Rumänien 
beschlagnahmen 
werden, wird das 
Kriegsende um 
ein weiteres Jahr 
hinausschieben, 
wenn es den Deut- 
schen gefällt. Dar- 
um muß Rumä- 
nien um jeden 
Preis gehalten 
n, sonst sind 
sens nicht zu über¬ 
sehen." 
Ja, sehr gern 
würden die Rus- 
sennochmehrVer- 
stärkung geschickt 
haben, und an An- 
strengungen, Ru- 
mänien zu helfen, 
ließen sie es nicht 
fehlen. Das geschah auch schon aus dem Grunde, weil 
Rumänien in um so größere Abhängigkeit von ihnen 
geriet, je mehr sie Truppen im Lande hatten. Aber 
was sie zunächst schicken konnten, war ganz unge- 
Der bekannte rumänische Badeort Sinaia; links Schloß Pelesch, die Sommerresidenz 
der rumänischen Königsfamilie. 
nügend und ver- 
mochte den Sie- 
geslauf der Armee 
Mackensen nicht zu 
hindern, nicht ein- 
mal zu verzögern, 
am 25. Ok- 
fiel Eerna- 
voda in seine 
Hände. Es wurde 
einer unga- 
rischen Infanterie- 
Division genom- 
men. Die flie- 
henden Rumänen 
sprengten die 
Eisenbahnbrücke 
über die Donau 
zum Teil in die 
Luft. Sie ganz zu zerstören, war ihnen nicht mög- 
lich, dazu war ihre Flucht zu eilig. Am 26. drangen 
die Sieger bis in die Gegend von Orsova vor, und bis 
Ende des Monats setzten sie die Verfolgung fort, ohne in 
der Nord-Dobrudscha erheblichen Widerstand zu finden. 
Der November brachte den Rumänen keine Ande- 
rung ihrer Lage, sondern eine Niederlage nach der 
653 
so
	        
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