Von den Kämpfen im Gyergyogebirge; Munitions- und Provianttransport auf einer
Holzbeförderungskleinbahn. Nach einer Zeichnung des Sonderzeichners der „Jllustrirten
Zeitung" Richard Aßmann.
die beiden Erzeugnisse Rumäniens, durch die das
Land für den Welthandel Bedeutung hat, für Korn
und Petroleum. Ungeheure Vorräte an beiden, für
die Fortführung des Krieges so bedeutungsvollen
Dingen fielen in die Hände der Sieger.
„Der Krieg wird auf dem Balkan entschieden", so
hatten die Eng-
länder und Fran-
zosen seit langem
beständig betont.
Deshalb war von
ihnen das Galli-
poli-Unternehmen
in Szene gesetzt
worden. Es war
gescheitert. Dann
halten sie die Sa-
loniki-Expedition
unternommen —
sie kam nicht wei-
ter. Einige kluge
Köpfe sagten jetzt
schon, sie werde
so wenig Erfolg
haben wie die Be-
rennung der Dar-
danellen.undman
tue gut, die dort
eingesetzten Trup-
pen auf den Kriegsschauplatz in Frankreich und Flan-
dern überzuführen, wo man sie weit besser brauchen
könne. Endlich hatten die Ententemächte nach heißen
Bemühungen Rumänien auf ihre Seite gezogen und
gemeint, damit
den Sieg an allen
vier Zipfeln er-
faßt zu haben.
Jetzt zeigte sich,
daß die größere
Hälfte von dem,
was ihnen Vra-
tianu von der
Größe und Stärke
der rumänischen
Kriegsmacht er-
zählt hatte, nur
im Hirn dieses
eitlen Narren vor-
handen gewesen
war. Es däm-
merte in ihnen
die unangenehme
Ahnung, daß der offene Eintritt Rumäniens zu ihrem
Bunde eine ungeheure Dummheit gewesen war und
dazu dienen konnte, ihren Feinden einige Kriegs-
mittel zu verschaffen, die sie infolge der Blockade der
Meere schwer entbehrt hatten. Der bekannte Pariser
Politiker Gustav Herve schrieb in seinem Blatte, das
lächerlicherweise den Namen „Victoire" führte: „Die
Einnahme Eonstantas ist eine Ohrfeige für die ganze
Entente. Die Vogel-Strauß-Technik verfängt nicht
mehr. Die Russen müssen mindestens 500000 Mann
Verstärkung schicken, selbst auf Kosten ihrer Offensive
gegen Lemberg und Kowel. Die Tatsache, daß die
Deutschen ungeheure Mengen Korn in Rumänien
beschlagnahmen
werden, wird das
Kriegsende um
ein weiteres Jahr
hinausschieben,
wenn es den Deut-
schen gefällt. Dar-
um muß Rumä-
nien um jeden
Preis gehalten
n, sonst sind
sens nicht zu über¬
sehen."
Ja, sehr gern
würden die Rus-
sennochmehrVer-
stärkung geschickt
haben, und an An-
strengungen, Ru-
mänien zu helfen,
ließen sie es nicht
fehlen. Das geschah auch schon aus dem Grunde, weil
Rumänien in um so größere Abhängigkeit von ihnen
geriet, je mehr sie Truppen im Lande hatten. Aber
was sie zunächst schicken konnten, war ganz unge-
Der bekannte rumänische Badeort Sinaia; links Schloß Pelesch, die Sommerresidenz
der rumänischen Königsfamilie.
nügend und ver-
mochte den Sie-
geslauf der Armee
Mackensen nicht zu
hindern, nicht ein-
mal zu verzögern,
am 25. Ok-
fiel Eerna-
voda in seine
Hände. Es wurde
einer unga-
rischen Infanterie-
Division genom-
men. Die flie-
henden Rumänen
sprengten die
Eisenbahnbrücke
über die Donau
zum Teil in die
Luft. Sie ganz zu zerstören, war ihnen nicht mög-
lich, dazu war ihre Flucht zu eilig. Am 26. drangen
die Sieger bis in die Gegend von Orsova vor, und bis
Ende des Monats setzten sie die Verfolgung fort, ohne in
der Nord-Dobrudscha erheblichen Widerstand zu finden.
Der November brachte den Rumänen keine Ande-
rung ihrer Lage, sondern eine Niederlage nach der
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so