Volltext: Der Weltbrand Band 3 (3; 1920)

mit größter Erbitterung geführten Kämpfe aufgegeben. Un- 
sere Truppen setzten sich einige hundert Meter östlich des 
Berges fest. Im Gebiet von Görz herrschte tagsüber auf- 
fallende Ruhe. Nach Einbruch der Dunkelheit stürmte der 
Feind, auf jedrvede Artillerievorbereitung verzichtend, plötzlich 
in dichten Massen aus seinen Gräben hervor. Alle seine An- 
strengungen, in unseren Linien Fuß zu fassen, scheiterten an 
der kaltblütigen Abwehr unserer braven Truppen. Heute friih 
unternahm der Feind einen starken Vorstoß gegen den Monte 
^>anto. Die Verteidiger warfen ihn im Nahkampf herab. 
Seit Beginn der Infanterieschlacht führten wir über 3000 Ge- 
fangene zurück. Im Flitscher- und Plöckengebiet sowie in 
Südtirol steigerten die Italiener ihr Geschützfeuer." 
Uber den 18.: 
„Der gestrige, siebente Tag der zehnten Isonzoschlacht war 
wieder von heftigen Kämpfen erfüllt. Südwestlich von Auzza 
bemühten sich die hier am linken Jsonzoufer eingenisteten 
Italiener vergeblich, ihre Stellung zu erweitern. Unsere Linien 
östlich des Engtales Plava—Salcano standen andauernd unter 
feindlichem Geschützfeuer aller Kaliber. Die italienische In- 
fanterie, deren schwere Verluste unausgesetzt durch den Einsatz 
neuer Truppen ausgeglichen werden, richtete in diesem Räume 
ihre Anstrengungen vornehmlich gegen die Höhen von Vodice, 
gegen die sie zu wiederholten Malen in dichten Kolonnen 
Sturm lief. Jeder dieser Anstürme brach dank der Helden- 
mütigen Haltung der von ihrer Artillerie und den am Kampfe 
teilnehmenden Fliegern trefflich unterstützten Verteidiger blutig 
zusammen. Besonderes Lob gebührt den Abteilungen des 
Kassaer Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm II. Nr. 34, dem 
vom tapferen Obersten Perner geführten westgalizischen 
Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. 32 und dem k. k. Land- 
sturm-Vataillon Nr. 40. Östlich von Görz versuchten die 
Italiener neuerlich mit einem ohne Artillerieeinleitung an¬ 
gesetzten Massenstoß durchzudringen. Das Ergebnis dieses 
Versuches war kein anderes wie am Vortage. Unsere Stel- 
lungen wurden ausnahmslos behauptet. Lebhaftes Geplänkel, 
das in diesem Abschnitt die Nacht über herrschte, brachte uns 
150 Gefangene ein, darunter 2 Offiziere. Unsere Flieger 
schössen im Luftkampf zwei feindliche Flugzeuge ab; ein 
drittes wurde bei Vertojba durch Kleingewehrfeuer herab- 
geholt. Das bisherige Ergebnis der nun schon eine Woche 
ausfüllenden Kämpfe gegen unsere tapferen Isonzotruppen be- 
steht für die Italiener lediglich in einer kaum zwei Kilometer 
im Umkreis betragenden Erweiterung ihrer Vrückenkopfstellung 
bei Plava. Im Flitscher- und Plöckengebiet sowie an mehreren 
Abschnitten der Tiroler Front wuchs das Geschützfeuer beider- 
seits zu beträchtlicher Stärke an. In Südtirol bei Laghi und 
aus dem Borcolapasse drangen unsere Erkundungsabteilungen 
in die feindlichen Stellungen ein und nahmen die Besatzung 
gefangen." 
Uber den 19.: 
„Die zehnte Isonzoschlacht nimmt ihren Fortgang. Die 
italienische Infanterie verhielt sich gestern bis in die Nach- 
Mittagsstunden ziemlich untätig. Um so heftiger war nament- 
lich im Räume zwischen Tolmein und Görz der Artillerie- 
kämpf. Am Nordflügel dieses Abschnittes zwang die zu- 
sammengefaßte Wirkung unserer Geschütze den bei Auzza noch 
am linken Flußufer angeklammerten Feind über den Isonzo 
zurückzuweichen. Nach 3 Uhr nachmittags schritt bei Vodice 
feindliche Infanterie abermals zu einem außerordentlich starken 
Angriff. Es kam zu wütenden Kämpfen, aus denen schließlich 
nach stundenlangem Ringen Mann gegen Mann unsere tapfe- 
ren Truppen als Sieger hervorgingen. Der Feind wurde 
im Gegenangriff unter schwersten Verlusten die Höhen hinab- 
geworfen. Gleicherweise scheiterte östlich von Görz ein beider- 
setts des Rosentales angesetzter Vorstoß der Italiener. Auf 
der Karsthochfläche holte eine Sturmtruppe 3 Offiziere und 
30 Mann aus den feindlichen Verschanzungen." 
Uber den 20; Mai: 
„Am Isonzo setzte der Feind gestern seine Angriffe fort. 
Deren Wucht richtete sich gegen unsere Stellungen zwischen 
Vodice und Salcano. Alle Anstrengungen des Angreifers 
blieben erfolglos. Er vermochte nicht einen Fuß breit Boden 
zu gewinnen. 
Am Vormittag führte der Gegner seine Massen zweimal 
gegen den Monte Santo zum Sturm. Der erste Angriff brach, 
ehe er sich zu entfalten vermochte, in unseren, Vernichtungs- 
jener zusammen. Beim zweiten bahnten sich welsche Ab- 
tellungen in der Nähe des Klosters Monte Santo den Weg 
in unsere durch Trommelfeuer zerschossenen Gräben. Unsere 
braven Truppen, unter ihnen Marbnrger Landsturm, trieben 
den Feind im Gegenstoß mit dem Bajonett zurück. Am Abend 
schritten die Italiener, auf Artillerievorbereitung verzichtend, 
zu einem breitangelegten mächtigen Angriff, der sich diesmal 
gegen den ganzen Abschnitt Vodice—Monte Santo richtete. 
Beim Vodice gelang es den Sturmkolonnen unter schweren 
Verlusten, den Höhenkamm zu erklimmen. Das altbewährte 
Infanterie-Regiment Nr. 41 warf sich aber dann auf den über- 
legenen Gcgner und zwang ihn in erbittertem Handgemenge 
zur Flucht. Die gegen den Monte Santo angesetzten italie- 
nischen Divisionen wurden schon durch unser Geschützfeuer in 
ihren Gräben zurückgehalten. 
Die gestrigen Kämpfe brachten uns über 200 Gefangene 
und 4 Maschinengewehre ein. Die überaus mannigfaltige 
Kriegsgliederung unserer Karsttruppen ermöglichte es nicht, 
heute schon jede Einzelheit der Truppenverbände, die sich um 
den Erfolg des Tages besonders verdient gemacht haben, nach 
Bezeichnung und Bodenständigkeit hervorzuheben. Unsere 
Flieger haben im Luftkampfe fünf italienische Flugzeuge ab- 
geschossen. 
Aus den übrigen Abschnitten der Südwestfront ist nichts 
Besonderes mitzuteilen." 
Am 21. Mai trat ein vorübergehendes Abflauen der 
Isonzoschlacht ein. Der Feind habe sich nach sieben 
Tagen ergebnisloser Kämpfe gezwungen gesehen, 
meldete der österreichisch-ungarische Generalstab, seiner 
Infanterie Ruhe zu gewähren. Nur östlich von Görz 
unternahmen die Italiener einen Vorstoß, der abge- 
wiesen wurde, und auf der Karsthochfläche kam es 
zeitweilig zu stärkerer Artillerietätigkeit. Das Ergeb- 
nis des furchtbaren Ringens war bis dahin für die 
Italiener, obwohl sie mit großer Tapferkeit gefochten 
hatten, ein klägliches. Im Räume von Jamiano 
und südwestlich von Doberdo hatte Cadorna seine 
Truppen ungefähr einen Kilometer vorwärtsgeschoben, 
weil hier das Gelände die Entfaltung überlegener 
Massen gestattet. Dafür hatte er nach vorsichtiger 
Schätzung etwa 100000 Mann geopfert. Das öfter* 
reichisch-ungarische Heer stand so fest wie bisher, und es 
war erfüllt von der festen Zuversicht, denn trotz der 
zahlenmäßigen Überlegenheit des Feindes war es 
siegreich geblieben. Sein bedeutender Führer, der 
frühere Kroatengeneral Voroevic, wußte es mit Ver- 
trauen auf seine Person und Führung zu erfüllen, 
das eine Vorbedingung des Sieges ist, besonders bei 
einem aus so verschiedenen Völkerschaften bestehenden 
Heere, wie es das österreichisch-ungarische war. Da 
hatte die Persönlichkeit des Feldherrn noch viel mehr 
zu bedeuten als anderswo. Voroevic hatte schon auf 
den verschiedensten Kampfplätzen des Krieges ge- 
fochten, immer mit Glück und höchster Tapferkeit. 
Unter dem, meinten die Soldaten, könnten sie auch 
gegen eine große Ubermacht nicht unterliegen. Sie 
unterlagen auch nicht, blieben vielmehr die unbestrit- 
tenen Sieger, als nun Cadorna wieder und wieder 
seine Massen gegen sie anstürmen ließ, denn die 
zehnte Isonzoschlacht war mit dem 20. Mai keines- 
wegs zu Ende. 
Der italienische Feldherr ließ seine Heere schon am 
23. von neuem gegen die österreichisch-ungarischen 
Stellungen anrennen. Nachdem bereits am 22. ein 
Angriff der Italiener auf Görz zurückgeschlagen worden 
war und der Geschützkampf sich zur äußersten Heftigkeit 
746
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.