Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Front zwischen Weichsel und Bug zuin Wanken. In 
den nächsten Tagen räumten die Russen ihre Stellungen 
auf der ganzen Linie, hielten nur noch Stand nördlich 
von Grubieszow. Bei ihrem Rückzüge verwüsteten sie 
das Land in barbarischer Weise, brannten die Dörfer 
nieder und steckten sogar die Getreidefelder in Brand. 
Am 30. rückte die österreichisch-ungarische Kavallerie 
auf der Verfolgung der Russen in Lublin ein. Woyrsch 
warf dieselben trotz verzweifelten Widerstandes westlich 
der Weichsel zurück. Mackensen schlug sie, die an der Linie 
Nowo-Alexandrija — Höhen bei Lublin — Höhen bei 
Cholm — sich wieder gesetzt hatten. Am 31. eroberten 
die Deutschen die Höhe von Podzamcze, östlich der 
Weichsel. Cholm wurde von den Verbündeten besetzt, 
nachdem die Russen aus ihren Stellungen bei Kurow 
geworfen wor- 
den waren. 
Als das erste 
Kriegsjahr zu 
Ende ging,war 
das russische 
Hauptheer 
überall 
und 
Weichsel zu- 
rückgetrieben 
worden. Fast 
ganz Südpo- 
len befand sich 
in der Hand 
des deutschen 
und österrei- 
chisch - ungari- 
sehen Heeres. 
Die starke Fe- 
stung Iwan- 
gorodwarzum 
großen Teil 
eingeschlossen 
und aufs 
schärfste be- 
droht. Im Juli hatten die Russen über 200000 Ge- 
fangene, darunter 850 Offiziere, 26 Geschütze, 230 Ma- 
schinengewehre verloren. Die geringe Anzahl der 
Geschütze erklärte sich daraus, daß die russischen Kom- 
Mandanten von ihrem Oberbefehlshaber die strengste 
Weisung erhalten hatten, die Kanonen auf dem Rück- 
zug in Sicherheit zu bringen. Infolgedessen wurden 
sie überall so schnell wie möglich abtransportiert und 
die Nachhutgefechte oft nur von Infanterie durch- 
geführt. Russischer Mut, Zähigkeit und Stumpfsinn 
brachten auch das zustande, aber man kann sich 
leicht vorstellen, wie verlustreich diese Nachhutgefechte 
ausfallen mußten. Selbst Armeen von vielen Hundert- 
taufenden mußten durch eine solche Art der Krieg- 
führung unheilbar geschwächt und zerrüttet werden. 
Auf dem anderen Teile des südöstlichen Kriegs- 
schauplatzes an der serbischen und montenegrinischen 
Küstenfront ereignete sich in den letzten beiden Mo¬ 
Eine Offiziersmesse bei dem Eroberer Lembergs, General der Kavallerie v. Vöhm-Ermolli, 
Führer der II. österreichisch-ungarischen Armee. Für die „Jllustrirte Zeitung" nach dem Leben 
gezeichnet von Professor St. Rejchan. 
Von links nach rechts: Oberstleutnant v. Kundegraber- Major Graf Andrassy; Generalmajor vr. Bardolff. 
Generalstabschef der II. österreichisch-ungarischen Armee; General der Kavallerie v. Böhm-Ermolli Ritt- 
meister v. Beöthy; Fürst Maximilian Egon zu Fürstenberg. 
naten des ersten Kriegsjahres nichts von Bedeuhmg. 
Der Zar, so wurde berichtet, hatte dem Serbenkönig 
die Weisung zugehen lassen, die Offensive gegen Ungarn 
zu ergreifen und so das in Ealizien kämpfende Russen- 
Heer zu unterstützen. Aber die Serben hatten das 
abgelehnt und erklärt, ihr Heer sei zwar noch fähig 
und bereit zu erbittertem Widerstand, wenn der Feind 
ins Land eindringen sollte, aber zu einer Offensive wäre 
es nicht mehr stark genug. Um so verstimmender mußte 
es in Petersburg wirken, als die serbische Armee trotz- 
dem eine Offensive einleitete, aber nach einer Richtung, 
die den Russen so unerwünscht wie nur möglich sein 
mußte. Sie erschien nämlich am 12. Juli in Albanien. 
Das Fürstentum Albanien war bekanntlich nach 
dem Balkankriege unter Österreichs Einfluß gegründet 
worden, weil 
die Donau- 
Monarchie un- 
ter keinen Um- 
ständen es dul- 
den wollte, daß 
Serbien und 
damit Ruß- 
land an die 
Adria gelang- 
ten.Altem Bal- 
kanbrauchefol- 
gend, hatten 
die Albanier 
sich einen deut- 
schen Prinzen 
zum Fürsten 
erwählt. Ihre 
Wahl war aus 
den Prinzen 
Wilhelm von 
Wied gefallen, 
einen wackeren 
Mann, der 
aber den rän- 
kenumtriebe- 
nen Niederträchtigkeiten seiner neuen Untertanen in 
keiner Weise gewachsen war und sich zum „Mbret" 
von Albanien — so lautete in der Landessprache 
sein wohlklingender Titel — so wenig eignete, wie 
etwa ein ehrenhafter Rechnungsrat zum Leiter einer 
Schwindelbank. Als der Krieg ausbrach, tat er das 
vernünftigste, was er tun konnte, er kehrte nach 
Deutschland zurück und trat wieder in die preußische 
Armee ein. 
Nun ging in Albanien alles drunter und drüber, 
und die Italiener besetzten unter einem leicht gefundenen 
Vorwand Valona. Das wurmte die Serben mächtig, 
denn sie betrachteten Albanien als ein Land, das 
ihnen mit Bosnien und der Herzegowina zum größten 
Teil nach dem Kriege zufallen müsse. Sie hielten 
im Juli die Zeit für gekommen, besetzten einen Teil 
des Landes und bemächtigten sich am 26. auch der 
wichtigen Stadt Durazzo. Aber auch Nicolaus l. 
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