Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Das wollte der Feind, dazu hatte Joffre einen der besten 
seiner Unterführer, den General Fach, mit der Leitung des 
Angriffs betraut, dazu hatte er Frankreichs ganze verfügbare 
Kraft vereinigt. 
Schon am 9. Mai abends stand es fest, daß er selbst nicht 
die schwachen deutschen Kräfte, die hier sofort zur Hand waren, 
über den Haufen werfen konnte. 
Die große Sturmflut war überwunden, doch der Kampf 
nicht beendigt. 
Ebenso hartnäckig und erbittert waren die Kämpfe 
bei Ipern. Am 1. Mai überschütteten die Franzosen 
und Engländer die deutschen Stellungen nordöstlich 
von Ipern mit einem wütenden Eranatenfeuer und 
suchten sie dann zu stürmen. Die Engländer zeigten 
sich dabei sehr vorsichtig. Die Franzosen entwickelten 
große Tapferkeit, aber da sie wirksames Rücken- und 
Flankenfeuer aus der Gegend von Broodseinde und 
Veldhoek erhielten, blieb ihr Angriff gänzlich erfolglos. 
Dagegen hatte der starke deutsche Angriff, der am 
2. Mai einsetzte und die folgenden Tage andauerte, 
einen sehr beträchtlichen Erfolg. Die Deutschen er¬ 
oberten die Gehöfte von Fortuyn südöstlich von 
St. Julien. Am 3. fielen Zevenkote, Zoonebeke, West- 
hoek, der Polygoneveldwald und das Nonnenholz — 
alles seit vielen Monaten heißumstrittene Orte — in 
ihre Hände. Aus dem Rückzüge wurden die Eng- 
länder und Franzosen von drei Seiten durch deutsche 
schwere Artillerie beschossen und erlitten infolgedessen 
die schwersten Verluste. Am 4. mußten sie gleichfalls unter 
großer Einbuße an Toten und Verwundeten zurückgehen 
auf den östlich von Ipern gelegenen Brückenkopf. Die 
Deutschen nahmen die Fermen Vanheule und Het Pap- 
potje, Eksternest und den Schloßpark von Herenthage. 
Am 6. Mai gingen die Engländer wieder zum 
Angriffe vor, sie richteten sich gegen die Höhe 60, 
südöstlich von Zillebeke, die seit dem 17. April einen 
Brennpunkt der Kämpfe bildete. Alle Versuche, den 
Deutschen diese Höhe zu entreißen, scheiterten unter 
den schwersten Verlusten der Anstürmenden. Die 
Deutschen gewannen sogar noch weiteres Gelände. 
Der 8. Mai war ein noch weit unglücklicherer Tag 
für die Engländer, denn sie mußten aus den Dörfern 
Verlorenhoek und Frezenberg und von wichtigen, 
die Umgegend von Ipern beherrschenden Höhen 
weichen, und 800 Gefangene, darunter 16 Offiziere, 
den Deutschen überlassen. Am 11. Mai eroberten 
die Deutschen eine wichtige Höhe vor Ipern, die von 
schottischen Hochländern verteidigt wurde, am 13. Mai 
suchten die Engländer die Einbuße der letzten Tage 
wieder einzubringen; sie unternahmen starke Angriffe 
gegen die Front, die jetzt die Deutschen innehatten, 
wurden aber unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. 
Am 14. wiesen die Deutschen einen Nachtangriff der 
Engländer bei Steenstraate am Iserkanal ab, kämpften 
an der Straße Upern—St. Julien weiter an und 
machten Fortschritte. Am 15.konnte die deutsche 
Oberste Heeresleitung bekanntgeben, daß seit dem 
22. April vor Ipern 110 feindliche Offiziere und 
5450 unverwundete Mannschaften in ihre Hände ge- 
fallen seien, dazu noch 500 verwundete Gefangene. An 
diesem Tage begann ein furchtbarer Angriff auf die 
deutschen Stellungen westlich des Iserkanals bei Steen- 
strate und Het Sas. Die Engländer und Franzosen 
trieben ihr „Schlachtvieh", ihre farbigen Sklaven, ohne 
jede Rücksicht auf die ungeheueren Verluste, die diese un- 
glücklichen Truppen erlitten, gegen die deutsche Schlacht- 
linie vor. Es gelang ihnen zwar nicht, die deutschen 
Stellungen zu erschüttern, aber als am 16. ein furcht- 
bares Artilleriefeuer der Engländer sich gegen die 
vorgeschobenen Posten richtete, wurden diese zurück- 
genommen, da sie zu schwach waren, einen neuen 
Angriff auszuhalten. Sie zu opfern lag kein Grund 
vor. Einzelne kleine Erfolge des Feindes konnten 
die deutsche Heeresleitung sehr kühl lassen, es kam ihr 
nur auf das eine an, einen Durchbruch ihrer Front 
im Westen zu verhüten. 
Am 20. setzten wieder größere Kämpfe ein. „Farbige 
Franzosen kämpften gegen die deutschen Stellungen 
am östlichen Kanaluser an", so meldete der deutsche 
Generalstab. Als „farbige Engländer und Franzosen" 
bezeichnete die deutsche Heeresleitung mit grimmigem 
Humor den ganzen Abschaum der Heidenwelt: Gurkhas, 
Senegalneger, SiouXindianer und andere, die von 
den beiden europäischen Westmächten zur Rettung der 
christlichen Kultur an die Front gebracht wurden. 
Die schwarz-, gelb- oder rothäutigen Herrschaften hatten 
meist kein besonderes Glück, wenn sie gegen die deutschen 
Schützengräben anstürmen mußten, und sie wurden auch 
hier zurückgeschlagen. Am 24. gingen die Deutschen 
wieder zum Angriff vor, eroberten die Vlaminghe- 
Ferme, das Schloß nördlich von Wieltje und die Belle- 
waarde-Ferme und näherten sich Hooge. Am 29. fanden 
die letzten Maikämpfe vor Ipern statt. Ein durch 
zehnstündiges Artilleriefeuer vorbereiteter französischer 
Angriff auf die Stellungen nördlich von D'Houdt- 
Ferme scheiterte unter schweren Verlusten der An- 
stürmenden. Somit hatte weder die Opferung un- 
zähliger Menschenleben, noch die unsinnige Verschwen- 
dung von Munition den Engländern und Franzosen 
an dieser Stelle der Front irgendwelche nennenswerten 
Vorteile gebracht. Im Gegenteil, die Deutschen waren 
jetzt näher an Ipern herangerückt als am Anfang 
des Monats. Nicht anders stand es an den anderen 
umstrittenen Punkten. Bei und auf der Loretto-Höhe, 
bei La Vassee und Arras waren vom 10. bis 18. heiße 
Kämpfe im Gange, Anstürme der Franzosen und vom 
14. an auch der Engländer. Beide stritten mit großer 
Tapferkeit, trugen hie und da auch einmal einen Teil- 
erfolg davon, aber eine Durchbrechung der deutschen 
Linie gelang trotz der großen Übermacht der Angreifer 
nirgendwo. Am 23. setzte dort wieder eine der „großen 
Offensiven" ein, die bis zum 25. andauerte und ge- 
rade an den Pfingsttagen am heftigsten tobte. Sie 
hatte aber denselben Mißerfolg wie alle die vorher- 
gehenden. Der einzige nennenswerte Erfolg der Fran- 
zosen bestand in der Eroberung von Earency und des 
Westteils von Ablain, sowie des Trümmerhaufens, der 
einstmals die Loretto-Kapelle gewesen war. Hier fielen 
ein deutsches Geschütz und 600 bis 700 Gefangene in 
ihre Hände. Aber der kleine Erfolg war durch ent¬ 
342
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.