Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Von den heißen Kämpfen bei Arras: Ein Sturmangriff an der Loretto-Höhe. Nach einer Zeichnung des Kriegsteilnehmers Adolf Cappel. 
lände zwischen den Dörfern Neuville, Earency und Souchez 
in ihrer Hand. Auch südlich Neuville ist der Feind in das 
Grabengewirr eingedrungen, das sein Bericht bezeichnender- 
weise „Labyrinth" nennt. Bis über die Straße, die im Hohl- 
weg von Ecurie nach Norden führt, ist er gelangt. Ein von 
uns kunstvoll mit Dach versehener Verbindungsweg bietet 
ihm nun Schutz. 
Aber jetzt zeigt unsere Truppe, welch Geistes sie ist. Nörd- 
lieh Ecurie machen die von Süden und Westen angegriffenen 
Söhne des Algäus nun auch nach Norden Front, und wehren 
dem Feind in erbittertem Nahkampf das Vordringen gegen 
den Rücken des Regiments. Kein Mann denkt daran, die 
Stellung zu räumen. In Neuville werfen sich die Verteidiger 
in die Häuser und halten die östliche Hälfte des Orts. In 
einem Garten steht ein Geschütz, dessen Bedienung gefallen 
ist. Ein Pionierleutnant und zwei Pioniere feuern damit 
auf nächste Entfernung in den Feind. Am Weg von Neu- 
ville nach La Folie bildet sich eine Schützenlinie, die den ein- 
gedrungenen Feind von Süden flankiert. Von Norden her 
lösen eine badische Batterie und ein bayerischer Haubitzzug, 
auf 600 Meter feuernd, glänzend diese Aufgabe, bis auch im 
dem Morgen heftiges feindliches Artilleriefeuer. Die von 
Gräben, unzähligen Geschoßlöchern und Minentrichtern durch- 
furchte Loretto-Höhe bildete sein hauptsächlichstes Ziel. Dann 
folgte auch hier der Angriff. Auserlesene Jägerbataillone 
des französischen 21. Armeekorps führen ihn. Sie dringen in 
die Gräben ein. Trotz tapferster Gegenwehr müssen die Ba- 
dener die vorderste Stellung räumen, nur eine Kompagnie 
hält sich dort, trotzdem der Feind sie umringt. 
Auch weiter nördlich in der Gegend von Loos gelangte 
ein Angriff in unsere Linie. Wieder wurde hierbei ein neues 
französisches Armeekorps, das 9., festgestellt. 
Überall auf diesem Teil des Schlachtfeldes war der Feind 
nicht über unsere erste Stellung durchgedrungen. Seine Er- 
folge blieben daher weit hinter dem erstrebten Ziele zurück. 
Nicht unmittelbar im Anschluß an die Franzosen erfolgte 
der englische Angriff. Vom 9. morgens ab beschossen sie unsere 
Gräben heftig, besonders westlich der großen Straße La Vassee- 
Estaires und nördlich Fromelles. Allerdings erleichterte ihnen 
der hohe Grundwasserstand in dieser Gegend die Arbeit. Die 
Brustwehren mußten seinetwegen größtenteils hier auf den 
gewachsenen Boden mit Sandsäcken aufgeschüttet werden. Kein 
Unsere zweite Stellung ist entblößt. An den vorgeschobenen 
Geschützen nördlich Neuville und südlich Souchez bricht sich 
die Brandung kurze Zeit, bis der letzte Kanonier zu Boden 
sinkt. Dann geht der Ansturm weiter. Die Franzosen 
dringen auf der Höhe von La Folie vor. Die Artillerie- 
beobachtungsstellen bei La Folie sind in ihrer Hand, schon 
nähern sie sich dem Ostabfall des großen Höhenzuges. Und 
auch gegen Norden gewinnen sie Boden. Von der Höhe 
stürmen sie hinab in das Dorf Souchez. Der Kommandeur 
eines bayrischen Jägerbataillons mit 10 Mann hält hier vor- 
läufig allein den Süd ein gang. 
Westlich davon dringen Zuaven und Fremdenlegionäre über 
den Carencybach, nehmen Moulin Malon, bedrohen die Loretto- 
Höhe von Süden und umschließen auch von Osten das Dorf Ca- 
rency, gegen das von Süd und West die 10. Division anstürmt. 
Um 12 Uhr mittags scheint es fast, als sei hier den Fran- 
zosen der Durchbruch gelungen. In einer Breite von vier 
Kilometern und einer Tiefe von drei Kilometern ist das Ge- 
Dorf schwache Unterstützungen, zuerst ein einziger Jägerzug, 
der Handvoll Verteidiger zu Hilfe kommen. Von Ablain her 
verhindern Vadener das Vordringen des Feindes gegen Norden. 
Gegen die Front des Durchbruchs aber werfen sich auf 
den Höhen westlich Givenchy und Vimy die Reserven des Ab- 
schnitts. Jeder Mann weiß, worum es sich handelt. Sieht 
doch der hier kommandierende General von La Goulette aus 
schon französische Schützen auf dieser Höhe im Vorgehen. Wer 
nur Waffen hat, schließt sich den Kompagnien an, Mannschaften 
der Kolonnen und Pferdewärter stürmen den steilen Osthang 
hinauf. Und es gelingt. Auf den Höhen 119, 140 und an 
den Waldrändern südlich davon gebietet unsere Artillerie und 
Infanterie den Eindringlingen Halt, nachdem deren vorderste 
Abteilungen niedergemacht sind. 
Ein Uhr ist vorbei, die erste Krisis hier überwunden, und 
bis zum Abend ändert sich die Lage nicht. 
Inzwischen aber tobt auch an anderer Stelle der Front 
der Kampf. Auf den nördlich anschließenden Teilen lag seit 
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