Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Stimmungsbild aus Ostende: Bei unseren feldgrauen „blauen Jungens". Nach einer Zeichnung 
des Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" Fritz Grotemeyer. 
Mit welcher Niedertracht sie jeden, der ihnen im 
Wege stand, verfolgten, und wie sie dabei jede Rück- 
sicht auf Moral und Recht beiseite setzten, das zeigte 
im hellsten Lichte der „Fall Casement". Sir Roger 
Casement war 
ein Ire, der in 
englischen 
Diensten hohe 
Ehrenstellen 
bekleidet hatte. 
Er war ein glü- 
hender Freund 
seinesvonEng- 
land geknechte¬ 
ten und halb 
zertretenen 
Volkes geblie- 
ben und sah 
durch denKrieg 
die Möglichkeit 
auftauchen,daß 
dieJrenvonih- 
ren Bedrückern 
befreit werden 
könnten. Des- 
halb legte er 
seineAmternie- 
der und erließ 
von Amerika aus eine Aufforderung an seine Lands- 
leute in Irland, die Waffen nicht gegen Deutschland 
zu ergreifen. 
Dann begab er 
sich nach Nor- 
wegen, um von 
hier aus für 
sein Vaterland 
tätig sein zu 
können, von da 
nach Deutsch- 
land. VonBer- 
lin aus richtete 
er einen Brief 
an Sir Edward 
Grey, der am 
15. Februar 
1915 von der 
„Norddeut¬ 
schen Allgemei¬ 
nen Zeitung" 
veröffentlicht 
wurde. Von 
allen Schrift- 
stücken, die in 
den letzten hun- 
dert Jahren an 
die Regierung eines Kulturstaates gerichtet worden sind, 
ist dieser ohne Zweifel der merkwürdigste, denn er ent- 
hält die Anschuldigung eines amtlich geplanten Meuchel- 
mordes unter Anstiftung zum gemeinsten Verrat. Der 
Vom westlichen Kriegsschauplatz: Eine Jnspektionsfahrt im Interesse der Landwirtschaft und 
des Wiederaufbaues der vom Kriege mitgenommenen Dörfer. Nach einer Zeichnung des 
Sonderzeichners der „Jllustrirten Zeitung" Fritz Grotemeyer. 
britische Gesandte in Christiania M. De C. Findlay 
hatte im Austrage des sehr ehrenwerten Sir Edward 
Erey den Diener Casements, einen Norweger Adler 
Christensen, durch Eeldbestechung zu verführen gesucht, 
seinenHerrnzu 
ermorden. Er 
empfing ihn 
heimlich in dem 
englischen Ee- 
sandtschafts- 
gebäude und 
setzte ihm aus- 
einander, Cafe- 
mentmüssever- 
schwinden, und 
wer das be- 
sorge, der könne 
ein feines Ee- 
fchäft machen. 
„Wer ihm et- 
was auf den 
Schädel gibt 
(knocked hirn 
of the head)", 
fügte er hinzu, 
„brauche sich in 
seinem ganzen 
Leben nicht 
mehr mit Arbeit zu plagen". In einer weiteren 
Unterredung forderte der Gesandte Seiner britischen 
Majestät den 
Norweger aus, 
auchCafements 
Papierezusteh- 
len, damit seine 
Helfershelferin 
Irland eine 
empfindliche 
treffen 
könnte. Sollte 
ihm etwas da- 
bei zustoßen, so 
werde die eng- 
lische Regie- 
rung ihn zu 
schützen wissen. 
Christensen 
ging zum 
Schein auf die 
Sache ein, setzte 
aber sogleich 
seinen Herrn 
davon in 
Kenntnis und 
wußte auf Ca- 
sements Anweisung hin den britischen Gesandten 
in eine böse Falle zu locken. Findlay hatte ihm auf 
sein Ehrenwort 5000 Pfund Sterling versprochen, 
wenn er Sir Roger Casement ermorden oder in die 
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