Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

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Frauen, Kinder und Greise von der Heimat abzu- 
schneiden, wie das die Mächte des Dreiverbandes zu 
tun beliebten. Sie begründeten ihr barbarisches Ver- 
halten damit, daß die Abreisenden ihren Landsleuten 
wichtige Nachrichten überbringen könnten, was in 
den meisten Fällen nur eine plumpe Ausrede war. 
England erlaubte übrigens mit der Zeit den meisten 
die Abreise nach Holland. Rußland dagegen schleppte 
viele Deutsche nach Sibirien oder in bestimmte Orte, 
weit im Innern, meist solche, die das Trinkgeld für die 
Polizei nicht auf- 
bringen konnten, 
aufdashinihnen 
das Wohnen in 
ihrer bisherigen 
Heimstätte er- 
laubt ward. Den 
Deutschen wur- 
den in Rußland 
die Juden gleich- 
geachtet,dieüber- 
all das Schreck- 
lichste zu erdul- 
den hatten. Wo 
die russischen 
Heere auch stan- 
den.überallwur- 
den die sog. Po- 
grome veranstal- 
tet, d. h. regel- 
rechte Judenver- 
folgungen mit 
Plünderung 
und Beraubung 
derHäuser.grau- 
samer Mißhand- 
lungundSchän- 
dung der Weiber 
und Hinschlach- 
tung vieler Män- 
ner. Der Feld- 
rabbiner Loewy 
hat alle die fürch- 
terlichenSchand- 
taten, die von 
den Russen an 
seinen Glaubensgenossen verübt worden sind, in 
einem langen Berichte veröffentlicht, und der bekannte, 
in Ealizien wirkende evangelische Pastor D. Zoeckler 
hat erklärt, was er und seine Mitarbeiter in Ealizien 
und der Bukowina in betreff der Juden erlebt hätten, 
sei wohl das Entsetzlichste, was die Gegenwart zutage 
fördere. Grauen und Entsetzen überkomme jeden, 
der solches miterleben müsse. Die Russen verfuhren 
in Polen, ihrem eigenen Lande, ebenso, wie aus 
österreichischem Boden in Ealizien. Wie sie dort gegen 
die Juden vorgingen, zeigt folgender Armeebefehl des 
Generals Radko Dimitriew, der unter den erbeuteten 
russischen Militärpapieren gefunden wurde: 
§ 2. Es gelangten Mitteilungen an den Minister des In- 
nern, wonach mit der Evakuierung der Juden aus Galizien 
nach dem Innern Nußlands begonnen wurde... 
Der erlauchte Höchstkommandierende hat daher befohlen, 
daß bei der Besetzung neuer Gebiete durch unsere Truppen 
sämtliche Juden zu versammeln und nach vorwärts, den feind- 
lichen Truppen entgegen zu jagen sind. In den von uns be- 
setzten Gebieten des Hinterlandes sind aus den vermögenden 
und einflußreichen Juden Geiseln auszuheben, welche nach 
Rußland zu schaffen sind, und zwar in dem vorgesehenen An- 
siedlungsrayon; sie sind aber unter Bewachung zu halten, das 
heißt im Gefängnis, und ihr Besitz ist zu sequestrieren. Der 
Besitz solcher Juden, die sich auch nur die geringste Feind- 
seligkeit zuschulden 
kommen ließen oder 
die der Spionage 
verdächtig werden, 
ist einzuziehen. 
Als Aufenthalts- 
gebiete für die eva- 
kuierten Geiseln hat 
derMinisterdesJn- 
nern die Gouver- 
nements Pollawa 
und Tschernigow, 
das heißt die außer- 
halb des Kriegs- 
schauplatzes liegen- 
den Bezirke, be- 
stimmt. 
Vorstehendeszur 
Kenntnisbringend, 
fordere ich, daß der 
in Rede stehende 
Befehl aufs genau- 
este befolgt werde- 
beim Vollzuge die- 
ser Maßnahme ist 
im Einvernehmen 
mit den etwa vor- 
handenen Zivilbe- 
Hörden Vorzüge- 
hen; von seiten der 
Kommandanten ist 
hierbei größte Ini- 
tiative an den Tag 
zu legen. 
In der Kriegs- 
zone geschahen 
die Pogrome 
auf Anordnung 
höherer Offi- 
ziere, im In- 
nern des Landes 
wurden sie von 
der Polizei, 
wenn nicht di- 
rekt angestiftet, 
so doch gebilligt und sogar begünstigt. Auch die russische 
Regierung selbst bewies ihr Asiatentum, indem sie 
die Konsulatsbeamten der Österreicher und Ungarn, 
nach dem Völkerrechte unverletzliche Personen, zurück- 
halten, einkerkern und wie gemeine Verbrecher behan- 
dein ließ, bis die Donau-Monarchie mit den russischen 
Beamten in ihrem Lande zur Vergeltung gerade so 
verfuhr und dadurch die Moskowiter zum Nachgeben 
zwang. Ein würdiges Seitenstück dazu bildete die 
Behandlung der deutschen Missionare durch die Eng- 
länder. Wo sie in die deutschen Kolonien eindrangen, 
schleppten sie die Missionare und ihre Familien fort, 
luden sie auf Schiffe, behandelten sie dort wie Sträflinge, 
Wie die „deutschen Barbaren" ihre tapferen Feinde ehren: Ein für die bei den Kämpfen 
um Lorvicz gefallenen Russen in dieser Stadt errichtetes Kriegerdenkmal. 
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