Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Ihr Ziel war, sich und die Welt vom Deutschtum 
zu befreien, dessen Erstarken ihnen mit jedem Jahre 
lästiger, unbequemer und gefährlicher erschien. Durch 
eisernen Fleiß, Redlichkeit, Ordnungsliebe, Anpassungs- 
fähigkeit und Erfindungsgeist waren die Deutschen in 
unerhört schnellem Aufsteigen eines der wirtschaftlich 
stärksten Völker der Erde geworden. Entweder traten 
die anderen Völker mit der Zeit hinter Deutschland 
zurück, oder sie mußten die deutsche Art annehmen, 
„arbeiten und sich ernähren, wie die Deutschen", 
und das wollten sie nicht. Das Wort eines Eng- 
zwischen Rußland, Italien, Serbien, Montenegro und 
Rumänien auszuteilen. Diese Pläne wurden in den 
größten Zeitungen der Dreiverbandspresse der Welt 
ganz offen verkündet. So war schon das Kriegsziel 
ein ganz anderes als in allen den Kriegen, die Europa 
seit hundert Jahren gesehen hatte, und dem ent- 
sprach die Art der Kriegführung. Es war ganz natür- 
lich, daß sich die Völker, die den Gegner vernichten 
wollten, über alle Regeln des Völkerrechtes hinweg- 
setzten, und die Angegriffenen wurden dadurch ge- 
zwungen, ihnen auf diesem Wege zu folgen. 
Eoethes „Iphigenie auf Tauris" vor deutschen Soldaten und Verwundeten auf der Freilichtbühne in Namur am 4.Juli. 
2Ke Freilichtbühne in Namur befindet sich hoch über der Stadt auf der Zitadelle. Die Leitung der Aufführung lag in den Händen des Majors 
^oseph v. Laufs und des Hauptmanns Grafen Pocci. Die Darsteller gehörten der Königlichen Hofbühne in Wiesbaden an und rvaren zu diesem 
Zweck nach Namur gekommen. Der Ertrag der Vorstellung floß dem Wohltätigkeitsfonds des Gouvernements zu. 
länders an einen Deutschen: „Ihr zwingt uns zu 
leben, wie wir nicht leben wollen!" gibt eigentlich 
den tiefsten Grund des Krieges an. Der deutsche 
Handel, die deutsche Industrie sollten vernichtet werden. 
Ganz ungescheut sprachen führende Zeitungen Eng- 
lands davon, daß man die Fabriken in der Rhein- 
gegend zerstören, Essen dem Erdboden gleich machen 
müsse. Jede Seegeltung Deutschlands sollte aufhören. 
Der deutsche Reichsverband sollte aufgelöst, Deutsch- 
land wieder ein ohnmächtiger Staatenbund werden. 
Die West- und Ostprovinzen sollten an Frankreich 
und Rußland, Schleswig-Holstein an Dänemark fallen. 
Österreich-Ungarn beabsichtigten die Dreiverband- 
genossen bis auf einen nicht eben bedeutenden Rest 
Die ersten, die darunter zu leiden hatten, waren 
die Angehörigen der beiden angegriffenen Staaten, 
die sich beim Ausbruch des Krieges noch in den 
feindlichen Ländern befanden. Viele harmlose Rei- 
sende, die sich in Geschäften oder um Verwandte 
und Freunde zu besuchen, im Auslande aufge- 
halten hatten, wurden dort vom Kriege überrascht 
und suchten nun in Hast die Grenze zu erreichen. 
Einige schlüpften unbelästigt durch, die meisten aber 
mußten an den Stationen, die sie durchfuhren, vom 
wütenden Pöbel die schlimmsten Verfolgungen er- 
dulden. Das Volk beschimpfte sie mit den gemeinsten 
Worten, spuckte sie an, schlug, stieß und trat nach ihnen 
und riß ihnen zum Teil die Kleidung vom Leibe. Sie 
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