Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Vergnügungsstätten um diese Zeit schließen ,nutzten, 
so wurde dadurch eine volle Stunde Lichtverbrauch 
gespart, und da der Deutsche nach der neuen Zeit zur 
Arbeit gehen mußte, so war er gezwungen, auch 
früher sein Lager aufzusuchen. 
Auch sonst kam das Volk in mancherlei Bedrängnis. 
Glücklicherweise war wenigstens der Hungersnot durch 
die Beschlagnahme der Getreideernten und Einführung 
der Brotkarte vorgebeugt worden. Die Verpflegung 
mit Brot machte also den Deutschen keine Schwierig- 
keiten, ebensowenig den Österreichern und Ungarn. 
Aber im übrigen trat ein sehr fühlbarer Mangel an 
fast allen Lebensmitteln in den meisten Teilen der 
Händler, die überall im Lande umherzogen, boten 
den Bauern die höchsten Preise; die Bauern schlugen 
das Vieh dafür los, zumal seine Ernährung durch 
die schlechte Ernte des Jahres schwierig war. So 
entstand bald auch Mangel an Rindfleisch und, was 
noch bedenklicher war, an Milch und Butter. Be- 
sonders die Jndustriegegenden und die großen Städte 
litten sehr darunter. Es mußten besondere Maßnahmen 
getroffen werden, damit wenigstens die Säuglinge 
und die stillenden Mütter mit Milch versorgt wurden. 
Nun ging man im Laufe des Jahres 1916 überall 
dazu über, das Fleisch und die wichtigsten Nahrungs- 
mittel gegen Karte auszugeben, wie das beim Brot 
Deutscher Sturmangriff in den Argonnen. Nach einem Gen 
Professor G 
beiden Staaten ein, besonders in den deutschen großen 
Städten. Es fehlte an Fleisch, Fett, Butter, Kartoffeln, 
Zucker, Milch und Eiern. Im Herbst 1914 war den 
Landwirten befohlen worden, möglichst viel Schweine 
zu schlachten, weil die Kartoffeln und das Getreide 
zur menschlichen Nahrung gebraucht werden würden 
und Kraftfutter, das im Frieden aus dem Ausland 
hereinkam, nicht zu erhalten sein werde. Ob dieses 
Verbot weise war oder nicht, soll hier nicht untersucht 
werden; jedenfalls führte es dazu, daß im folgenden 
Jahre Schweinefleisch kaum zu beschaffen war. Es 
folgten dann im Laufe des Jahres 1915 Schlacht- 
verböte von Schweinen in den einzelnen Gegenden, 
um die Schweinezucht wieder zu heben. Einstweilen 
durfte das Rindvieh abgeschlachtet werden und wurde 
auch massenhaft zu Konserven verarbeitet. Die 
)e des bei der Kronprinzen-Armee zugelassenen Kriegsmalers 
rg Schöbe!. 
und Mehl schon längst der Fall war. Aber eine ein- 
heitliche Reichsfleischkarte kam bis Mitte 1916 nicht 
zustande. Am 26. Mai kam zwar ein Reichsernäh- 
rungsamt zustande, an dessen Spitze der Oberpräsi- 
dent Ostpreußens, von Batocki, stand, aber in den 
nächsten Monaten war von seiner Tätigkeit noch nichts 
zu merken. Jedes Land oder Ländchen gab seine 
Fleischkarte aus, in Preußen jeder Kommunalverband, 
also jede größere Stadt und jeder einzelne Landrats- 
bezirk für sich, was zu großen Ungleichheiten und 
Unzuträglichkeiten führte. An manchen Orten waren 
die Fleischmengen, die auf den Kopf berechnet wurden, 
lächerlich gering; sie betrugen 200 Gramm die Woche 
oder noch darunter, an anderen Orten waren sie be- 
deutend höher. In den Städten wurden fast überall 
auch Butter, Fett und viele andere Lebensmittel nur
	        
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