Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

Das war das Ende der großen italienischen Offen- 
sive, zu der sich Cadorna ohne Frage nur deshalb 
entschlossen hatte, weil die lateinische Schwester, die 
bei Verdun gepeinigt wurde, ihr Hilfegeschrei so gellend 
erschallen ließ, daß die italienischen Staatsmänner den 
General zu einem Entlastungsversuch zwangen. An 
einen Erfolg hat er wohl von vornherein nicht ge- 
glaubt, und nachdem er einige tausend italienische 
Soldaten für Frankreich geopfert und so den guten 
Willen gezeigt hatte, stellte er die 
aussichtslose Schlächterei wieder ein. 
Die Österreicher und Ungarn 
drehten nun aber den Spieß herum 
und gingen ihrerseits zum Angriff 
über. Sie drangen am 17. am Tol- 
meiner Brückenkopf vor, setzten am 
18.ihre Angriffe erfolgreich fort, dran- 
gen über die Straße Selo-Cinginj 
und westlich Santa Maria weiter 
vor und wiesen mehrere Angriffe 
auf die eroberten Stellungen ab. 
Auch am Südgrat des Mrzli Vrh 
wurden die Italiener aus ihrer Stel- 
lung geworfen und flüchteten bis 
Caprile. Am 19. errangen die Öfter- 
reicher und Ungarn Vorteile am 
Görzer und Tolmeiner Brückenkopf, 
am Mrzli Vrh und Krn und er- 
oberten bei Nombon eine italie- 
nische Stellung. Vis zum 25.geschah 
dann nichts mehr von Bedeutung. 
Am 26. eroberten die österreichisch- 
ungarischen Truppen am Eörzer 
Brückenkopf die ganze italienische 
Stellung vor dem Nordteil der Pod- 
gora-Höhen und nahmen 13 Offi- 
ziere, 523 Mann gefangen. Im 
Plöckenabschnitt wurden italienische 
Angriffe abgewiesen. Am27.fanden 
Kämpfe statt am Eörzer Brücken- 
köpf, im Abschnitt der Hochebene von Doberdo, am 
Nordhange des Monte San Michele, bei Sölz und 
im Plöckenabschnitt, die sämtlich für die Italiener un- 
günstig, zum Teil auch sehr verlustreich verliefen. 
Graf und Burggraf Dohna-Schlodien, 
Kommandant S. M. Schiff „Möwe". 
(Photo-Bericht H. Hoffmann, München.) 
Bataillons Nr. 8 allein 500 italienische Leichen. Die 
Kämpfe dauerten an fast allen diesen Stellungen bis 
zum Ende des Monats an, und stets rvaren dabei 
die Österreicher und Ungarn im Vorteil. 
In welcher Weise die Italiener, die sich auf ihre 
Kultur so viel einbildeten, den Krieg führten, soll fol- 
gendes österreichisch-ungarisches Aktenstück beleuchten: 
Wien, 23. März. 
„Das Ministerium des Äußern hat den Regierungen der 
neutralen Staaten folgende Verbalnote zukommen lassen: 
Die S\. u. R. Regierung hat die amt- 
liehe Mitteilung des folgenden Wortlautes 
erhalten: 
Am 18. d. M. 9 Uhr 40 Minuten 
vormittags hat bei klarem Wetter und 
hellem Sonnenschein ein feindliches Un- 
terseeboot unweit Sebenico ohne jede 
vorherige Warnung zwei Torpedos auf 
das Spitalschiff „Elektra" abgeschossen. 
Das Schiff wurde von einem der Tor- 
pedos getroffen und erheblich beschädigt. 
Eine Krankenpflegerin des Roten Kreuzes 
getötet, drei andere verwundet, darunter 
zwei schwer, ein Matrose verschollen. 
Der Name des von der Gesellschaft des 
österreichischen Roten Kreuzes ausge- 
rüsteten Spitalschiffes war den feind- 
lichen Mächten entsprechend notifiziert 
worden und das Schiff war mit den 
durch die Haager Konvention vorge- 
schriebenen besonderen Abzeichen ver- 
sehen. 
Angesichts dieser Tatsachen legt die 
K. u. K. Regierung nachdrücklichst Pro- 
test gegen ein Vorgehen ein, durch 
welches die feindliche Marine sich nicht 
nur der flagranten Verletzung eines 
durch die besagte Konvention feierlich 
bekräftigten Grundsatzes des Völkerrechts, 
sondern auch eines verabscheuungswür- 
digen Frevels an der Menschlichkeit 
schuldig gemacht hat. Das K. u. K. 
Ministerium des Äußern beehrt sich, die 
Botschaft (Gesandtschaft) zu bitten, vor- 
stehendes schleunigst zur Kenntnis ihrer 
Regierung bringen zu wollen." 
Daneben stelle man die ruch- 
lose Beschießung von Eörz, das 
die Italiener doch angeblich von 
dem Joche der Barbaren befreien 
wollten, und man wird sich dann 
einen richtigen Begriff bilden können von der Ver- 
logenheit oder der heuchlerischen Selbsttäuschung eines 
Volkes, das fortwährend die größten Greueltaten seelen- 
ruhig beging und dabei beständig von der überlegenen 
So lagen vor der Front des Kärntner Feldjäger- Höhe seiner Kultur zu faseln pflegte. 
Die Kämpfe an der Westfront im ersten Vierteljahre 1916. 
^>er Januar 1916 verlies auf dem Kampfgebiet in 
/^/Frankreich, Flandern und im Elsaß in derselben 
Weise wie die beiden letzten Monate des vergangenen 
Jahres. Es kam zu keinem Ereignis von entscheidender 
Bedeutung. Engländer und Franzosen kündigten an, 
daß im Frühling eine große Offensive kommen solle, 
die größte aller bisherigen, die den Krieg beendigen 
werde. Vorderhand aber hielten sie Ruhe und unter- 
nahmen nur kleinere Angriffe, deren wichtigste hier 
erwähnt werden sollen. 
In der Neujahrsnacht wurden Versuche starker eng- 
lischer Abteilungen, in die deutsche Stellung bei Fre- 
linghien, nordöstlich von Armentieres einzudringen, 
vereitelt. Die Deutschen eroberten einen französischen 
Graben südlich des Hartmannsweilerkopfes und machten 
dabei 200 Gefangene. Am 2. gelang den Deutschen 
eine große Sprengung nördlich der Straße La Bassee- 
Bethune; auf Nancy schleuderten die Deutschen Era- 
naten aus weittragenden Geschützen. Zur Rache be- 
schössen die Franzosen Lens, das in deutschem Besitze 
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