Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

fischen Golf verlegen. Aber es zeigte sich bald, daß 
dieier Feldzug weit schwieriger war, als sie sich ihn 
vorgestellt hatten. Das Land, das zu durchziehen 
war, bot große Geländeschwierigkeiten und wurde von 
den Türken tapfer verteidigt. Die armenischen und 
kurdischen Beduinen machten mit den Türken ge- 
meinsame Sache und störten und gefährdeten die 
englischen Verbindungslinien. Erst nachdem die bri- 
tische Streitmacht namhaft verstärkt war, gelang es 
ihr nach sieben Monaten, bis in die Nähe von Bagdad 
vorzudringen. Die englischen Zeitungen posaunten 
schon die baldige Einnahme der Stadt in alle Welt 
hinaus und machten den Völkern des Erdkreises 
klar, was Bagdad zu bedeuten habe. Aber auch 
die Türken hatten sehr beträchtliche Verstärkungen 
erhalten und gingen nun mit einem Male zum 
Angriff über. Bei Ktesiphon brachten sie den Eng- 
ländern eine fürchterliche Niederlage bei. Die Schlacht 
begann am 23. November, und bis zum 5.De¬ 
zember wurde dort gekämpft. Das englische Heer 
verlor viele Tausend Mann an Toten, Verwun- 
deten und Gefangenen, büßte zwei stark bewaff- 
nete Kanonenboote ein und wurde weit flußab- 
wärts zurückgetrieben. In Kut-el-Amara, 160 Kilo- 
Meter von Bagdad entfernt, wurden über 10000 Eng- 
länder eingeschlossen und von den Türken be- 
lagert. Und in der Folgezeit drehte sich das eng- 
lische Interesse um die Befreiung dieser Eingeschlosse- 
nen, während von einer Eroberung Bagdads nicht 
mehr die Rede war. Den Oberbefehl über die Tür- 
ken führte, wie später bekannt wurde, der deutsche 
Generalfeldmarschall von der Goltz. 
Russenkämpfe im November und 
^Vm November war der Krieg auf der Ostfront 
-^)zu einem Stellungskrieg geworden. Der Winter 
mit seinen hohen Kältegraden und mit seinen unge- 
heuren Schneemassen machte es den deutschen Heeren 
unmöglich, wie bisher vorzudringen. Sie suchten an 
Riga und Dünaburg näher heranzukommen, was 
ihnen auch gelang. Im übrigen beschränkten sie sich 
darauf, das eroberte Gebiet zu behaupten. Die Russen 
dagegen, die immer von neuem sehr namhafte Ver- 
stärkungen heranzogen, suchten die deutschen Linien rück- 
wärts zu drängen. In Wolhynien hatte Linsingen die 
Aufgabe, die Russen aus das östliche Ufer des Styr 
zurückzuwerfen, soweit das nicht im Oktober schon 
geschehen war. Es gelang ihm, bis Ende November 
das zu erreichen und bis Ende des Jahres die 
russischen Vorstöße, die das verlorene Gelände wieder- 
erobern sollten, abzuwehren. In Ostgalizien dauerten 
die heftigen Kämpfe, die in den letzten Oktobertagen 
begonnen hatten, bis zum 6. November an und 
endigten mit einem Zurückwerfen der Russen. Von 
da an ereignete sich an diesem Teil der Front nichts 
Wesentliches bis Ende des Monats. 
Im einzelnen spielten sich die Ereignisse während 
des November folgendermaßen ab: 
Am 1. November unternahmen die Russen mehrere 
Angriffe vor Dünaburg, wurden aber abgewiesen. 
Am 2. suchten sie bei JlluXt, Garbunowka und 
Gateni, nördlich des Dryswjaty-Sees vorzudringen, 
holten sich aber hier nur blutige Köpfe. Dagegen 
mußte infolge eines russischen Angriffes mit großer 
Ubermacht die deutsche Linie zwischen dem Swenten- 
und Jlsensee zurückgenommen werden. Das Dorf 
Mikulischki fiel dabei in die Hände der Angreifer. 
Sie mußten es aber schon am folgenden Tage vor 
dem deutschen Artilleriefeuer wieder räumen. Russische 
Angriffe bei Garbunowka und Dünaburg scheiterten. 
Am 4. brachen bei Gateni und zwischen Swenten- 
und Jlsensee russische Angriffe vor den deutschen 
ezember 1915 und Januar 1916. 
Stellungen zusammen. In der Nacht vom 4. zum 
5. November führten die Russen einen erfolgreichen 
Uberfall nordwestlich des Swentensees aus. Sie 
drangen dort in die deutschen Stellungen ein und 
behaupteten sie am 5., wurden aber am 6. wieder 
hinausgeworfen. Vom 7. bis 9. November fanden 
noch nach starker Feuervorbereitung russische Angriffe 
mit bedeutenden Kräften statt südlich und südöstlich 
von Riga, westlich von Jakobstadt und vor Düna- 
bürg. Sie hatten an einigen Punkten vorübergehend 
Erfolg, endeten aber allesamt damit, daß die Russen 
unter sehr schweren Verlusten zurückgeschlagen wurden. 
Am 10. wurden bei Kemmern, westlich von Riga, 
drei Angriffe der Russen, die durch das Feuer ihrer 
Schiffe unterstützt wurden, von den Deutschen abge- 
schlagen. In der Nacht nahmen die Deutschen, un- 
gestört von den Russen, ihre Truppen aus dem Wald- 
gelände westlich und südwestlich von Schlock zurück, 
da es durch den Regen der letzten Tage in einen 
Sumpf verwandelt worden war. Vom 11. bis 13. 
ereignete sich nichts von Bedeutung. Am 14. brach 
ein russischer Teilangriff in der Gegend von Smorgon 
unter schwersten Verlusten vor den deutschen Stel- 
lungen zusammen. Vom 14. bis 20. lauteten die 
Berichte der deutschen Heeresleitung beständig „Nichts 
Neues" oder „Lage unverändert". Am 21. wurde 
ein schwacher russischer Vorstoß gegen den Kirchhof 
von Jlluzct von den Deutschen abgewiesen. Am 23. 
begann ein deutscher Angriff auf Bersemünde, der 
den Ort am 24. fest in deutsche Hand brachte. 9Osfi- 
ziere, 750 Mann wurden den Russen dabei abge- 
nommen. Am 25. versuchten die Russen ihn zurück- 
zuerobern, konnten aber keinen.Erfolg erzielen. Ihr 
Versuch, bei Pulpe die Misse zu überschreiten, wurde 
vereitelt. 
Das waren die einigermaßen bedeutenden Ereig- 
nisse, die sich im November bei der Heeresgruppe 
Hindenburg vollzogen. Von der Heeresgruppe des 
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