Volltext: Der Weltbrand Band 2 (2; 1917)

durch das niedere Volk zu neuer Kraftentfaltung ent- 
flammen zu können, insbesondere die Bauernsöhne 
im Heere, denen der Zar ja immer noch als ein halb 
überroeltliches Wesen erschien. Ihre Erwartungen er- 
füllten sich indessen nur zu einem geringen Teil. 
Besser als unter Nikolai Nikolajewitsch erging es ja 
dem Heere unter Ruszki — so hieß der militärische 
Hauptberater des Zaren — aber immer noch sehr schlecht, 
und bis weit in den September hinein war von einer 
Besserung überhaupt noch nichts zu spüren. Im ein- 
zelnen fanden im September an der deutschen Ost- 
front die folgenden Ereignisse statt: 
Am 1. stürmte die Heeresgruppe Hindenburg einen 
Ort an der Bahn Wilna-Erodno und mehrere Forts 
der Festung Grodno. Norddeutsche Landwehr und 
badische Truppen bemächtigten sich der Forts 4 und 
4A. Die übrigen Werke der vorgeschobenen Be- 
festigungslinie wurden von den Russen geräumt, öst- 
lich des Forts von Bialystock wurden die Übergänge 
über den Swislotsch von Makarowce aufwärts besetzt. 
3000 Gefangene bildeten die Beute des Sieges. Die 
Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern erkämpfte 
den Austritt aus dem Nordostrande des Bjelowjesh- 
Forstes und bemächtigte sich nachts durch Überfall 
der Jassjolda-Ubergänge im Sumpfgebiet nördlich 
Prushany. Uber 1000 Gefangene wurden eingebracht. 
Die Heeresgruppe Mackensen überschritt den Malhaviec- 
Abschnitt auf der ganzen Front in der Verfolgung 
der Russen. Am 2. September stürmten Hindenburgs 
Truppen den befestigten Brückenkopf von Lennewaden, 
warfen nordwestlich und westlich von Wilna und 
südöstlich von Meretsch die Russen, erreichten zusammen 
den Augustower Kanal und in Swislotsch den Njemen, 
gelangten bei Grodno über diesen Fluß und nahmen 
nach einem Häuserkampfe die Stadt. An der Straße 
Alekschzy-Swislotsch brach Gallwitz den Widerstand 
der russischen Nachhuten. Leopold von Bayern drang 
kämpfend vor. Mackensen erreichte die Jassjolda bei 
Selez und Kartuskaja-Beresa und die Gegend von 
Antopol, 30 km östlich von Kobrin. Österreichisch- 
ungarische Truppen seiner Heeresgruppe drangen süd- 
lich von Boloto-Dubowoje nach Osten vor. 
Der 3. September brachte zwei bedeutende deutsche 
Erfolge. Die Nordarmee der Heeresgruppe Hinden- 
bürg, befehligt von General von Below, erstürmte den 
Brückenkopf von Friedrichstadt, wobei 37 Offiziere, 
3325 Mann als Gefangene in ihre Hände fielen, und 
nach sehr erbitterten Kämpfen räumten die Russen 
Grodno, die letzte große Westfestung ihres Reiches. 
6 schwere Geschütze und 2700 Gefangene bildeten die 
Beute des Sieges. Die beiden anderen deutschen 
Heeresgruppen befanden sich im beständigen Vorrücken. 
Am 4. schlug Gollwitz die Russen bei und südlich 
von Mscibowo. Leopold von Bayern erkämpfte den 
Austritt aus der Sumpfenge bei und südöstlich von 
Nowy Dwor. Am 5. wurden nur unbedeutende 
Gefechte gemeldet, doch waren die deutschen Heeres- 
gruppen überall in Vorwärtsbewegung begriffen. Am 
6. stellten sich die Russen der Armee Hindenburg 
westlich Skidel bis Wolkowysk in Frontstellung ent- 
gegen. In hartnäckigen Kämpfen drangen die deut- 
scheu Truppen über den Abschnitt der Pyra und 
Kotra vor. Gallwitz gelangte an einzelnen Stellen 
durch nächtlichen Überfall auf das Ostufer des Ros- 
Abschnittes. Leopold von Bayern kämpfte südöstlich 
von Wolkowysk mit den sich zum Widerstand stellen- 
den Russen. Mackensen warf sie aus ihren Stellungen 
bei Chomsk und Drogitschin. Am 7. eroberte die Heeres- 
gruppe Hindenburg (Eichhorn) einige See-Engen bei 
Nowyje-Troki südwestlich von Wilna. Wolkowysk 
und die Höhen östlich und nordöstlich davon wurden 
genommen und dabei 2800 Gefangene gemacht. Leo- 
pold von Bayern warf die Russen bei Jzabelin. Am 
8. näherte sich Hindenburg Skidel. Südlich des Njemen 
entzogen sich die Russen durch Rückzug hinter die 
Zelwianka der Niederlage. Die Beute betrug 3550 Ge- 
fangene. Am 9. wurde von der Heeresgruppe Hinden- 
bürg südöstlich Friedrichstadt und Wilkomir mit Glück 
gekämpft. Die Höhen bei Pieski an der Zelwianka 
wurden erstürmt und 1400 Gefangene dabei gemacht. 
Am 10. leisteten die Russen an der Zelwianka hart- 
nackigen Widerstand und versuchten durch Gegenstöße 
starker Kräfte den deutschen Angriff aufzuhalten. Skidel 
und das nordwestlich davon gelegene Niekrasze konnten 
erst nach hin- und herwogenden Kämpfen in der Nacht 
von den Deutschen erobert werden. Auch Lawna an 
der Straße Skidel-Lunno-Wola wurde von ihnen 
erstürmt und 2700 Gefangene in diesen Kämpfen er- 
beutet. Leopold von Bayern erzwang an einzelnen 
Stellen den Ubergang über die Zelwianka. Am 11. 
kämpfte Hindenburg zwischen Düna und Meretsch am 
Njemen und nahm den Russen 1800 Mann ab, zwang 
sie auch nach heftigem Widerstand zwischen Jeziory 
und dem Njemen zum Rückzug, durchbrach ihre Linie 
an der Zelwianka an mehreren Stellen und erbeutete 
an Gefangenen 17 Offiziere und 1946 Mann. In engem 
Zusammenwirken mit dem rechten Flügel Hindenburgs 
eroberte Leopold von Bayern die russischen Stellungen 
östlich von Zelwianka, warf die Russen beiderseits 
der Straße Kartuskaja-Beresa-Kossowa-Slonim und 
machte 2759 Gefangene. Am 12. drang Hindenburg 
zwischen Friedrichstadt und Jakobstadt vor. Die 
Spitzen seiner Armee erreichten Eckengrafen. Auch 
die Bahnlinie Wilna-Dünaburg-Petersburg wurde 
an mehreren Stellen von ihm erreicht. Am Njemen- 
Bogen östlich vor Grodno blieb die Verfolgung im 
Gange. An der unteren Zelwianka wurden mehrere 
russische Gegenangriffe zurückgewiesen. Hindenburg 
erbeutete 3700 Gefangene, Leopold von Bayern 1000. 
Mackensen drang nach Kämpfen, die vom 9. bis 12. 
gedauert hatten, auf Pinsk vor. Am 13. schritt 
Hindenburg aus der Front zwischen Düna und 
Wilija unter Kämpfen vorwärts, erbeutete 5200 Ge- 
fangene und Kriegsmaterial. Alle drei Heeresgruppen 
befanden sich in unaufhaltsamem Vordringen. An 
den drei folgenden Tagen änderte sich die Lage in 
keiner Weise. Die deutschen Truppen gingen überall 
vor, die russischen wichen überall zurück. 
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